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Der erste Verdacht

Der erste Verdacht

Titel: Der erste Verdacht
Autoren: Helene Tursten
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hässliche Jacke an?«, fragte Sanna Kaegler-Ceder, ehe sie auf dem Boden zusammensank.

KAPITEL 2
    »Er ist mit zwei Schüssen aus unmittelbarer Nähe getötet worden. Die Austrittswunden sind nicht zu sehen. Wahrscheinlich befinden sich die Kugeln noch im Schädel. Das deutet auf eine kleinkalibrige Waffe hin«, meinte Frau Professor Stridner.
    »Wann ist er gestorben?«, wollte Tommy wissen.
    »Die Leichenstarre nimmt bereits wieder ab. Die Klinker, auf denen er liegt, sind warm, da das Haus Fußbodenheizung hat. Vor etwa achtzehn bis vierundzwanzig Stunden. Genauer kann ich es im Augenblick nicht sagen.«
    Jetzt trat sie wieder so professionell auf wie sonst. Im gleichen Atemzug fuhr sie fort: »Kjell und ich kannten uns als Kinder. Er war ein Jahr jünger als ich. Wir wohnten damals in derselben Gegend und haben recht viel miteinander gespielt.«
    Irene war überrascht. Also ein alter Spielkamerad der Professorin! Hatte sie wirklich mit anderen Kindern gespielt und nicht nur Frösche und tote Vögelchen zerlegt?
    Sie standen im luftigen Wohnzimmer. Kjell Bengtsson Ceders Leiche war bereits auf dem Weg zur Gerichtsmedizin. Sanna, Ludwig und seine Großmutter waren zur Wohnung der Ceders im Göteborger Stadtteil Vasastan gefahren. Offenbar hatten sie sie behalten, obwohl die Familie schon eine ganze Weile in dem neuen Haus gewohnt zu haben schien.
    »Haben Sie sich auch als Erwachsene noch getroffen?«, fragte Tommy, der sich als Erster wieder gefasst hatte.
    »Aber sicher. Mein Mann und ich waren zur Einweihung des Hotels eingeladen. Ziemlich schick, muss ich sagen. Wir waren auch auf der Hochzeit der beiden. Mein Mann und Kjell kennen … kannten sich von den Rotariern. Manchmal ist die Welt doch klein.«
    »Wissen Sie, ob Ceder vorher schon einmal verheiratet war?«, mischte sich Irene in das Gespräch ein.
    »Das war er.«
    »Hatte er Kinder aus dieser Ehe?«
    Die Stridner schüttelte ihre knallrote Mähne.
    »Nein. Die Frau ist tragisch bei einem Segelunfall ums Leben gekommen. Da waren sie erst zwei oder drei Jahre verheiratet.«
    »Ist das lange her?«, fuhr Irene fort.
    Die Professorin warf ihr einen irritierten Blick zu.
    »Sicher an die fünfzehn Jahre. Warum ist das von Interesse?«
    »Das bedeutet, dass Sanna Kaegler-Ceder und ihr Sohn die einzigen Erben sind.«
    Die Stridner warf ihr einen langen, nachdenklichen Blick zu.
    »Kjell ist … war immer ein Herzensbrecher. Er hatte immer irgendwelche Frauengeschichten am Laufen. Wir hätten nie geglaubt, dass er wieder heiraten würde. Dass er dann plötzlich Sanna Kaegler heiratete, erstaunte alle, die ihn kannten. Seine erste Frau war sehr wohlhabend gewesen, und er hatte immer das Leben eines Playboys geführt. Natürlich nicht nur von dem Geld, das sie ihm hinterlassen hatte. Schließlich war er auch selbst in der Hotel- und Restaurantbranche erfolgreich.«
    »Wann haben Sanna und er geheiratet?«
    »Vor ziemlich genau einem Jahr, und zwar Ende September mit einem großen Fest im Restaurant Le Ciel im Hotel Gothenburg.«
    »Vor einem fahr. Ludwig ist etwa ein halbes Jahr alt.
    Sanna muss also schwanger gewesen sein, als sie geheiratet haben.«
    »Ja. Aber das sah man nicht. Sie war atemraubend schön. Aber Kjells Freunde hatten durch die Bank Bedenken. Schließlich war sie wegen ihrer Geschäfte recht verrufen!«
    »In den Zeitungen war die Rede davon, dass sie über enorme Summen verfügt haben soll. Wissen Sie, ob von diesem Geld noch was geblieben ist?«, warf Tommy ein.
    »Keine Ahnung. Falls nicht, war das wohl ein Grund mehr, Kjell zu heiraten«, antwortete die Stridner säuerlich.
    Sie warf einen Blick auf ihre elegante Armbanduhr.
    »Ich will versuchen, noch heute Abend einen Blick auf ihn zu werfen. Die Obduktion führe ich dann morgen im Laufe des Tages durch. Ich lasse von mir hören«, sagte sie und rauschte an den Kriminalpolizisten vorbei.
    Sie hörten noch, wie ihr letzter Satz auf dem Korridor verklang, begleitet vom Klappern ihrer Absätze auf dem Klinkerboden.
     
    Irene und Tommy waren die Wendeltreppe hochgestiegen und befanden sich jetzt im oberen Stockwerk des Glasanbaus. Das Zimmer ragte über das Hausdach und war in alle Himmelsrichtungen verglast. Es war dem Architekten gelungen, den Eindruck eines Leuchtturms entstehen zu lassen.
    »Was für eine Aussicht! Stell dir vor, man sieht hier abends die Sonne über dem Meer untergehen«, sagte Irene und spähte in die zunehmende Dunkelheit.
    »Ein Glück, dass man nicht so eine
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