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Der falsche Mann

Der falsche Mann

Titel: Der falsche Mann
Autoren: David Ellis
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haben … diese Krawatte mit Streifen getragen. Rot.«
    Bryan legte eine Pause ein. Er schien an die Sprunghaftigkeit seines Mandanten gewohnt.
    » Hab ich das? Ich kann mich nicht …«
    » Weil ich gesagt hab, sie gefällt mir. Und Sie haben gesagt, Ihre Mom hat sie für Sie gekauft.« Stoller kratzte sich die Wange.
    Chilly seufzte und legte die Hände auf den Tisch. » Okay, Tom …«
    » Denken Sie, es ist okay, wenn ich beim Prozess eine Krawatte trage?«
    » Klar, Tom, aber hören Sie mir jetzt bitte zu, in Ordnung? Können wir einen Moment über den Fall reden?«
    Die Augen des Klienten irrten erneut ab. Er antwortete nicht.
    » Ich wollte Ihnen Jason vorstellen. Er ist Anwalt wie ich.«
    Stoller war jetzt in voller Aktion, leckte sich die Lippen, rieb sich die Hände. Dieser Typ litt unter mehr als nur einer posttraumatischen Belastungsstörung.
    » Es ist heiß hier drin«, sagte er. » Zum Schlafen zieh ich meine Kleider aus, aber das mögen sie hier nicht. Mir ist immer so heiß.«
    » Lieutenant Stoller«, sagte ich mit kräftiger Stimme. Ich kann ziemlich durchsetzungsfähig klingen, wenn es darauf ankommt.
    Seine Augen zuckten zu mir hoch. Er hörte auf zu zappeln.
    » Ich werde Ihr Anwalt, wenn Sie es möchten. Ist das in Ordnung für Sie? Es ist Ihre Entscheidung, Lieutenant.«
    Nach einem Moment unterbrach er den Blickkontakt wieder; es war einfach zu viel für ihn, und er kehrte zu seinen beruhigenden Ticks zurück. » Ich will nur, dass es bald vorbei ist«, sagte er. » Können Sie es kälter machen hier drin?«
    Ich spähte zu Brian, der in Richtung Tür nickte.
    » Denken Sie darüber nach, Lieutenant«, sagte ich. » Sie müssen sich nicht gleich entscheiden.«
    » Ich komme bald wieder, Tom«, sagte Chilly. Er erhob sich und winkte in Richtung Kamera in der Ecke des Raums. Kurz darauf trat der Aufseher durch die Tür, um Stoller mitzunehmen.
    » Ist mir egal, wer mein Anwalt ist«, sagte er, als der Wärter seinen Arm berührte. » Ich will nur, dass es vorbei ist.«
    Wir verfolgten, wie er durch eine Tür verschwand. Dann verließen wir den Raum durch unsere.
    » Ein kleines Problem nennst du das«, sagte ich draußen im Flur zu Chilly. » Wie lautet seine Diagnose?«
    » Psychotische Persönlichkeitsstörung. Desorganisierte Schizophrenie. Die Ärzte vermuten, dass sie von der PTBS ausgelöst wurde.«
    » Desorganisiert trifft es ziemlich gut.«
    » Hat Tante Deidre dir nichts davon erzählt?«
    » Nein«, sagte ich. » Sie hat nur erwähnt, dass er krank ist. Vermutlich wollte sie, dass ich mir selbst ein Bild mache.«
    Chilly legte mir eine Hand auf die Schulter. » Du hast mich überrascht da drin. Eigentlich dachte ich, du wolltest in den Fall nur mal reinschnuppern. Ich hab nicht erwartet, dass du ihm gleich deine Dienste anbietest.«
    Tom Stoller litt also unter einer posttraumatischen Belastungsstörung und einer desorganisierten Schizophrenie. Doch er hatte zugegeben, sich nach der Tat bei seinem Opfer entschuldigt zu haben; eine auf Schuldunfähigkeit basierende Verteidigung würde also eine wahre Ochsentour werden. Auch Notwehr war keine echte Option; warum sollte eine junge Frau eine Bedrohung für einen obdachlosen Mann darstellen?
    Dieser Fall war die Hölle.
    » Er meinte, ihm sei heiß in seiner Zelle«, sagte ich zu dem Wachmann am Empfang.
    » Das ist hier nicht das Vier Jahreszeiten«, sagte der männliche Aufseher, der irgendein Dokument studierte.
    Ich starrte den Aufseher an, doch er schaute nicht auf. Es zeigt wenig Wirkung, jemanden anzustarren, der das nicht zur Kenntnis nimmt. Aber ich wollte, dass er es zur Kenntnis nahm. Also schlug ich mit der flachen Hand auf die Empfangstheke vor ihm. Er blickte zu mir hoch, erst verwirrt und dann böse. Immerhin war er hier derjenige mit der Waffe.
    » Dieser Mann ist keiner Ihrer üblichen Simulanten. Er leidet unter einer schweren geistigen Krankheit. Er hat zwei Jahre im Irak gedient und ist als gebrochener Mann zurückgekehrt. Er hat sein Leben für sein Land riskiert und einen verdammt hohen Preis dafür gezahlt. Meinen Sie nicht, Sie können das noch mal überprüfen mit der Temperatur?«
    » Wir werden es überprüfen«, sagte die Frau. » Und Sie achten besser auf Ihren Ton, sonst verpassen wir Ihnen Handschellen.«
    Wir stiegen in den Aufzug.
    » Also?«, fragte Chilly auf dem Weg nach unten. » Warum hast du den Fall übernommen?«
    Ich zuckte mit den Achseln. » Tante Deidre hat mich irgendwie gerührt.«
    » Ja,
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