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Der ewige Held 02 - Der Phönix im Obsidian

Der ewige Held 02 - Der Phönix im Obsidian

Titel: Der ewige Held 02 - Der Phönix im Obsidian
Autoren: Michael Moorcock
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von einem vertrauteren Schwarz und Dunkelgrau. Aber daneben erstreckten sich wieder Hänge, wo Adern aus schimmerndem Fels das wenige Licht auffingen, das die Sonne spendete, und einen solchen Farbenreichtum aufwiesen wie das Gefieder eines Pfaus.
    Ich vermutete, daß dieses Gebiet dem Vordringen des Eises entgangen war, weil es sich um das letzte vulkanische Gebiet des Planeten handelte.
    Inzwischen hatte ich den Paß erreicht. Er war schmal, und die Klippen schienen mich jeden Augenblick zerschmettern zu wollen. An einigen Stellen gab es Höhlen, die sich in meiner Vorstellungskraft zu boshaften Augen verwandelten, die auf mich herabstarrten. Ich umklammerte die Lanze, während ich die Bären lenkte. Trotz all meiner Einbildungen bestand immerhin die Möglichkeit, daß wirkliche Gefahren drohten, von Tieren, die vielleicht die Höhlen bewohnten.
    Der Paß wand sich um die Sockel zahlreicher Berge, die alle dieselben eigenartigen Formen und Farben aufwiesen. Der Boden wurde uneben und die Bären hatten große Schwierigkeiten, den Wagen zu ziehen. Endlich, obwohl ich nicht vorhatte, mich in dieser finsteren Schlucht länger als nötig aufzuhalten, brachte ich sie zum Stehen und stieg vom Wagen um die Kufen und ihre Befestigung zu untersuchen. Ein Gefühl sagte mir, daß ich die passenden Werkzeuge in der Truhe finden würde. Ich öffnete den Deckel und entdeckte sie tatsächlich in einem Kasten von der gleichen Machart wie die Truhe selbst.
    Mit einiger Anstrengung löste ich die Bolzen an den Kufen und schob sie in die Haltevorrichtung an der Seite des Wagens.
    So wie ich als Erekose entdeckte, daß ich eine instinktive Begabung für den Umgang mit Waffen und Pferden besaß, daß ich jeden Teil der Rüstung kannte, als hätte ich sie immer getragen, stellte ich jetzt fest, daß mir die Funktionen dieses Wagens vollkommen vertraut waren.
    Ohne die Kufen kam der Wagen viel schneller voran, allerdings hatte ich weit größere Schwierigkeiten, das Gleichgewicht zu halten.
    Viele Stunden mußten vergangen sein, bevor ich eine Biegung der Schlucht durchfuhr und sah, daß ich die andere Seite des Gebirgszuges erreicht hatte.
    Glatter Fels senkte sich zu einem kristallenen Strand. Und auf den Strand rollten die trägen Wellen eines dickflüssigen Meeres.
    An anderen Stellen reichten die Berge bis in das Meer hinein, und ich sah vielzackige Gipfel aus dem Wasser ragen, das einen weit größeren Salzgehalt haben mußte als selbst das Tote Meer auf der Welt John Dakers. Die tiefen, braunen Wolken verschmolzen schon nach einer kurzen Strecke mit der Meeresoberfläche. Die dunklen Kristalle am Ufer zeigten keine Spuren pflanzlichen Lebens, und selbst das matte Licht der kleinen roten Sonne durchdrang kaum die Dunkelheit.
    Es war, als wäre ich am Ende aller Zeit an den Rand der Welt gelangt.
    Ich konnte mir nicht vorstellen, daß hier irgend etwas leben konnte - sei es Mensch, Pflanze oder Tier.
    Aber inzwischen hatten die Bären den Strand erreicht, die Räder knirschten auf den Kristallen, aber die Bären blieben nicht stehen, sondern wandten sich ostwärts und zogen mich und den Wagen am Strand dieses dunklen, leblosen Ozeans entlang.
    Obwohl es hier wärmer war, als auf dem Eis, fröstelte ich. Meine Gedanken nahmen eine unangenehme Wendung, als ich mir vorstellte, was für Ungeheuer unter der Oberfläche dieses abweisenden Meeres hausen mochten und was für eine Art Wesen es ertragen konnte, an seinen Ufern zu leben.
    Gleich darauf erhielt ich meine Antwort - oder wenigstens einen Teil - , als ich durch das Zwielicht den Klang menschlicher Stimmen hörte und mich wenig später denen gegenübersah, zu denen die Stimmen gehörten.
    Sie ritten große Tiere, die sich nicht mit Beinen vorwärtsbewegten, sondern mit starken, muskulösen Flossen, und deren walzenförmige Leiber in einen breiten Schwanz ausliefen, mit dem sie das Gleichgewicht hielten. Mit einigem Erstaunen stellte ich fest, daß diese Tiere, auf einer früheren Entwicklungsstufe, Seelöwen gewesen waren. Sie hatten immer noch die hundeähnlichen, schnauzbärtigen Gesichter, die großen, vorstehenden Augen. Die Sättel auf ihrem Rücken waren so gearbeitet, daß die Reiter gerade sitzen konnten. Jeder Reiter trug einen Stab in der Hand, der einen schwachen Lichtschein verströmte.
    Aber waren die Reiter menschlich? Ihre Körper, die von reichverzierten Rüstungen umschlossen wurden, wirkten massig, die Arme und Beine dagegen dünn und die von Helmen verborgenen
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