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Der ewige Held 03 - Das ewige Schwert

Der ewige Held 03 - Das ewige Schwert

Titel: Der ewige Held 03 - Das ewige Schwert
Autoren: Michael Moorcock
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ich allein. Ich suchte mir eine Koje aus, wusch mich in dem bereitgestellten Wasser und legte mich schlafen. Voller Ironie dachte ich darüber nach, daß dies ein Schlaf innerhalb eines Traums sein konnte, in einem Traum in einem anderen Traum. Wie viele Schichten Wirklichkeit nahm ich wohl gerade wahr, ganz abgesehen von denen, die der Kapitän erwähnt hatte?
    Auch diesmal, als ich in den Schlaf hinüberglitt, hörte ich denselben Gesang, dieselben Frauen und versuchte wieder, ihnen zu sagen, daß sie die falsche Prinzessin zu beschwören versuchten. Dessen war ich jetzt ganz sicher. Der blinde Kapitän hatte es mir bestätigt.
    - Ich bin nicht eure Prinzessin Sharadim!
    - SHARADIM! BEFREIE DEN DRACHEN! SHARADIM! ERGREIFE DAS SCHWERT! SHARADIM, ER SCHLÄFT GEFANGEN IN DEM STAHL, DEN DAS CHAOS ERSCHUF! SHARADIM, KOMM ZU UNS BEIM GROSSEN TREFFEN! PRINZESSIN SHARADIM, NUR DU KANNST DAS SCHWERT BERÜHREN. KOMM ZU UNS, PRINZES-
    SIN SHARADIM! WIR WARTEN DORT AUF DICH!
    - Ich bin nicht Sharadim!
    Aber die Stimmen verklangen, und statt ihrer ertönte ein anderer Gesang. - Wir sind die Müden, wir sind die Traurigen, wir sind die Nichtse- henden. Wir sind die Krieger am Abgrund der Zeit. Wir sind müde, so müde. Wir sind es müde, zu lieben . Flüchtig sah ich wieder die Krieger, die am Rand der Klippe warteten. Ich versuchte zu ihnen zu sprechen, aber sie waren schon verblaßt. Ich schrie. Ich erwachte, und der blinde Kapitän stand vor mir.
    - John Daker, es ist Zeit für Euch, uns wieder zu verlassen.
    Draußen war es dunkel und neblig. Das Segel über uns war geschwollen wie der Bauch eines hungernden Kindes. Dann plötzlich wurde es schlaff und schlug gegen den Mast. Man hatte das Gefühl, daß das Schiff wieder vor Anker lag.
    Der Kapitän deutete auf die Reling, und als ich dem Blick seiner blinden Augen folgte, starrte ich zu einem Mann hinab, der zu mir aufblickte - einem Mann, der dem Kapitän bis aufs Haar glich, außer daß er sehen konnte. Er gab mir ein Zeichen, die Leiter hinab zu ihm ins Boot zu steigen. Diesmal trug ich keinen Kilt und kein Schwert. Ich war völlig nackt. - Laßt mich etwas zum Anziehen holen. Eine Waffe.
    Der blinde Kapitän neben mir schüttelte den Kopf.
    - Alles was Ihr braucht, wartet auf Euch, John Daker. Ein Körper, ein Name, eine Waffe ... Vergeßt eines nicht. Es wäre am besten für Euch, mit uns zu kommen, wenn wir Euch wieder abholen.
    - Ich möchte ganz gerne so tun, wenigstens für den Augenblick, als wäre ich Herr über mein eigenes Schicksal, erwiderte ich.
    Und als ich die Leiter hinabstieg und in das Langboot trat, glaubte ich, den Kapitän leise lachen zu hören. Es war kein spöttisches Lachen. Auch nicht sardonisch. Trotzdem konnte man es als eine Wertung meiner letzten Bemerkung betrachten.
    Das Langboot trug mich aus dem Nebel in eine kalte Morgendämmerung. Graues Licht erhellte Streifen grauer Wolken. Große weiße Vögel schwebten über etwas, das wie ausgedehntes Marschland aussah, mit glitzernden grauen Wasserflächen und grauen Schilfinseln. Und ganz in der Nähe, auf einer Bodenerhebung, entdeckte ich eine
    Gestalt. Sie war wie eine Statue, so regungslos und starr. Aber in meinem Herzen wußte ich, daß sie weder aus Eisen noch aus Stein gemacht war. Die Gestalt, das wußte ich, war aus Fleisch und Blut. Vage konnte ich ihre Gesichtszüge erahnen ...
    Ich konnte bereits erkennen, daß sie in dunkles, enganliegendes Leder gekleidet war, mit einem schweren Lederumhang über den Schultern, und einer festen, spitz zulaufenden Kappe auf dem Kopf. In einer Hand hielt sie einen langschäftigen Spieß, auf den sie sich zu stützen schien, und sie trug noch andere Waffen, die nicht so genau auszumachen waren.
    Aber eben als sich unser Langboot dieser reglosen Gestalt näherte, bemerkte ich in der Ferne noch eine zweite. Diesmal handelte es sich um einen Mann, der für die Welt, in der er sich bewegte, sehr unpassend gekleidet zu sein schien. Er war müde und erweckte den Anschein, als werde er verfolgt. Was er anhatte, erinnerte an die Überreste eines im 20. Jahrhundert üblichen Anzugs. Er war wettergegerbt, mit hellblauen Augen in einem Gesicht, das nicht nur von Wind und Sonne gezeichnet schien. Vermutlich war er nicht älter als fünfunddreißig. Da er keine Kopfbedeckung trug, war sein hellblondes Haar zu sehen, und er wirkte groß und kräftig, wenn auch etwas mager. So wie er aussah, war er dem Zusammenbruch nahe, als er der Statue zuwinkte und etwas rief,
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