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Der Facebook-Killer

Der Facebook-Killer

Titel: Der Facebook-Killer
Autoren: Oliver Hoffmann , Thommy Mardo
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undefinierbaren, für seine ethnische Abstammung eindeutig zu hellen Farbe und einem langen, schmalen, charaktervollen Gesicht.
    „Wir dachten schon, unser berühmter Gast aus Deutschland kommt nicht. Mein Name ist übrigens Larbi, Khalil Larbi. Ich freue mich, dass Sie uns hier unterstützen, Frau Wolf.“
    Hier, das war eine Sonderkommission, die René Bavarois einige Jahre zuvor ins Leben gerufen hatte. Die Division Speciale des Crimes de Série, kurz DSCS. Sie jagten Serienvergewaltiger. Serienmörder. Einmal, so hatte Geza den ihr von Bavarois im Vorfeld ihrer Reise zugemailten Unterlagen entnommen, hatten sie sogar erfolgreich im Fall eines Serienentführers ermittelt.
    „Was ist Ihr Geheimnis?“, fragte Larbi, der ihr voran auf die Tür des Besprechungsraums zuging. Offenbar hatte Bavarois ihn als Empfangskomitee auf dem Gang postiert.
    Geza blieb stehen und sah ihn perplex an. Warum fragte er sie das?
    „Bitte?“, fragte sie.
    „Nur so ein Spruch“, grinste Larbi entwaffnend. „Wir Berber“, er betonte das außergewöhnliche Wort auf selbstironische Art und Weise, „haben ein Sprichwort, das besagt, jeder Mensch habe ein Geheimnis. Aber keine Sorge, ich bohre nicht nach – ich würde Ihnen meines ja auch nicht verraten.“ Er lachte leise vor sich hin.
    Geza zückte ihr silbernes Visitenkartenetui und drückte ihm eine ihrer Geschäftskarten in die Hand.
    „Hier – da steht alles drauf, was Sie über mich wissen müssen … und was Sie je erfahren werden, Herr Kollege.“
    Er verstaute die Karte, ohne sie eines Blickes zu würdigen, in der Brusttasche seines Hemdes. Dann wandte er sich ohne ein weiteres Wort ab.
    Geza schaute seinen Rücken an. Natürlich hatte sie ein Geheimnis – aber dieser schlaksige französische Bulle war wirklich so ungefähr der letzte Mensch auf der Welt, mit dem sie es zu teilen beabsichtigte. „Ich glaube nicht an Sprichwörter“, sagte sie mit leichter Verzögerung und fand selbst, dass das ziemlich lahm klang.
    Er drehte sich wieder zu ihr um und zog eine Augenbraue hoch – warum schien das in letzter Zeit wirklich jeder außer ihr zu können?
    „Tatsächlich nicht?“, fragte er.
    „Nein, tatsächlich nicht“, bekräftigte Geza. Der Typ war ihr auf Anhieb unsympathisch. „Männliches chauvinistisches Bullenschwein“, dachte sie unwillkürlich.
    Außerdem hasste sie Männer, die ganz genau wussten, wie gut sie aussahen und das ihre Umwelt auch spüren ließen.
    „Nun, lassen Sie mich Ihnen das Team vorstellen, Madame Wolf“, wechselte Larbi geschmeidig das Thema. „Um ehrlich zu sein, ich habe Sie vorhin angelogen. In Wirklichkeit finde ich, wir brauchen keine Hilfe, schon gar nicht aus Deutschland und erst recht keine Psycho-Solonummer. Aber das muss der Chef wissen.“
    Geza nahm es unbewegt zur Kenntnis. Immerhin machte Khalil Larbi aus seinem Herzen keine Mördergrube.
    „Keine Sorge, Monsieur Larbi, ich will Ihnen nicht die Schau stehlen – ich bin wegen eines der Opfer hier. Wegen Ihres Kollegen Brousse.“ Sie machte eine Kopfbewegung in Richtung Tür. „Wollen wir?“
    „Gerne doch. Sie werden jetzt die Kollegen von der DSCS kennenlernen.“ Khalil Larbi schien plötzlich wie ausgewechselt; ganz Kavalier der alten Schule öffnete er die Tür und trat höflich einen Schritt beiseite, um ihr den Vortritt zu lassen. „Nach Ihnen, Madame Wolf.“
    „Oh nein, bitte, Alter vor Schönheit“, konterte sie.
    Khalil Larbi grinste breit. „Ach, ich mag Sie jetzt schon, Madame Wolf.“ Mit diesen Worten betrat er den Besprechungsraum.
    Geza holte noch einmal tief Luft. Dann trat auch sie ein.
    Die erste Person, die sie sah, als sie über die Schwelle trat, war eine junge Frau, die mit einem Laptop an einem Schreibtisch saß und ungeduldig mit einem Kuli spielte. Sie wirkte extrem genervt.
    Die Frau blickte auf, und Geza spürte die Antipathie in Wellen von ihr ausgehen. „Instant dislike“ nannte das Danielle, eine sofortige, grundlose Negativeinstellung, die vor allem zwischen Frauen häufig vorkam. Ein alter Professor, den sie sehr schätzte, hatte in seiner drastischen, plakativen Art von „Stutenbissigkeit“ gesprochen. Sie spürte Larbis Grinsen förmlich.
    „Nur die Ruhe. Sie sieht zwar so aus, aber sie beißt nicht.“
    Wortlos ließ Geza sich neben ihn auf einen freien Stuhl gleiten.
    Die Frau erhob sich. Geza schätzte sie auf Anfang dreißig. Sie hatte einen weißblonden Herrenhaarschnitt und ein spitziges Kinn. Ihre Haut wirkte, als
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