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Der ewige Gaertner

Der ewige Gaertner

Titel: Der ewige Gaertner
Autoren: Carre
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nächsten Morgen mit einem vom Hotel bereitgestellten Jeep aufgebrochen. Ihren Angaben zufolge wollte sie zweihundert Meilen nördlich die Wiege der Zivilisation besichtigen. Die Leakey-Grabung.« Er korrigierte sich: »Die Stätte von Richard Leakeys Ausgrabungen. Im Sibiloi-Nationalpark.«
    »Allein?«
    »Wolfgang hatte einen Fahrer besorgt. Dessen Leiche war auch mit im Jeep.«
    »Wolfgang?«
    »Der Hotelbesitzer. Nachname folgt noch. Wird von allen Wolfgang genannt. Offenbar ein Deutscher. Ein Original. Der Polizei zufolge wurde der Fahrer brutal ermordet.«
    »Wie denn?«
    »Geköpft. Wird vermisst.«
    »Wer wird vermisst? Sie sagten doch, er sei mit in dem Fahrzeug gewesen.«
    »Der Kopf wird vermisst.«
    Darauf hätte ich wohl selbst kommen können, wie? »Und wie soll Tessa umgekommen sein?«
    »Sie haben nur was von einem Unfall gesagt.«
    »Wurde sie ausgeraubt?«
    »Laut Polizei nicht.«
    Nichts geraubt, dazu der Mord an dem Fahrer – Woodrows Phantasie drohte mit ihm durchzugehen. »Ich will alle Fakten, und zwar exakt so, wie Sie sie haben«, befahl er.
    Mildren stützte seine ausladenden Wangen in die Hände und zog erneut seine Notizen zu Rate. »Neun Uhr neunundzwanzig, Anruf aus dem Polizeipräsidium Nairobi. Die Einsatzleitung wünscht den Hochkommissar zu sprechen«, zitierte er. »Ich erklärte, dass Se. Exzellenz in der Stadt sei, bei den Ministerien, und spätestens um zehn Uhr zurückerwartet werde. Ein kompetent klingender Offizier vom Dienst, Name liegt vor, sagte, ihm würde aus Lodwar berichtet –«
    »Lodwar? Das ist doch meilenweit weg vom Turkana!«
    »Ist aber der nächste Polizeiposten«, erwiderte Mildren. »Ein Jeep, Eigentum des Hotels Oase am Turkanasee, wurde verlassen an der Ostseite des Sees aufgefunden, kurz vor Allia Bay, auf dem Weg zur Leakey-Grabungsstätte. Die Leichen waren mindestens sechsunddreißig Stunden alt. Eine tote weiße Person, Geschlecht weiblich, Todesursache ungeklärt, ein männlicher Afrikaner ohne Kopf, identifiziert als Noah, der Fahrer, verheiratet, vier Kinder. Ein Safaristiefel Marke Mephisto, Größe sieben. Eine blaue Safarijacke, Größe XL, mit Blutflecken, auf dem Boden des Fahrzeugs. Die Frau Mitte bis Ende zwanzig, dunkle Haare, goldener Reif am Ringfinger der linken Hand. Eine goldene Halskette auf dem Boden des Fahrzeugs.«
    Diese Kette , die Sie da tragen . Woodrow hörte, wie er sie beim Tanzen geneckt hatte.
    Meine Großmutter hat sie meiner Mutter zur Hochzeit geschenkt , antwortete sie. Ich trage sie zu allem , selbst wenn sie nicht zu sehen ist .
    Sogar im Bett?
    Kommt drauf an.
    »Wer hat sie gefunden?«, fragte Woodrow.
    »Dieser Wolfgang. Er hat die Polizei angefunkt und sein Büro hier in Nairobi verständigt. Ebenfalls über Funk. In der Oase gibt es kein Telefon.«
    »Woher will man denn wissen, dass es der Fahrer war, wenn er keinen Kopf mehr hatte?«
    »Er hatte einen kaputten Arm. Deswegen hat er als Fahrer gearbeitet. Wolfgang hat beobachtet, wie Tessa mit Noah am Samstag um fünf Uhr dreißig losgefahren ist, in Begleitung von Arnold Bluhm. Das war das letzte Mal, dass er sie lebend gesehen hat.«
    Mildren zitierte immer noch aus seinen Notizen – oder zumindest tat er so. Die Wangen ruhten weiter in seinen Händen, und angesichts der starren Haltung seiner Schultern schien er fest entschlossen, sie dort zu lassen.
    »Wiederholen Sie das noch mal«, unterbrach Woodrow die entstandene Stille.
    »Tessa war in Begleitung von Arnold Bluhm. Sie kamen zusammen in der Oase an, verbrachten die Nacht zum Sonnabend dort und sind morgens um fünf Uhr dreißig in Noahs Jeep aufgebrochen«, wiederholte Mildren geduldig. »Man hat Bluhm nicht im Jeep gefunden, und auch sonst gibt es keine Spur von ihm. Jedenfalls soweit bisher bekannt. Die Polizei von Lodwar und das Einsatzteam sind vor Ort, und das Präsidium in Nairobi will wissen, ob wir den Hubschrauber bezahlen.«
    »Wo sind die Leichen jetzt?« Woodrow war ganz der Sohn seines Vaters, militärisch kurz und zackig.
    »Nicht bekannt. Die Polizei wollte, dass die Oase sie in Verwahrung nimmt, aber Wolfgang hat sich geweigert. Er meinte, sein Personal würde das Weite suchen und die Gäste ebenfalls.« Und nach kurzem Zögern. »Sie hat sich als Tessa Abbott eingetragen.«
    » Abbott? «
    »Ihr Mädchenname. Tessa Abbott, und als Anschrift ein Postfach in Nairobi. Unsers. Wir haben hier keine Abbotts, also habe ich den Namen in unseren Daten gesucht und Quayle gefunden. Mädchenname
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