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Der erste Verdacht

Der erste Verdacht

Titel: Der erste Verdacht
Autoren: Helene Tursten
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und Drohbriefe nicht schnell genug zurückbekommen. Schließlich wusste er, wer sie erhalten hatte. Es war nötig, alle Beweise einer Erpressung zu beseitigen. Erführen die Bonettis davon, würde ihnen klar werden, dass auch Thomas davon betroffen gewesen war. Sie wussten, dass seine Konten nach seinem Verschwinden geleert worden waren. Wohin war das Geld verschwunden? Natürlich in die Taschen der Santinis. Es bestand die Gefahr, dass ein Mafiakrieg ausbrechen würde. Edward wusste, dass er den nie überleben würde. Mit Hilfe von Mike Falcone begann er die vier Leute zu beseitigen, die wussten, dass die Finger von Thomas stammten. Bergman, Ceder, Rothstaahl und Kaegler. Alle vier mussten sterben.«
    Irene ergriff die Gelegenheit, etwas zu kommentieren: »Das erklärt, warum Bergman und Rothstaahl nach Göteborg kamen. Edward hatte sie unter dem Vorwand einer wichtigen Besprechung hierher gelockt. Vielleicht sagte er, dass er in ihren neuen Aktienfond EuroFond investieren wolle. Es war jedoch Falcone, der sie in Rothstaahls Haus erwartete. Dasselbe galt für Kjell Bengtsson Ceder. Er fasste nie auch nur den Verdacht, dass Edward ihn nach Askim gelockt hatte, um ihn dort von Falcone ermorden zu lassen. Edward besaß ein Alibi. Er befand sich immer noch in den USA. Die ganze Zeit hatte er Bergman, Rothstaahl, Ceder und Kaegler gegenüber so getan, als würde er ihre monatlichen Zahlungen nur weitervermitteln. In Wahrheit gingen die Zahlungen direkt an ihn und von dort weiter zu seinem Schwiegervater Sergio Santini.«
    Lee Hazel nickte.
    »Genau so war es. Falcone schickte den Schlüssel zu Rothstaahls Wohnung in Paris an Edward. Mit ihm konnte sich Edward dort Zutritt verschaffen, ohne die Tür aufzubrechen. Der Schlüssel wurde in einer Ablage des Mietwagens gefunden, in dem er ermordet worden war. Falcone schickte auch alle Disketten und Notebooks, die er fand, an Edward. Dieser suchte in Paris nach weiterem Material, und zwar genau dann, als Kajsa und Irene zufällig in die Wohnung stolperten.«
    Sie deutete lächelnd auf Kajsas Veilchen, und Kajsa lächelte gut gelaunt zurück.
    »Was die Mordversuche an Sanna Kaegler angeht, habe ich eine Theorie. Wahrscheinlich schickte Edward sein Handy an Mike Falcone und erklärte ihm, wie er Sanna in die Büsche hinter ihrem Haus locken konnte. Nur Edward kannte die richtigen Losungsworte. Sanna schöpfte nie einen Verdacht. Wenn Sie nicht dort gewesen wären, hätte Falcone sie ermordet. Dann hätten wir diesen Fall nie gelöst. Zumindest haben wir Michael Falcone.«
    »Wird er aussagen?«, fragte Fredrik.
    »Ja, das wird er. Wahrscheinlich wird er den Mordversuch an Sanna Kaegler gestehen, mehr aber nicht. Vielleicht können Sie ihn auch mit Hilfe von Indizien verurteilen. Vielleicht ist die Pistole, die er im Krankenhaus verwendet hat, mit der Mordwaffe identisch, die für die anderen drei Hinrichtungen gebraucht wurde. Aber diese Morde wird er nie gestehen. Nur den einen Mordversuch.«
    »Wieso wird er dieses eine Geständnis ablegen?«, wollte Kajsa wissen.
    »Weil er eine Weile untertauchen muss. Plötzlich wird es ihm ideal vorkommen, ein paar Jahre in einem schwedischen Gefängnis zu verbringen. Die USA werden für ihn in Zukunft richtiggehend ungesund sein. Die Bonettis werden es zwar nicht eilig haben, aber auch nichts vergessen. Ich glaube auch nicht, dass die Santinis noch gesteigerten Wert auf ihn legen. Er war Edwards Handlanger. Das ist sicher kein Verdienst, wenn man innerhalb dieser Familie aufsteigen will.«
    Nachdenklich schaute sie auf die Papiere, die vor ihr lagen. Dann klopfte sie mit einem funkelnden Fingernagel auf die oberste Mappe.
    »Edward hat mit allen Mitteln versucht, den Mord an Thomas Bonetti ungeschoren zu überstehen. Vielleicht wäre ihm das auch gelungen, wenn er sich nicht die Affäre mit Sanna Kaegler geleistet hätte. Im Nachhinein muss man feststellen, dass er sich damit sein eigenes Grab geschaufelt hat.«
     
    Fredrik erhielt den Auftrag, Frau Special Agent nach Landvetter zu fahren. Sie würde die letzte Maschine nach London noch mühelos erreichen. Irene stand im vierten Stock am Fenster und sah Lee Hazel und Fredrik über den Parkplatz auf Fredriks Wagen zugehen. Lee Hazel war genauso groß wie er. Ihr langes, dunkles Haar fiel auf den Rücken und kontrastierte mit Fredriks hellblondem Schopf. Sie waren ein schönes Paar. Irene sah ihnen hinterher, bis sie sich ins Auto gesetzt hatten und ausparkten.
    Seufzend drehte sie sich
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