Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Erdbeerpfluecker

Der Erdbeerpfluecker

Titel: Der Erdbeerpfluecker
Autoren: Monika Feth
Vom Netzwerk:
Handy. Es musste aus meiner Tasche gefallen sein.
    Gorg war still geworden. Das machte mir noch mehr Angst als sein Toben. Ich dachte nicht nach und schlug ihm so fest ich konnte mit dem Handy gegen die Schläfe.
    Er stöhnte und griff sich an den Kopf. Ich drehte mich nach links und stieߟ ihn von mir herunter. Dann sprang ich auf und rannte davon.
    Ich hatte den Rock nicht ausgezogen, als wir uns geliebt hatten. Es war alles so schnell gegangen. Er war weit geschnitten und leicht und behinderte mich nicht beim Laufen. Meine Bluse war vorn zerrissen. Gorg war zu ungeduldig gewesen, um sie ordentlich aufzuknöpfen.
    Zweige schlugen mir gegen die Beine. Steine und Wurzeln bohrten sich in meine nackten Fuߟsohlen. Dann war ich wieder auf dem Weg.
    Ich hatte keine Zeit, mich zu erinnern, in welcher Richtung die Straߟe lag. Ich rannte einfach nach links.
    Mein Handy hatte den Stoߟ nicht überlebt und war auseinander gebrochen. Wieso hielt ich es noch in der Hand? Ich warf es weg.
    Mein Keuchen schien das einzige Geräusch in diesem Wald zu sein. Hatte es Sinn, um Hilfe zu rufen? Wahrscheinlich nicht. Wer sollte mich hier schon hören? Auߟerdem würde es mich Kraft kosten und mir den Atem nehmen und das konnte ich mir nicht leisten.
    Ich durfte nicht auf dem Weg bleiben. Ich musste mich ins Unterholz schlagen, damit Gorg mich nicht sehen konnte. Ich hatte jetzt genügend Vorsprung, um es zu riskieren.
    Erst als ich etwa zwanzig Meter vom Weg entfernt war, wagte ich mich umzuschauen. Nichts. Vielleicht war er ohnmächtig. Hoffentlich.
    Ich lief jetzt etwas langsamer, weil überall Strauchwerk war, das sich in meinem Rock verfing. Und auch, um ihm nicht kopflos in die Arme zu rennen.
    »Caro«, flüsterte ich. »Liebe, liebe Caro!«
    Ich kannte ihren Mörder. Und ich war vor ihm auf der Flucht.

    Das also hatte Caro vor ihrem Tod gefühlt. Nackte Panik.
     
    Der Hund hob den Kopf. Er rappelte sich mühsam auf, trottete zur Tür und setzte sich.
    »Geh wieder zurück auf deine Decke«, sagte Heinz Kalbach liebevoll. »Das sind nur junge Leute, die sich die Zeit vertreiben.«
    Aber der Hund gehorchte nicht. Er legte den Kopf schief. Dann bellte er.
    »Vielleicht solltest du doch mal nachsehen«, sagte Rita Kalbach. »Er benimmt sich sonderbar.«
    Weil er ein sonderbares Exemplar von Hund ist, dachte Heinz Kalbach, verwöhnt und verzogen. Obwohl er manchmal Anfälle von Weisheit hat. Er leinte den Hund an und ging mit ihm hinaus.
     
    Wo war sie? Der Kopf tat ihm weh. An seiner linken Hand war Blut. Sie hatte ihn blutig geschlagen!
    Alles, was jetzt passierte, hatte sie sich selbst zuzuschreiben.
    Er lief zum Weg zurück und sah sich um. Sie waren weit in den Wald hineingefahren. Es bestand also keine Gefahr, dass sie in der nächsten halben Stunde zur Straߟe zurückfand.
    In einiger Entfernung sah er etwas Schwarzes neben dem Weg liegen. Er lief hin und hob es auf. Ihr Handy. Oder das, was davon übrig war. Gut, dann konnte sie wenigstens nicht telefonieren.
    Er war so sicher, dass er sie finden würde, dass er sich nicht übermäߟig beeilte. Ein langsamer Trab war schnell genug. Er hatte einen durchtrainierten Körper, er war stark und er war wütend.
    Und er hatte einen guten Blick. Der winzige Stofffetzen, der sich an einem Strauch neben dem Weg verfangen hatte, fiel ihm sofort auf. Er zupfte ihn ab und drehte ihn zwischen den Fingern.
    Ein Teil von ihrem Rock.
    Es würde nicht mehr lange dauern.
     
    Der Hund führte sich wirklich merkwürdig auf. Er zerrte an der Leine, winselte, knurrte. Vielleicht war wieder eine Wildkatze in der Nähe. Der Hund hatte schon ein paarmal einen Zusammenstoߟ mit einer Wildkatze gehabt und jedes Mal den Kürzeren gezogen. Trotzdem ging er immer wieder auf die Viecher los.
    »Komm, Rudi«, sagte Heinz Kalbach. »Mach dein Geschäft und dann ist€™s gut.«
    Während er darauf wartete, dass der Hund das Bein hob, betrachtete er das Haus. Es war wie verwunschen. Versteckt zwischen den Buchen und von wildem Wein bewachsen. Als das alte Försterhaus zum Verkauf stand, hatten sie sofort zugegriffen. Sie genossen es, abseits zu leben, am Waldrand, ein gutes Stück entfernt von der ersten Siedlung.
    Heinz Kalbach hatte den Wald schon immer geliebt. Er kannte ihn und vertraute ihm. Hier fühlte er sich aufgehoben und geschützt. Gefahr kam immer nur von den Menschen.
    »Rudi? Fertig?«

    Der Hund beachtete ihn nicht. Er knurrte tief aus der Kehle und fing dann an, wie närrisch
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher