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Der Erbe von Sean Garraí (Das Kleeblatt)

Der Erbe von Sean Garraí (Das Kleeblatt)

Titel: Der Erbe von Sean Garraí (Das Kleeblatt)
Autoren: Hansi Hartwig
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damit bewies, wie sehr ihm das Warten zu schaffen machte. „Ich bin von Natur aus misstrauisch und äußerst penibel, schüchtern sowieso. Wenn ich arbeite, stört mich die Fliege an der Wand, und ich werde leicht ungeduldig. Außerdem plappere ich wie ein Buch, wenn ich nervös bin. Und ich brauche mindestens acht Stunden Schlaf am Tag. Ich wickele mich immer ganz fest in meine Bettdecke, weil ich all die Jahre allein geschlafen habe und ich eine richtige Frostbeule bin. Außerdem kann ich es nicht ausstehen, wenn sich jemand über meine Essgewohnheiten auslässt. Mag sein, dass mir ein paar gute Seiten einfallen würden, auf jeden Fall habe ich eine ganze Menge schlechte.“ Sie verschränkte die Arme vor der Brust. „Nur, damit du mir später nicht vorhalten kannst, ich hätte dich nicht gewarnt.“
    Er ahmte ihre Körperhaltung nach und warf ihr ein boshaftes Grinsen zu. „Ich bin ehrgeizig, starrköpfig und rechthaberisch. Ich kann ziemlich launisch sein und treffe im Umgang mit anderen selten den rechten Ton. Was noch? Ich vergesse regelmäßig, die Zahnpastatube wieder zuzuschrauben, wenn ich mit dem Zähneputzen fertig bin. Und ich lasse mir nicht verbieten, dich zum Essen aufzufordern, weil du tatsächlich etwas dünn bist. Bei kleinen Dingen bin ich großzügig, wenn ich mich allerdings für etwas entschieden habe, dann finde ich einen Weg, um ans Ziel zu kommen. Koste es, was es wolle.“
    Er beugte sich noch ein Stück dichter zu ihr, bis seine Nasenspitze beinahe ihre berührte, und murmelte: „ Ich habe von Anfang an gewusst, worauf ich mich mit dir einlasse. Und du tätest ebenfalls gut daran, dich zu erinnern, worauf du dich andersherum mit mir eingelassen hast. Entweder du lebst damit oder du lässt es sein. Nur, damit du Bescheid weißt, ich will dich. Um jeden Preis.“
    Er sah den Zorn in ihren Augen aufblitzen, flüchtig bloß, trotzdem war es ihm nicht entgangen. Er fand es äußerst bemerkenswert, wie schnell der Umschwung ihrer Stimmung von Sanftmut in Wut und wieder zu äußerer Gleichmütigkeit vonstatteng ing.
    „Es wird d ich deinen Seelenfrieden kosten“, versuchte sie es noch einmal, bewirkte damit allerdings nicht mehr als ein mitleidiges Lächeln auf seinem Gesicht.
    „Den habe ich bereits verlo ren, als du mich verlassen hast. Nein. Eigentlich schon viel früher. Gleich beim ersten Blick aus diesen türkisfarbenen, wissenden Augen, der mich getroffen hat wie ein Schuss aus dem Hinterhalt. Du warst so überlegen und beherrscht, ganz die kühle, unnahbare Schönheit, während ich vor Wut und Frustration fast explodiert wäre wie der Ätna anno Dunnemals. Aber du hast schon immer anders reagiert, als ich erwartet habe.“
    Sie guckte ihn treuherzig an und zog eine Schulter zu einem stummen „Na und?“ in die Höhe. „Du wirst es also nicht bereuen?“
    Manuel antwortete nicht sofort. Zärtlich legte er eine Hand an ihre Wange. „Ich bereue lediglich eine Sache.“
    Sie lächelte wissend. Es war ein langsames, verführerisches Lächeln, das seine Wirkung auf ihn nicht verfehlte.
    Hastig, als befürchtete er, die Beherrschung zu verlieren, ehe er mit seiner Rede zu Ende gekommen war, erklärte er: „Ich bereue, dass du in der ganzen Zeit, in der wir uns körperlich liebten, nie gewusst hast, dass du tatsächlich geliebt wirst. Ich liebe dich.“
    Da er n ach wie vor furchtbare Angst hatte, von ihr zurückgewiesen zu werden, fügte er lässig hinzu: „Was auch immer dir dieses Geständnis bedeuten mag.“
    Diesmal war sie es, die ihn festhielt, als er sich abwenden wollte. „Es bedeutet mir alles.“

Epilog
     
    „So etwas hat Sean Garraí noch nie erlebt: Gleich zwei von meinen Kindern, die mit einem Schlag unter die Haube kommen.“
    „Es passiert wirklich nicht jeden Tag, dass ein Graf eine einfache, kleine Waise heiratet.“
    „Eine … Alicia, wovon bitteschön redest du? An dir ist ja wohl nie etwas einfach gewesen. Und rede dir nicht ein, er würde dich heiraten. Du bist es, dieses unbelehrbare und eigensinnige, liebenswerte und sanftmütige Wesen, welches meinem Ältesten die Ehre erweist, seine Frau zu werden. Wenn ihm sein Leben lieb ist, sollte er das niemals vergessen. Aber für mich wirst du immer mein kleines Mädchen bleiben. Bevor ich es vergesse, ich habe etwas, das du für deine Hochzeit haben solltest.“ Susanne sprang von ihrem Platz auf. „Etwas Altes.“
    Alicias Augen weiteten sich und sie schluckte angestrengt an dem Frosch in ihrem Hals.
    „Es
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