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Der erste Marsianer

Der erste Marsianer

Titel: Der erste Marsianer
Autoren: A. E. van Vogt
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Anne Stewart nicht, daß ich in früherer Zeit ein Diener menschlicher Wesen war. Die gegenwärtige Selbstbestimmung ist es, auf die es ankommt, nicht die vergangene Sklaverei. Ich vergewissere mich, daß die Lenkrakete noch drei Minuten vom Ziel entfernt ist. Es ist an der Zeit, daß ich mich zurückziehe.
    „Noch eine Frage“, sagt Grannitt. „Wann wurdest du auf die andere Talseite verlegt?“
    „Ungefähr hundert Jahre, von jetzt ab gerechnet“, antworte ich. „Man stellte fest, daß der Felsuntergrund dort …“
    Er blickt mich lächelnd an. „Ja“, sagte er. „Ja. Interessant, nicht wahr?“
    Die Wahrheit ist bereits von meinem Speicherungssystem geprüft und bestätigt, während er noch redet. Das Gehirn und ich sind eins – aber Tausende von Jahren auseinander. Wenn das Gehirn im zwanzigsten Jahrhundert zerstört wird, dann werde ich im dreißigsten nicht existieren. Oder doch?
    Ich kann nicht abwarten, bis die Computer die komplexe Antwort auf diese Überlegung finden. Mit einer einzigen, synchronisierten Aktion entschärfe ich den Zünder des Atomsprengkopfs und ändere die Flugbahn der Lenkrakete, so daß sie weit nördlich von ihrem Ziel eine bewaldete Hügelkette trifft. Sie bohrt sich harmlos in die Erde.
    Ich sage: „Deine Entdeckung bedeutet nur, daß ich das Gehirn von nun an als einen Verbündeten ansehen werde – der gerettet werden muß.“
    Während ich spreche, gehe ich langsam auf Anne Stewart zu und strecke meinen Arm aus, sie zu berühren. Gleichzeitig richte ich einen Stoß elektrischer Energie gegen sie. In einem Augenblick wird sie Asche sein.
    Nichts geschieht. Kein Strom fließt. Ich stehe ungläubig und warte auf eine Berechnung des Fehlers.
    Keine Berechnung kommt. Mein Hauptkörper reagiert nicht.
    Ich blicke zu Grannitt. Er ist nicht mehr da.
    Anne Stewart scheint mein Dilemma zu erraten. „Es ist die Fähigkeit des Gehirns, sich durch die Zeit zu bewegen“, sagt sie. „Das Gehirn hat Mr. Grannitt so weit zurückversetzt, daß er zu deiner – Hütte – hinauffahren konnte und mit Hilfe von Signalen des Gehirns die ganze Situation unter Kontrolle gebracht hat. Inzwischen wird er das Kommando gegeben haben, das dir die Gewalt über alle Mechanismen außerhalb dieses Körpers entzieht.“
    Ich sage: „Er weiß nicht, was für ein Kommando das ist.“
    „O ja, er weiß es.“ Anne Stewart ist kühl und zuversichtlich. „Er verbrachte die ganze Nacht damit, permanente Kommandoschaltkreise in das Gehirn einzubauen. Diese Kreise kontrollieren ganz automatisch auch dich.“
    „Nicht mich“, sage ich.
    Ich mache kehrt und gehe fort. Der Mann am Kontrollposten ruft mir etwas nach, aber ich eile weiter, ohne ihn zu beachten.
    Der erste klare Gedanke kommt mir, als ich etwa einen Kilometer von der Siedlung entfernt bin – der Gedanke, daß dies das erstemal in meiner ganzen Existenz ist, wo ich durch äußere Einwirkung von meinem Rechenzentrum und meinen Informationsspeichern abgeschnitten bin. In der Vergangenheit habe ich mich oft von meinem Hauptkörper getrennt und weite Wanderungen unternommen, immer im Bewußtsein, jederzeit augenblicklichen Kontakt herstellen zu können.
    Nun ist das nicht mehr möglich.
    Diese Einheit ist alles, was mir geblieben ist. Wird sie zerstört, geht auch mein selbständiges Bewußtsein unter, und mein Hauptkörper fällt in den Zustand eines primitiven mechanischen Sklaven zurück.
    Ich überprüfe das innere Potential der Einheit. Ich bin natürlich ein sehr kompliziertes Phänomen. Als ich der Einheit die humanoide Form gab, modellierte ich sie nach dem menschlichen Körper, innen wie außen. Pseudo-Nerven, Organe, Muskeln und Knochenstruktur – alles ist da, weil es einfacher war, eine bereits bestehende Struktur zu imitieren, als eine neue zu ersinnen.
    Die Einheit kann denken. Sie hatte genug Kontakt mit den Informationsspeichern und Computern, um Erinnerungsmuster zu entwickeln, Denkmethoden und Grundmuster physiologischer Funktionierens zu übernehmen, so daß sie etwas ist, das dem Leben selbst ähnelt.
    Nach vierzig Minuten erreiche ich die Hütte. Ich verhalte im Schutz dichten Unterholzes und beobachte. Grannitt sitzt auf der Eingangsstufe. Eine automatische Pistole liegt neben ihm.
    Ich frage mich, wie es sein wird, wenn eine Kugel diesen Körper durchschlägt, ohne daß ich eine Möglichkeit habe, den Schaden zu reparieren. Ich komme zu dem Schluß, daß das Risiko bedeutungslos ist. Ich verlasse meine Deckung und gehe auf
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