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Der Engelspapst

Der Engelspapst

Titel: Der Engelspapst
Autoren: Jorg Kastner
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unbewaffnet kamen, traute Alexander der Zusage von Totus Tuus nicht.
    Donati, ebenso skeptisch wie er, hatte den Papst mit Mühe und Not dazu gebracht, unter der Soutane eine schusssichere Kevlarweste zu tragen.
    «Gott wird mich beschützen», hatte Custos abgewehrt.
    «Gott beschützt Ihre Seele, die Weste Ihren Leib», hatte Donati geantwortet.
    Ein höchst fragwürdiger Schutz, fand Alexander, als er sah, wie deutlich das Papstgewand sich gegen die Dunkelheit abzeichnete.
    Gegen eine Handgranate oder einen Kopfschuss half auch das stärkste Kevlargewebe nicht.
    Der Papst, Donati, Alexander und die drei erprobten Helfer, die sie schon acht Tage zuvor zum Largo di Torre Argentina begleitet hatten – Silvio, Dario und Leone –, stiegen die Treppe zu dem Ruinenfeld hinab. Der Kleintransporter, den Dario gefahren hatte, blieb verlassen am Straßenrand zurück. Jeder Mann konnte wichtig sein, und mehr als sechs durfte keine Partei mitbringen. So lautete die Abmachung. Custos hatte angeordnet, die Abmachung einzuhalten, um Elenas Leben nicht zu gefährden.
    Silvio, Dario und Leone schirmten ihn ab, so gut es ging. Der Heilige Vater murrte, als sie ihn in ihre Mitte nahmen und beinahe erdrückten. Er trug den Holzkasten mit der Wahren Ähnlichkeit Christi selbst. Alexander und Donati, der mit seinem steifen Bein auf der engen Treppe nur schwer zurechtkam, bildeten den Abschluss.

    Aus der unterirdischen Wohnung der Katzennärrin fiel Lichtschein nach draußen, aber nichts rührte sich, nicht einmal eine Katze huschte an den sechs Männern vorbei. Oben rauschte der auch kurz vor Mitternacht noch starke Verkehr, hier unten schienen die Tempelruinen in der Zeit eingefroren zu sein.
    Erst als auch Donati den unteren Treppenabsatz erreichte, wuchsen ein paar dunkle Gestalten aus dem Ruinenfeld. Als sie vorsichtig näher traten und über den Absperrzaun kletterten, erkannte Alexander Riccardo Parada, Roland Schnyder, Anton von Gunten und Markus Rosin. Alle vier trugen sie dunkle Kleidung, als wollten sie sich die Nacht zur Verbündeten machen. Waffen waren nicht zu erkennen, konnten aber sehr wohl unter den Jacken verborgen sein.
    Alexander trat vor den Ordensgeneral und fragte: «Wo ist Elena?»
    «Wo ist der Smaragd?»
    «Hier.» Custos hob den Kasten hoch.
    Markus Rosin blickte den Papst finster an. «Ich sehe nur ein Stück Holz.»
    «Und wir sehen keine Gegenleistung», entgegnete der Papst.
    Der General streckte wie zum Angriffsbefehl die geballte Faust nach oben. Drei weitere Gestalten traten aus den Schatten der Ruinen, die Gardisten Utz Rasser und Kurt Mäder und zwischen ihnen Elena, die sie festhielten. Sie leistete keine Gegenwehr, schien die Männer vielmehr willenlos zu begleiten.
    Ihre Augen blickten seltsam starr.
    «Was ist mit ihr?», rief Alexander und wollte hinlaufen, aber von Gunten und Schnyder versperrten ihm den Weg.
    «Wir haben ihr nur ein kleines Beruhigungsmittel gegeben, damit sie uns keine Schwierigkeiten macht», sagte Markus Rosin. «Sobald wir den Smaragd haben, kannst du deine Geliebte in die Arme schließen.»

    «In der Kapelle», sagte Custos und zeigte auf die ins Erdreich geschlagene Wohnung der Katzennärrin. «Dort findet der Austausch statt.»
    «Davon war nicht die Rede!», stieß der Ordensgeneral hervor.
    «Der Glaube muss nicht noch mehr entweiht werden», erwiderte der Papst. «Ich weigere mich, die Wahre Ähnlichkeit Christi in dieser heidnischen Kulisse zu übergeben. Außerdem habe ich zu Gott gebetet, er möge die Irregeleiteten zur Vernunft bringen. Vielleicht geschieht das an einem zur Andacht einladenden Ort wie der Edelsteinkapelle.»
    «Sollte mich freuen, wenn Sie dort Vernunft annehmen, Heiligkeit » , versetzte Markus Rosin spöttisch. «Also gut, bringen wir es hinter uns. In der Kapelle sind wir ungestört.»
    Die Katzennärrin öffnete die Tür ihrer Wohnung. Tiger kauerte auf ihrer Schulter und blickte wachsam in die Nacht.
    Während der vergangenen Tage hatten die Auserwählten ein schützendes Auge auf Signora del Grosso geworfen. Es war ihr mitgeteilt worden, dass es in dieser Nacht zu einer bedeutenden, aber auch gefährlichen Begegnung kommen würde und dass man dafür durch ihre Wohnung müsste. Sie hatte es abgelehnt, den Zufluchtsort ihrer geliebten Katzen auch nur für ein paar Stunden zu verlassen.
    Beim Anblick des Heiligen Vaters wollte sie auf die Knie fallen. Fast wäre sie dabei umgeknickt, und Leone sprang ihr helfend zur Seite. Als er die
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