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Der falsche Mann

Der falsche Mann

Titel: Der falsche Mann
Autoren: David Ellis
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» Tja, es ist komisch. Joels Bericht enthält auch die biografischen Hintergründe der Hauptverdächtigen. Demzufolge hat Peter niemals geheiratet oder Kinder in die Welt gesetzt. Aber er hatte einen Bruder namens Joey, der jung gestorben ist. Joey hinterließ eine achtjährige Tochter. Peters Nichte.«
    Tori blinzelte. Sie wollte etwas erwidern, überlegte es sich dann aber anders. Ihr Blick zuckte durch den Raum und in Richtung Flur.
    » Sie ist heute siebenundzwanzig«, erklärte ich.
    » Was du nicht sagst.«
    » Ihr Name ist Ginger.«
    Die Temperatur im Raum fiel schlagartig. Tori musterte mich lange. Ihre Züge verhärteten sich. Sie trug immer noch den langen Mantel, und ihre Hände waren in den Taschen verborgen.
    » Nein, stimmt nicht«, sagte sie. » Sie heißt Victoria. Victoria Virginia Ramini.«
    Sie zog ihre rechte Hand aus der Tasche, die jetzt eine Pistole hielt.
    » Unglücklicherweise hieß meine Tante auch Victoria, also nannten sie mich Virginia. Und aus ›Virginia‹ wurde ›Ginger‹. Übrigens hab ich diesen Spitznamen immer gehasst.«
    » Und jetzt heißt du Tori Martin«, sagte ich. » Also kommt ›Tori‹ von ›Victoria‹. Und was ist mit ›Martin‹? Hast du dir diesen Namen ausgedacht?«
    » Es war der Mädchenname meiner Mutter.«
    » Ah. Das ist natürlich praktisch. Schauen wir mal, ob ich da richtig liege. Du hast deinen Ehemann getötet, es ging eine Zeit lang abwärts für dich, doch dann bist du unter einem neuen Namen wieder aufgetaucht – Tori Martin –, und was noch besser war, du hattest gleich einen neuen Job. Du hast deinem alten Onkel Peter dabei geholfen, Leute aus dem Verkehr zu ziehen. Er kriegte die Aufträge, aber weil er sie mit seinen zittrigen Händen nicht mehr durchführen konnte, gab er sie an dich weiter. Niemand kannte dich. Niemand würde dich je verdächtigen. Und die Cops und das FBI hatten Peter zwar wegen einiger Morde in Verdacht, konnten jedoch nichts beweisen. Keine Fingerabdrücke, keine verwertbaren Spuren – zur Hölle, Peter war vermutlich zum Zeitpunkt der Morde zwanzig Kilometer entfernt und hatte ein perfektes Alibi.«
    Tori studierte mich gründlich, bevor sie antwortete. » In Wahrheit schaut er gerne zu. In dem Punkt ist er sehr eigen. Ich weiß nicht, ob er mich schützen will oder einfach die Aufsicht über alles behalten möchte, auch wenn er selbst den Abzug nicht mehr drücken kann. Aber er ist jedes Mal dabei. Willst du meinen Onkel noch eingehender psychologisch analysieren, Jason?«
    Nein, wollte ich nicht. Toris Hand mit der Waffe hing locker an ihrer Seite herab, doch sie beobachtete mich aufmerksam. Ich stand hinter meinem Schreibtisch. Sie wusste, dass ich eine Pistole besaß. Allerdings hatte sie keine Ahnung, wo diese sich befand. Nicht dass ihr das Kopfzerbrechen bereitet hätte. Sie hatte sich als außergewöhnliche Schützin erwiesen. Sie hätte mir eine Kugel zwischen die Augen verpassen können, bevor ich auch nur in die Nähe meines Schreibtischs gelangen konnte.
    » Die Capparellis bekamen mit, dass Lorenzo Fowler nervös wurde, dass er vielleicht plaudern würde«, sagte ich. » Und sie fanden heraus, dass er einen Termin bei mir hatte, bei einem Anwalt, der nicht in den Diensten der Capparellis stand. Sie wollten also jemanden in meiner Nähe. Jemanden, der herausfand, was ich wusste. Und dieser Jemand warst du. Du und diese beiden Schläger; ihr habt eine kleine Szene im Vic’s inszeniert, damit ich einschreiten und den Helden spielen kann. Und anschließend hast du meisterhaft die Unnahbare gespielt, bis wir beide uns schließlich doch näherkamen. Ich habe dich in alles eingeweiht. Ich habe dir alles verraten, und du hast denen alles verraten.«
    Ich lachte angesichts einer Erinnerung. » Du hast natürlich auch mitgekriegt, wie ich nach der wahren Identität von Gin Rummy suchte, und mir ausgeredet, diese Spur weiter zu verfolgen. Und ich hab dir sogar noch für deinen klugen Vorschlag gedankt. Du musst mich für den naivsten Trottel gehalten haben, dem du je …«
    » Sag das nicht.« Tränen stiegen in Toris Augen empor. » Du hast keine Ahnung, was ich für dich empfinde.«
    » Du hast recht, ich habe keine Ahnung. Weil alles eine Lüge war.«
    » Nicht alles.«
    Ich holte ein paarmal tief Luft. Dann bewegte ich mich etwas nach rechts, in Reichweite der Schreibtischschublade. Es war schwer zu sagen, ob Tori es bemerkt hatte.
    » Warum hast du mir erzählt, dass du vor fünf Jahren deinen Mann erschossen
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