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Der Erbe von Sean Garraí (Das Kleeblatt)

Der Erbe von Sean Garraí (Das Kleeblatt)

Titel: Der Erbe von Sean Garraí (Das Kleeblatt)
Autoren: Hansi Hartwig
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Aber was macht er? Lacht mich aus, weil ich nie an Stojanow heranreichen würde. Ein lächerlicher Sanitäter! Ein Spieler! In diesem Moment wusste ich, dass ich töten konnte. Nicht eine Sekunde lang habe ich gezögert, als ich an Stojanow rumschnippeln sollte. Damals. Im Schloss des Marquess’. Oder was immer er gewesen ist. Ich habe deinen Bruder gehasst. Genau wie meinen Erzeuger. Und indem ich meinen bescheidenen Teil zu Stojanows Vernichtung beitrug, tötete ich auch den Alten, der bis zuletzt so großartige Pläne für die Zukunft seines Lieblings schmiedete.“
    Mit einem boshaften Grinsen, das seine Zufriedenheit über seine Bluttaten widerspiegelte, lehnte sich Aspen zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. „Ja, so war das. Ich denke, damit sind all eure Fragen beantwortet. Und nun lasst mich in Ruhe. Ihr seht doch, dass ich beschäftigt bin.“
    „Sie haben den Tod kernges under Menschen in Kauf genommen. Sie waren nichts als ein Sanitäter und haben derart gravierende Eingriffe vorgenommen – aus verletztem Stolz.“
    Auch in der Wiederholung ergab es nicht mehr Sinn als zuvor. Es wollte Danilo einfach nicht in den Kopf, wie ein Mensch derart skrupellos mit dem Leben anderer umging.
    „Der kleine Bruder . Beinahe so arrogant wie der unübertroffene Stojanow. Tja, ich hatte in der Tat eine ganze Menge Glück. Ein Mal hatte ich das Glück, welches bis dahin Stojanow gepachtet zu haben schien. Und später, je öfter ich diesen Eingriff vornahm, umso einfacher ist es geworden, alles Routine, obwohl es natürlich hin und wieder ein paar bedauerliche Pannen gab. Ein paar Schwarze weniger, wen sollte das schon kümmern?“
    I n diesem Moment lief das Fass über und der sanftmütige Danilo Iwanow verlor die Beherrschung. Sämtliche seit dem Tod seines Bruders unterdrückten Gefühle, seine Wut und Trauer und Ängste brachen sich Bahn und ließen ihn vergessen, wer und was er war. Er wollte diesen Abschaum nicht töten, doch er sollte sich erinnern.
    Also schlug er zu. Wieder und wieder. Seine Faust landete unterhalb vom Brustbein, an der gleichen Stelle wie beim ersten Mal. Wenn man jemandem richtig wehtun will, schlägt man immer an derselben Stelle zu, dachte er mit grimmiger Befriedigung. Der Schmerz vervielfacht sich, bis er unerträglich wird. Ein einfaches Rezept, brutal, das musste er zugeben, nichtsdestotrotz äußerst wirkungsvoll.
    Schließlich hatte Aspen ihnen einen Namen genannt in der Hoffnung, damit sein erbärmliches Leben zu retten.
    Kurz darauf saßen die drei Europäer in einem Vorort von Oyembo einer verhärmten, grauhaarigen Frau gegenüber und lauschten mit wachsendem Entsetzen ihren Worten.
    „ Nachdem sie Peters in unser Dorf gebracht hatten, wenige Tage nachdem die Frau mit den grünen Augen verschwand, haben sie ihn gefoltert. Tagelang. Ununterbrochen. Sie waren zu sechst und haben sich dabei abgewechselt, während sie ihn keine Minute schlafen ließen, sieben, acht Tage oder noch länger ging das so. Irgendwann hatte er jegliches Zeitgefühl verloren, er litt unter Wahnvorstellungen, Sehstörungen und Gedächtnislücken in Folge des Schlafentzugs. Selbst wenn sie vorgehabt hätten, ihn gehen zu lassen, war er danach nicht mehr in der Lage dazu, weil sie …“
    Sie nahm einen Schluck von ihrem Tee und räusperte sich mehrmals, ehe sie weitersprechen konnte.
    „Sie haben ihn geblendet und sämtliche Finger seiner rechten Hand abgetrennt. Bei der linken Hand begnügten sie sich damit, ihm jeden Finger einzeln zu brechen. Und um wirklich sicher zu gehen, dass er in diesem Zustand nicht doch wegläuft, haben sie ihm die Kniesehnen durchtrennt. Für das, was sie mit ihm vorhatten, musste er nicht mehr gehen können. Er war damals um die fünfzig und im besten Mannesalter, äußerst vital. Was lag also näher, als ihn zum Zuchtbullen zu verwenden? Schwarze Bastarde waren diesen Mördern irgendwann nicht mehr gut genug.
    In meiner Hütte war genügend Platz. Ich war das einzige überlebende Kind meiner Eltern. Also habe ich Peters mit zu mir genommen und gepflegt, nachdem sie ihn beinahe zu Tode geprügelt hatten. Er konnte weder sehen oder irgendwelche Arbeiten verrichten, sodass er den anderen nichts nützte. Aber mit seiner verkrüppelten linken Hand hat er trotz seiner Blindheit so lange geübt, bis er damit schreiben konnte. Auf diese Weise habe ich die französische Sprache erlernt. Als er merkte, dass ich schwanger war, hat er mich weggeschickt. Er wusste, was man
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