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Der erste Verdacht

Der erste Verdacht

Titel: Der erste Verdacht
Autoren: Helene Tursten
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Aussicht hat.«
    »Wieso das?«
    »Zu teuer. Die ließe sich ohne Drink in der Hand nicht ertragen«, antwortete Tommy und verzog das Gesicht.
    Wahrscheinlich hatte er Recht. Das Erste, was sie beim Hochkommen gesehen hatten, war eine wohlgefüllte Hausbar auf Rollen gewesen. Ein riesiges Korbsofa mit großen roten Daunenkissen dominierte das Turmzimmer. Zwei halbkugelförmige Korbsessel hingen an Ketten von der Decke.
    Irene fühlte sich an zwei Vogelnester erinnert, als sie im Luftzug der offenen Tür zum Meer langsam hin und her schwangen. Tommy war auf den schmalen Balkon mit dem hohen Geländer getreten, um die Aussicht zu genießen. Rasch kam er wieder herein und zog die Tür hinter sich zu. Durch den Wind war es im Zimmer schnell kalt geworden.
    »Glaubst du, Sanna ist die Täterin?«, fragte Irene.
    »Rein statistisch gesehen: Jawohl!«
    »Åhlén hat keinerlei Spuren auf ihren Jackenärmeln gesehen.«
    »Nein. Aber schließlich wissen wir nicht, was sie gestern Nachmittag, als sie ihn erschossen hat, trug. Falls sie es wirklich gewesen sein sollte.«
    Irene dachte nach und fuhr dann fort: »Du glaubst, dass sie Ceder erschossen hat und dann zu ihrer Schwester gefahren ist, um dort zu übernachten. Einen Tag später ist sie zurückgekommen und hat ihn erschossen aufgefunden.«
    »So ungefähr.«
    »Wir müssen uns mit der Schwester unterhalten und herausfinden, was Sanna gestern getragen hat. Außerdem wäre es schön, mehr darüber zu erfahren, ob es jemanden gibt, der gestern nach 16 Uhr noch mit Kjell Bengtsson Ceder gesprochen hat.«
    Tommy nickte.
    »Wir können genauso gut gleich loslegen«, meinte er. »Ich rufe Sven an. Er soll Birgitta oder jemand anderen bitten, in Ceders Büro vorbeizugehen und das dortige Personal zu befragen. Diese Schwester müssten wir eigentlich mühelos ausfindig machen können. So viele Ärzte namens Fenton wird es nicht geben.«
     
    Die Schwester von Sanna Kaegler-Ceder wohnte nicht sonderlich weit entfernt einige Kilometer südlich. Tove Fenton war es gelungen, in dem Göteborger Nobelvorort Hovas eine Bleibe zu finden. Irene und Tommy bogen in die kurze Straße ein, die von älteren Einfamilienhäusern aus den Fünfziger- und Sechzigerjahren gesäumt wurde. Es waren große Grundstücke. Familie Fenton wohnte am unteren Ende, und die Kriminalbeamten stellten fest, dass sie ebenfalls Meerblick hatten. Bei dem Regen und in der Dunkelheit konnte man das Meer zwar nicht sehen, aber die tosende Brandung durchaus hören. Es roch nach Salzwasser und Tang, und Irene holte ein paarmal tief Luft. Ihr eigenes Reihenhaus lag zwar nur zwei Kilometer vom Meer entfernt, aber dem unverkennbaren Geruch des Meeres war es nie geglückt, an den Einfamilien- und Reihenhäusern vorbeizukommen, die zwischen ihr und dem Wasser lagen.
    Der Bungalow aus dunkelbraun gebeiztem Holz und weißem Stein, der vor ihnen lag, war recht groß. Als Irene klingelte, war lautes Kindergeschrei von innen zu vernehmen. Es wurde jedoch nicht geweint, sondern gejauchzt. Nachdem Irene noch ein weiteres Mal auf die Klingel gedrückt hatte, wurde die Haustür von einer Frau geöffnet. Einen verwirrenden Augenblick lang meinte Irene, Sanna Kaegler-Ceder vor sich zu haben. Die Schwestern sahen sich verblüffend ähnlich. Ein paar Falten der Müdigkeit, die sich in den Augenwinkeln andeuteten, legten jedoch nahe, dass Tove ein paar Jahre älter war als Sanna.
    »Guten Tag. Ich bin Kriminalinspektorin Irene Huss. Dürfen mein Kollege Tommy Persson und ich einen Augenblick reinkommen?«, fragte Irene und hielt ihr die Hand zum Gruß hin.
    »Sagen Sie mir, was passiert ist! Meine Mutter hat angerufen …«
    Die Stimme von Tove Fenton zitterte bedenklich, und sie schluchzte auf, trat jedoch nicht beiseite, um die Beamten vorbeizulassen.
    »Das werden wir auch, aber vorzugsweise nicht hier draußen«, entgegnete Irene ruhig.
    Widerwillig trat die Frau zur Seite, um sie eintreten zu lassen. Ein kleines, blond gelocktes Mädchen im Alter von drei oder vier Jahren kam in die Diele gelaufen. Sie jauchzte fröhlich und schwenkte einen kleinen, herzförmigen Ballon aus rosa Alufolie, auf dem Puh der Bär abgebildet war. Als sie Irene und Tommy zu Gesicht bekam, blieb sie wie angewurzelt stehen und verstummte.
    »Hallo«, sagten Irene und Tommy gleichzeitig. Sie lächelten sie an und winkten.
    »Felicia! Du wolltest doch baden! Geh zurück ins Badezimmer!«, schrie Tove Fenton.
    Das Mädchen sah seine Mutter erschreckt an.
    »Hast
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