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Der Facebook-Killer

Der Facebook-Killer

Titel: Der Facebook-Killer
Autoren: Oliver Hoffmann , Thommy Mardo
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Friedhof, der mit Ausnahme zweier alter Friedhofsgärtner, die in ihrer Arbeitskleidung aussahen, als seien sie seit Gründung des Lachaise hier tätig, wie ausgestorben dalag.
    „Ach, ein bisschen Zeit bleibt euch sicher noch, also kein Grund zur Panik“, antwortete Manet mit einem leisen, keuchenden Lachen. Sollten sie doch suchen. Der große Plan lief, und ob er lebte oder starb, wenn Mafro und die verfluchte Deutsche sie retteten, würde Zoë Ionesco der Nachwelt seinen Ruhm verkünden.
    Anderthalb Stunden … Mafro wurde kurz schwarz vor Augen. Er hatte ewig nicht geschlafen, und sein Körper erinnerte ihn unmissverständlich daran.
    „Bitte, Kris … bitte hilf mir.“ Er hörte angewidert, wie seine eigene Stimme klang: hilflos, vollkommen erschöpft, besiegt.
    „Ich habe an meine Frau gedacht, als ich sie versteckte … an meine Frau … sie war doch mein Ein und Alles …“ Manet war kaum mehr zu verstehen.
    „Kris? Kris?“, schrie Mafro in das Handy in seiner Hand. Doch sein Gesprächspartner hatte die Verbindung unterbrochen.
    „Seine Frau!“, rief die Wölfin. „Marie-Ange … sein Engel! Das muss es sein! Wir brauchen ein größeres Grabmal mit dem Relief oder der Statue eines Engels … er muss sie darin versteckt haben!“
    Sie rannte los.
    Mafro schloss sich ihr mit letzter Kraft an, und auch die beiden Uniformierten aus dem Streifenwagen sprinteten los. Doch schon nach wenigen Minuten wurde ihnen klar, wie sinnlos dieses Unterfangen war: Engel in allen Variationen, von schönen, starken Engelmännern über weinende Frauen mit Engelsflügeln bis hin zu grinsenden, fetten Putten, waren offenbar nach dem Kreuz das Lieblingsmotiv der sakralen Steinmetzkunst.
    Mafro ließ sich gegen einen Grabstein sacken, nach dem kurzen Adrenalinschub und der Erkenntnis der Vergeblichkeit ihres Tuns jetzt noch viel erschöpfter als zuvor. Geza gesellte sich zu ihm. Die beiden Flics hielten respektvollen Abstand.
    „So wird das nichts“, sagte sie schließlich. „Wir werden nochmal mit ihm kommunizieren müssen.“
    Mafro seufzte, klaubte das Handy aus der Jackentasche und betätigte die Wahlwiederholung.
    „Ja?“ Es war Dr. Masouds Stimme.
    „Geben sie ihn mir.“
    „Moment.“
    In den Sekunden, die für die Übergabe des Handys erforderlich waren, stellte Mafro wieder auf laut.
    „Na? Habt ihr sie?“, vernahmen sie gleich darauf die hämische, schadenfrohe, aber immer noch sehr matte Stimme Manets.
    „Du weißt genau, dass das so nicht geht. Ich brauche mehr Informationen. Hilf mir weiter“, antwortetet Mafro ungehalten.
    „Ein weiterer Tipp … ts, ts, ts“, spöttelte Manet. „Höchste Zeit, über Hafterleichterungen zu sprechen, Mafro – du weißt schon, in der unschönen Phase nach meiner Verhandlung.“
    „Leck mich.“
    „Na schön“, wurde Manet schlagartig ernst. „Ich will mein iPad. Dann kann ich dir helfen. Dauert nicht lange.“
    Mafro sah die Wölfin fragend an. Das besagte iPad, das sie neben dem Laptop im Keller der Waldhütte beschlagnahmt hatten, war dem Stand der Ermittlungen zufolge immerhin einer der beiden hauptsächlichen Kommunikationskanäle des Facebook-Killers mit seinen Opfern gewesen. Doch die Psychologin nickte.
    „Kris?“, sagte Mafro ins Handy.
    „Mhm?“
    „Geht klar.“
    Er legte auf und betätigte eine Schnellwahltaste.
    „Larbi?“
    „Khalil, Mafro hier. Hör zu – geh rüber zum Chef und überzeuge ihn davon, dir Manets iPad zu überlassen. Dann bringst du es Manet. Ich will, dass du es unter Missachtung aller Verkehrsregeln so schnell du kannst in dieses verdammte Krankenhaus schaffst. Es geht buchstäblich um Leben und Tod. Beeil dich. Ich erkläre dir alles später.“
    „Bin unterwegs.“ Die Verbindung brach ab.
    Dann begann eine bange Zeit des Wartens. Ziemlich genau neunundvierzig Minuten nach Mafros Anruf bei Larbi klingelte sein Handy.
    „Ja?“
    „Er hat das verdammte Ding seit etwa einer Minute.“ Der Berber klang gehetzt.
    „Gib ihn mir.“
    Pause. Dann erklang wieder die Stimme des Berbers: „Er will nicht mit dir reden. Aber ich soll euch ausrichten … hast du was zu schreiben?“
    „Äh … nein …“
    Geza reichte ihm wortlos einen Stift und ihr Moleskin.
    „Schieß los“, forderte Mafro den Berber auf.
    „N 48 51 562, E 2 23 548“, sagte der, und sein Tonfall ließ erahnen, dass ihn die Botschaft ebenso ratlos hinterließ wie Fronzac.
    Nicht so die Wölfin. „Erinnern Sie sich noch an die Tote im Bois de Boulogne? Die
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