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Der Experte: Thriller (German Edition)

Der Experte: Thriller (German Edition)

Titel: Der Experte: Thriller (German Edition)
Autoren: Mark Allen Smith
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    Es klopfte. Harry schloss die drei Schlösser auf und öffnete die Tür; die extralange Türkette, die er angebracht hatte, entriegelte er nicht. Die zusätzlichen fünf Zentimeter schufen einen Spalt, der breit genug war, dass eine Tüte mit Dim Sum hindurchpasste. Er blieb hinter der Tür, sodass man ihn nicht sehen konnte.
    »Cheng?«
    »Ich bin es, Mr. Jones, Sir.« Eine braune Papiertüte wurde durch die Öffnung gereicht. »Wie immer, Mr. Jones.«
    Harry nahm die Tüte an, fischte einen Fünfer und einen Zehner aus seiner Tasche und hielt sie unter die Kette, und eine Hand nahm die Scheine.
    »Danke sehr, Mr. Jones, Sir.«
    »Gern geschehen. Also, äh … wie geht das Geschäft, Cheng?«
    »Immer liefern, Mr. Jones. Ganze Zeit. Nie Pause. Geschäft gut.«
    »Das ist gut. Gut zu hören.« Harry seufzte. »Wie geht es Mr. Han?«
    »Er gut.«
    »Wird das Restaurant –«
    »Muss jetzt gehen, Mr. Jones. Eilig. Sehr, sehr eilig. Bye.«
    Harry hörte Schritte, die langsam die Treppe hinunterstiegen, und grinste. Cheng hatte es nicht eilig. Er wollte nur nicht im Flur stehen und sich mit dem schrägen Vogel unterhalten, der nie die Sperrkette öffnete. Er verriegelte die Schlösser, setzte sich an den Tisch und nahm den Styroporbehälter und die Plastikgabel aus der Tüte. Das abendliche Ritual – die Augen schließen, den Deckel heben, den Duft seines Cha siu baau einsaugen. Über gewissen Vergnügungen stand er keineswegs, so wenige es auch sein mochten.
    Auf seinem Laptop leuchtete das Icon einer Waschmaschine auf. Sauber. Trocknen? , erschien darunter. Er tippte darauf und blickte auf das zierliche Profil von Ezra Matheson, der in seinem Zimmer saß. Harry konnte die Violine des Jungen sehen; sie lag hinter ihm auf dem Bett.
    »Hallo, Junge«, sagte er.
    Ezras Gesicht wurde weich. »Hi, Harry.«
    Eine Bremse wirkte auf Harrys Puls, verlangsamte ihn, schenkte jedem einzelnen Schlag eine sattere Resonanz.
    Jedes Mal, wenn sie sprachen, fiel Harry auf, wie sehr die neun Monate den Jungen verändert hatten, mehr als die unaufhaltsame natürliche Reife. Die hohle Krümmung seiner Wangen schien nicht zu seinem breiter werdenden Gesicht zu passen. Die Schatten unter seinen Augen stahlen den hellen, smaragdgrünen Augen ein wenig den Glanz. Harry gab es nur ungern zu, aber Ezra sah heimgesucht aus.
    »Mom ist einkaufen. Passt es dir gerade?«
    »Klar.«
    Die Mutter des Jungen hatte entschieden, dass er keinen Kontakt zu seinem Vater oder Harry haben sollte, wenn sie nicht anwesend war. Daher kam es nur alle zwei bis drei Wochen zu geheimen Gesprächen, für die sie eine Software benutzten, die Harry mit dem gewissenhaften Auge fürs Detail, wie nur Paranoia sie hervorbringt, programmiert hatte. Sie gehörte zu seinen besten Arbeiten.
    Am 4. Juli war es allein darum gegangen, Ezra seiner Mutter zurückzubringen. Harry, Geiger, Lily und Ezra waren schließlich als zerlumpter, abgekämpfter Haufen in der Wohnung von Martin Corley gelandet, Geigers Psychiater, der ihnen die Schlüssel zu seinem Wagen und seinem Haus in Cold Spring gegeben hatte. Dort sollte das Mutter-Sohn-Rendezvous stattfinden. Es sollte ihre sichere Burg sein, doch als Ezras Mutter schließlich eintraf, wurde sie nur von dem Jungen und Harry als einzige Überlebende begrüßt.
    Nach der Katastrophe in Cold Spring, als der Polizei die Fragen ausgingen, waren Harry, Ezra und seine zornige, dankbare Mutter in die Stadt zurückgefahren, zu Corleys Apartment, wo Harry dem Psychiater eine Geschichte vom Tod erzählt und gesehen hatte, wie etwas in dem Mann verdorrte. Mutter und Sohn waren heim nach Kalifornien geflogen, um dort zu entdecken, dass Ezra ein ganzes Rudel Dämonen als blinde Passagiere mitgenommen hatte: Albträume, plötzliche Tränenausbrüche, stundenlanges, schweigendes Brüten. Nach einem Monat waren sie nach New York zurückgekehrt, in das elegante alte Haus auf der West 75th Street, wo sie bis zur Scheidung gewohnt hatten. Ezra sollte sich bei Corley einer Therapie unterziehen. Seine Mutter war der Ansicht gewesen, dass sich der Junge in der Gegenwart von Geigers ehemaligem Seelenklempner wohlfühlen würde – und Corley hatte zugestimmt.
    Der Junge stieß einen Seufzer aus. »Schön, dich zu sehen, Harry.«
    »Du siehst gut aus, Ez. Dein Bart macht Fortschritte.«
    Ezra rieb sich über den spärlichen Flaum auf seiner Oberlippe und runzelte die Stirn. »O Mann, das sieht so dämlich aus – aber Mom
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