Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Eisplanet

Der Eisplanet

Titel: Der Eisplanet
Autoren: Edmund Cooper
Vom Netzwerk:
Eines Tages würden Minervier mit dem Maulwurfsdasein Schluß machen, die Amazonia besteigen und zur Erde oder wenigstens zum Mars starten. Eines Tages würde die TT-Partei ihre konservative, einzwängende Politik nicht länger durchsetzen können. Eines Tages ...
    Er war müde, sehr müde. Sein Versorgungssystem war bereits auf Reserve geschaltet. Talbot Field bedeutete das Ende seiner Wege. Immerhin war es ein interessanter Ausflug und die Anstrengung wert gewesen. Er hatte das Raumschiff gesehen, das einmal zurück zur Erde fliegen würde.
    Er schätzte, daß er noch für ungefähr vier Stunden Sauerstoff besaß. Warum kamen diese Burschen nicht aus dem Kontrollturm und erledigten ihn? Warum hatten sie zugelassen, daß er sich an den Fähren und an der Amazonia herumtrieb? Es war schlichtweg unmöglich, ihn zu übersehen. Warum kamen sie nicht heraus, brannten ein Loch in seinen Anzug und ließen ihn wie einen Mann sterben? Idris ärgerte sich. Teufel, ein wenig Sterbehilfe durfte er doch wohl verlangen! Aber das Urteil, so fiel ihm ein, hatte nicht auf Tod gelautet. Nur auf Verbannung. Die Minervier sahen darin einen feinen Unterschied.
    Sein Unmut wuchs, während er hinüber zum Kontrollturm starrte. Er überlegte, ob er diesen Zombies, die ihn zweifellos mit klinischer Sachlichkeit beobachteten, nicht wenigstens noch einen Streich spielen konnte.
    Er starrte weiter hinüber zum Kontrollturm und sah ein Licht aufblitzen. Er sah es mit Unglauben. Das Licht blitzte in einem bestimmten Rhythmus auf, dessen Bedeutung er augenblicklich verstand. Es war ein mehr als fünftausend Jahre altes Signal, das von Seeleuten, Piloten und Raumfahrern aller Nationen gebraucht und verstanden worden war: SOS.
     
    Er lief zum Kontrollturm – ein waghalsiges Unterfangen, wie er bald feststellte, denn im Hydrogenschnee rutschte er zweimal aus. Dennoch erreichte er die Luftschleuse, die offen stand.
    Er trat hinein. Die manuellen Kontrollen waren einfach zu handhaben. Er schloß die Außentür, pumpte das tödliche, kalte Helium hinaus und füllte die Kammer mit Atemluft. Hastig klappte er den Helm nach hinten und entledigte sich des Raumanzugs. Vielleicht handelte es sich um ein Mißverständnis oder um einen schlechten Scherz. Womöglich warteten auf der anderen Seite fanatische Anhänger der TT-Partei, die ihn ausschalten wollten, bevor er mit den Raumschiffen irgendwelchen Unsinn anzustellen vermochte. Klar war nur, daß das SOS-Signal keine Täuschung gewesen war.
    Als er die innere Schleusentür öffnete, fand er, was er am allerwenigsten zu finden erwartet hatte.
    Mary – mit einer Anästhesiepistole in der Hand.
    Sie sah ihn, ließ die Waffe sinken und stürzte sich schluchzend in seine Arme. »Idris, Idris! Ich hatte solche Angst, du würdest es nicht schaffen!« Trotz der Tränen gelang ihr ein Lächeln. »Aber ich mußte einfach daran glauben. Sonst hätte ich es nicht tun können.«
    Nach und nach entlockte er ihr die Geschichte. Sie hatte der Frau, die in ihrem Apartment weilte, während das Verbannungsurteil vollstreckt wurde, die Anästhesiepistole entrissen und sie betäubt. Dann hatte sie ein Einschienenfahrzeug genommen, das sie zur Abzweigung brachte, die zum Talbot Field führte. Niemand kümmerte sich um sie. Von der Station Talbot Field fuhr sie im Lift den Kontrollturm hinauf und setzte den Lift hinter sich außer Betrieb, indem sie die Schaltkreise zerstörte. Im Kontrollturm traf sie drei Männer, die sie mit der Anästhesiepistole betäubte. Dann hatte sie gewartet, und das Warten war am schlimmsten gewesen.
    »Ich wußte, daß du den Raumhafen zu erreichen versuchen würdest, Idris. Mir war klar, daß du das Urteil nicht einfach hinnehmen konntest, daß die Raumschiffe dein Ziel waren. Ich wußte es ... Habe ich alles richtig gemacht?«
    »Liebste«, sagte Idris, »du bist prächtig.«
    Im Kontrollturm lagen die drei Männer bewußtlos am Boden. Sorgfältig untersuchte Idris die Apparaturen und die übrige Einrichtung. Drei Dinge waren von Bedeutung: ein Wandschränkchen mit den elektronischen Schlüsseln zu den Schleusen der Raketenfähren und der Amazonia; eine besondere Direktverbindung zum Büro des Ratsvorsitzenden von Talbot City und ein Knopf unter einer Glasscheibe, unter der ein Bronzeschild mit folgendem Text hing: Im Falle einer wie auch immer gearteten Bedrohung der Existenz der fünf Städte ist jeder auf dem Talbot Field anwesende Minervier den Knopf zu drücken ermächtigt. Garfield
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher