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Der ewige Gaertner

Der ewige Gaertner

Titel: Der ewige Gaertner
Autoren: Carre
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sie einen Jeep möchten und einen Fahrer, der sie am nächsten Morgen bei Tagesanbruch zur Leakey-Grabung bringen kann. Fragen Sie mich nicht, warum er das nicht gleich beim Buchen erwähnt hat, ich hab ihn nicht gefragt. Vielleicht hatten sie sich spontan dazu entschlossen. Vielleicht hatten sie keine Lust, ihre Pläne über Funk auszubreiten. ›Okay‹, sag ich zu ihm. ›Sie haben Glück. Sie können Noah haben.‹ Bluhm freut sich. Miss Abbott freut sich. Sie gehen im Garten spazieren, schwimmen zusammen, sitzen zusammen an der Bar, essen zusammen, sagen allen Gute Nacht, gehen in ihre Hütte. Am nächsten Morgen fahren sie zusammen los. Ich hab sie beobachtet. Wollen Sie wissen, was sie zum Frühstück gegessen haben?«
    »Wer außer Ihnen hat sie abfahren sehen? Over.«
    »Jeder, der wach war, hat sie gesehen. Haben sich was zu essen eingepackt, ’nen Kanister Wasser, ’nen Kanister Benzin, Notrationen und ’ne Reiseapotheke. Alle drei auf dem Vordersitz, mit Abbott in der Mitte, wie eine glückliche Familie. Das hier ist eine Oase, okay? Ich hab zwanzig Gäste, die meisten schlafen noch. Ich hab vierzig Angestellte, die meisten von ihnen sind wach. Auf meinem Parkplatz lungern ungefähr hundert Typen rum, auf die ich gut verzichten könnte, und verkaufen Tierfelle, Gehstöcke und Jagdmesser. Jeder, der Bluhm und die Abbott wegfahren sieht, winkt zum Abschied. Ich winke, die Fellhändler winken, Noah winkt zurück, Bluhm und die Abbott winken zurück. Aber sie lächeln nicht. Sie machen ernste Gesichter. Als ob sie was Schweres vor sich haben, eine große Entscheidung, was weiß ich? Was soll ich also Ihrer Ansicht nach tun, Mister Kanzler? Die Zeugen umbringen? Hören Sie, ich bin Galileo. Stecken Sie mich ins Gefängnis, und ich schwöre, dass sie nie in die Oase gekommen ist. Over.«
    Woodrow war einen Moment lang wie gelähmt. Ihm fielen zunächst keine weiteren Fragen ein. Oder vielleicht zu viele. Ich bin bereits im Gefängnis, dachte er. Lebenslänglich, seit fünf Minuten. Er fuhr sich mit der Hand über die Augen, und als er sie wieder sinken ließ, sah er, dass Donohue und Sheila ihn mit demselben leeren Gesichtsausdruck beobachteten, mit dem sie die Nachricht von Tessas Tod entgegengenommen hatten.
    »Wann ist Ihnen zum ersten Mal der Gedanke gekommen, es könnte etwas schief gelaufen sein? Over«, fragte er lahm – wie: Leben Sie das ganze Jahr da oben? Over. Oder: Wie lange führen Sie Ihr schönes Hotel denn schon, over?
    »Der Jeep hat Funk. Auf Fahrten mit Gästen soll Noah sich regelmäßig melden und sagen, dass es ihm gut geht. Noah hat sich nicht gemeldet. Okay, manchmal funktioniert der Funk nicht, oder die Fahrer vergessen es. Ist schließlich mühselig, die Verbindung herzustellen. Man muss anhalten, aussteigen, die Antenne ausfahren. Hören Sie mich noch? Over.«
    »Laut und deutlich. Over.«
    »Aber Noah vergisst es nie. Darum fährt er für mich. Trotzdem meldet er sich nicht. Nachmittags nicht, abends nicht. Okay, denke ich. Vielleicht haben sie irgendwo Halt gemacht, haben Noah zu viel zu trinken gegeben oder so. Spätabends, bevor ich dichtmache, funke ich noch alle Ranger im Bereich der Leakey-Grabung an. Keine Spur. Am nächsten Morgen fahr ich gleich nach Lodwar, Vermisstenmeldung machen. Ist schließlich mein Jeep, ja? Mein Fahrer. Sie gestatten mir nicht, die Meldung über Funk durchzugeben, ich muss es persönlich tun. Es ist eine Wahnsinnstour, aber so ist nun mal das Gesetz. Die Polizei in Lodwar ist geradezu versessen darauf, Bürgern in Nöten zu helfen. Mein Jeep wird vermisst? Na, so ein Pech. Es waren zwei von meinen Gästen und mein Fahrer drin? Warum ich dann nicht losfahre und sie suche? Es ist Sonntag, arbeiten ist heute nicht vorgesehen, sie müssen in die Kirche. ›Geben Sie uns Geld, leihen Sie uns einen Wagen, vielleicht helfen wir Ihnen‹, erklären sie mir. Sobald ich wieder zu Hause bin, stelle ich also einen Suchtrupp zusammen. Over.«
    »Aus was für Leuten bestand der?« Woodrow fing sich langsam wieder.
    »Zwei Gruppen. Meine eigenen Leute. Zwei Jeeps, Wasser, Reservebenzin, Medikamente, Proviant, Scotch zum Desinfizieren. Over.« Jemand funkte dazwischen. Wolfgang befahl dem Störer, sich verdammt noch mal aus dem Äther zu scheren. Überraschenderweise gehorchte man ihm. »Es ist ganz schön heiß hier zur Zeit, Mister Kanzler. Wir haben so um die 45 Grad Celsius und so viele Schakale und Hyänen, wie bei Ihnen Mäuse rumlaufen. Over.«
    Er
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