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Der Erbe von Sean Garraí (Das Kleeblatt)

Der Erbe von Sean Garraí (Das Kleeblatt)

Titel: Der Erbe von Sean Garraí (Das Kleeblatt)
Autoren: Hansi Hartwig
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anderenfalls mit unserem Kind getan hätte. Frithjof gab mir die Adresse eines Freundes in Oyembo, der sich um mich kümmern würde. Er war fest davon überzeugt, eines Tages würdet ihr kommen und dafür sorgen, dass das Morden ein Ende hat.“
    Mühsam erhob sie sich und schlurfte zu einem Schrank, aus dem sie eine Holzschatulle zog und ihr ein Päckchen entnahm. „Das hat er mir mitgegeben, damit ich es für euch aufbewahre. Seine Geschichte und die Wahrheit über seine Jungs, sagte er. Er hat sie geliebt, jeden einzelnen seiner verlorenen Jungs, und er hat sehr darunter gelitten, sie nicht retten zu können.“
    „ Dieser Freund, von dem Sie sprachen, wer war er? Wissen Sie, ob er noch lebt?“
    „‚ Er hat mich und Frithjofs Tochter bei sich aufgenommen und dafür gesorgt, dass sie eine ordentliche Schulbildung bekam und studieren konnte. Sie ist Ärztin und dies ist seine Wohnung. Er selber ist vor vier Jahren gestorben.“
    „Hat er nie versucht, Peters zu befreien?“
    „Das einzig Vernünftige in dieser Situation war, nicht zurückzublicken. Wenn es etwas gab, das Frithjof den Jungs während ihrer Ausbildung eingeschärft hatte, dann war es die Fähigkeit, sich ohne Sentimentalität aus einer Lage zu befreien, die nicht mehr zu kontrollieren war. Das war die Grundregel ihres Überlebens. Mach keinen Finger krumm für eine verlorene Sache. Riskiere nie dein Leben für eine Kontaktperson, nach diesem Motto handelten sie. Es war oberstes Gebot, um das große Ganze nicht zu gefährden. Frithjof wusste, selbst wenn sie ihn dort herausholen könnten, wäre den Frauen und Kindern damit nicht geholfen. Er hatte seinen Auftrag nicht erfüllt, stattdessen musste er Adrian und Beate sterben sehen. Er hatte keine Familie, die meisten der Jungs aus seiner Truppe waren tot. Die Besten. Angel. Adrian. Der Fahrer des Taxis zum Flughafen in Ouaounde. Und noch ein halbes Dutzend mehr. Er wollte nicht, dass andere ihr Leben aufs Spiel setzten, um seines, das in seinen Augen ohnehin zu nichts mehr nütze war, zu retten. Er hat darauf bestanden, dass sie seinen letzten Befehl ausführten und ihm damit die Ehre erwiesen, ihm bis zum Tod treu ergeben zu sein.“
    „ Frithjof Peters ist nicht mehr am Leben.“
    „ Wenige Tage vor der Geburt unserer Tochter erhielt ich die Nachricht von Frithjof, meine Eltern seien kurz hintereinander gestorben. Er vermutete, jemand könnte seine Finger dabei im Spiel gehabt haben, um mich zurück zu locken, doch er bat mich eindringlich, davon Abstand zu nehmen, sie selbst zu Grabe zu tragen. Aber was hätte ich denn tun sollen? Mir war klar, dass sich niemand um Frithjof kümmern würde. Er wäre verhungert und verdurstet und keiner hätte sich darum geschert. Die Dorfbewohner sahen in ihm nichts als einen nutzlosen Esser, einen Krüppel. Also habe ich das Neugeborene bei unserem Freund gelassen und bin ins Dorf zurück. Da hatten sie bereits das Todesurteil über ihn verhängt. Sämtliche verfügbaren Frauen und Mädchen waren schwanger. Sie wussten nichts mehr mit ihm anzufangen, also haben sie ihn …“
    Wieder traten Tränen in ihre Augen. Sie hatte nie darüber gesprochen und auch jetzt noch sträubte sich alles in ihr, die Erinnerungen an jene schrecklichen Stunden heraufzubeschwören. Als sie damals endlich das Dorf erreicht hatte, war es bereits zu spät für Frithjof.
    „Seine Mörder hab en ihn aus der Hütte und durch das Dorf gezerrt, ohne dass ihm jemand zu Hilfe gekommen wäre. Ein Stück außerhalb des Ortes ließen sie Frithjof ein tiefes Loch graben. Mit seinen verkrüppelten Händen musste er sein eigenes Grab ausheben. Es hat Stunden gedauert, ehe sie ihn in das Loch stießen und es zuschütteten, bis nur noch sein Kopf herausschaute. Dann gingen sie fort, um ihn einen langsamen, qualvollen Tod sterben zu lassen.“
    Sie hatte Frithjof Wasser gegeben und versucht, ihn wieder auszugraben. Aber es dauerte viel zu lange, weil sie sich immer wieder verstecken musste, wenn einer der Dorfbewohner in ihre Nähe kam. Wenn sie es nur geschafft hätte, seine Arme freizulegen, hätte er ihr helfen können. Dann hätten sie eine Chance gehabt. Doch die Mörder kehrten zurück, diesmal allerdings waren zwei Fremde dabei, die sich lautstark mit den anderen stritten. Einer zog ein Messer und rasierte die Haare an Frithjofs Hinterkopf weg. Aus ihrem Versteck heraus hatte sie nicht erkennen können, was die Fremden auf Frithjofs Haut sahen, das ihre Aufmerksamkeit auf sich zog. Beinahe
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