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Der erste Versuch

Der erste Versuch

Titel: Der erste Versuch
Autoren: Alexander Kröger
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und jüngere… welche vor, welche nach der
Sprengung. Hier – hier liegen lose Betonbrösel und Trümmer
im Abdruck, und bei diesem – bei dem auch – sind die
Brocken eingetreten. Aber auch – hin und zurück.“
Alina richtete sich auf. „Fragt sich nur, ob vorher oder –
nachher“, sagte sie langsam. „Komm, lass uns weitergehen.“
Es war ein ziemlich langer Weg, den sie schweigend
zurücklegten, und er endete plötzlich mit einer Ausbuchtung
an einem der bekannten, an einer Fördereinrichtung
angebrachten Gatter. An der Firste befanden sich
Hebeeinrichtungen.
„Ein Blindschacht“, sagte Connan, und als Alina ihn fragend
anblickte: „Ein Schacht, der nicht zur Tagesoberfläche führt,
sondern eine Sohle oder Zwischensohle mit der anderen
verbindet.“ Während er sprach, hatte er eindringlich neben
dem Gatter angebrachte Schalter und Knöpfe betrachtet; auf
einen davon drückte er.
Es hub zunächst ein Sausen, dann ein Knirschen an, hinter
dem Gatter rieselte und polterte es, und dann surrte etwas
heran, das mit einem schnappenden Geräusch anhielt.
Connan wiederholte auch hier das Spiel, ließ den Korb
mehrmals auf und ab gleiten, und sie stellten dabei fest, dass
der Blindschacht nicht allzu tief sein konnte.
Mit viel Kraft schob Connan das Gatter auf, dann das des
Förderkorbs. „Einsteigen bitte, meine Dame“, lud er ein.
Zögernd folgte Alina.
Die Abwärtsfahrt endete in einer aufgeweiteten Strecke, die
linker Hand in die Dunkelheit führte, rechts von einem
stählernen Tor abgeschlossen wurde, in das eine Tür
eingelassen war, die ein Handrad wie von einem nostalgischen
Tresor zierte. Das Blatt aber trug das Warnzeichen für
Radioaktivität.
„Das Lager“, sagte Connan.
Aber Alina kniete bereits wieder auf der Sohle. „Nach wie
vor in beide Richtungen“, rief sie, und es klang resignierend.
„Lass das blöde Lager.“
„Also weiter!“ Aber bevor Connan sich Alina anschloss,
probierte er mehrere Schalter in einem offen stehenden
Blechkasten. Trübe Lampen leuchteten auf, die Strecke
entlang, die sie gehen wollten.
Connan holte Alina erst ein, als sie vor einer Aufweitung der
Strecke überrascht stehen geblieben war. Eine Art Arkade,
gebildet aus bearbeiteten Hölzern, zog sich rechter Hand hin,
von der mehrere Öffnungen abgingen. Auch dem gegenüber,
am linken Stoß, befanden sich einige Türen.
Connan überlegte nicht. „Komm“, forderte er, „hier muss es
sein.“ Und er zog Alina in eine der Öffnungen.
Es – die Schlafstation – war da nicht.
Sie fanden Appartements vor, vorzüglich ausgestattet mit
Mobiliar, Unterhaltungselektronik und allerlei Vorräten, aber
nichts, was auf eine automatisierte Dauerschlafstatt
hingewiesen hätte. Aus den Gesprächen mit den Japanern war
bekannt, wie eine solche aussehen könnte. Aber Alina fiel der
Hinweis der Mary Smith ein: Einige bemittelte
Superängstliche hätten sich aus Sicherheitsgründen im
Bergwerk eine Art Wohnbunker einrichten wollen.
Im Bereich dieser Wohnanlage ließen sich die zahlreichen
Fußspuren nicht auswerten, aber bereits einige Meter weiter in
der Strecke machte Alina eine erregende Entdeckung: Zwei
Paar Füße zeigten weiter in die Dunkelheit hinein, aber
mindestens sieben oder acht kamen daraus hervor.
Alina drängte weiter.
„Da haben welche gewohnt, die zwischen dem Schacht und
dem Quartier hin und her pendelten“, vermutete Connan.
Alina antwortete nicht, sie befand sich stets mehrere Schritte
voraus und wartete dann abermals auf Connan an einer
Ausbuchtung der Strecke, in der eine rostige Leiter lag und,
das Wesentliche, in die, von unten kommend, eine dunkle
Höhlung mündete. Auf diese zu führten die Spuren. Nicht ein
einziger Abdruck fand sich geradeaus.
„Ein Rollloch oder Bunker“, erläuterte Connan. „Da schüttet
man das Fördergut hinein und transportiert es unten ab. Das
hieße aber…“, überlegte er laut, „dass es da einen Zugang zu
einem zweiten Schacht, einem Förderschacht, geben
müsste…“
„Egal, wir müssen hinunter.“ Alina trat an das Loch und
leuchtete es aus. „Da hängen Leitern an Bolzen“, sagte sie.
„Ziemlich gefährlich.“
„Wir nehmen das Seil zu Hilfe. Wir legen die Leiter quer und
befestigen es daran.“
Nach anstrengender Kletterei erreichten sie abermals eine
Strecke, die, nach rechts mit einer Mauer abgeschlossen, nur
den Weg nach links offen ließ. Dorthin wiesen auch die Spuren
– allerdings mehr auf einem ausgetretenen Weg.
Etwa 300 Meter weiter
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