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Der Eisplanet

Der Eisplanet

Titel: Der Eisplanet
Autoren: Edmund Cooper
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Vielleicht, vielleicht ... Aber etwas, so empfand er, stimmte nicht.
    »Sir«, sagte Orlando. »Sie haben gar nicht zugehört.« Seine Stimme klang gequält.
    »Doch, ich habe.« Idris lächelte. »Das mit dem Schneemann war sehr gut.«
    »Das war der drittletzte Witz«, bemerkte Suzy nachsichtig. »Armer Leo, du erzählst vor der schlechtesten Zuhörerschaft deines Lebens.«
    »Leo, ich bitte um Vergebung. Man wird Ihrer als dem miesesten Alleinunterhalter des Mars gedenken – allerseits, mich ausgenommen.« Allgemeines Gelächter unterbrach ihn. »Es ist wahr, ich habe nicht zugehört. Ich habe über unsere Suchaktion nachgedacht.«
    »Resultat negativ, Sir«, sagte Leo Davison. »Kein Grund zur Sorge.«
    »Aber ich sorge mich. Meine Aufgabe verlangt es. Der Kapitän eines Raumschiffs muß sich jederzeit um die ordnungsgemäße Verfassung von Schiff und Mannschaft sorgen, heißt es in den Vorschriften ... Nebenbei, Sie neigen alle dazu, die Vorschriften zu vergessen. Wenn wir außer Dienst sind, nennen Sie mich Idris und verhalten sich angestrengt, als sei ich kein gealterter Erdenbürger.«
    »Wenn Sie sich außer Dienst befinden, Idris«, sagte Suzy und sprach seinen Vornamen besonders deutlich aus, »müssen auch Sie sich entspannen und Ihre Kapitänsweisheiten vergessen. Andernfalls sind auch wir außerstande, das funkelnde Gold an Ihrer Uniform zu mißachten.«
    »Klingt gescheit. Gegenwärtig spiele ich nicht die Kapitänsrolle, aber ich sorge mich trotzdem. Können wir uns, meine Freunde, einen Moment lang beraten? Anschließend werde ich gern Musik hören, weiter plaudern und noch einiges von diesem eigentümlichen marsianischen Humor genießen.«
    »Idris«, sagte Orlando, »Sie sind eine neurotische Nervensäge. Wir wissen, warum, weil wir nicht völlig stumpfsinnig sind. Sie haben zwei Minuten, sich Ihr Problem von der Seele zu reden.«
    »Gut. Ich fasse mich kurz. Ich möchte, daß wir das Schiff nochmals durchsuchen. Wo zuvor ein anderer gesucht hat, möchte ich mich umsehen, und wo ich mich umgetan habe, soll ein anderer nachsehen. Etwas ist nicht in Ordnung, ich spüre es. Falls wir im Innern nichts entdecken, müssen wir die Hülle inspizieren. Es wird eine furchtbare Strapaze sein, und es tut mir leid. Das ist alles.«
    »Ich hatte den Eindruck«, sagte Leo, »daß die Kontrollen vor dem Start sehr sorgfältig ausgeführt wurden.«
    »Richtig. Aber dies ist das letzte Raumschiff, das die Erde verlassen hat. Leute, die zum Sterben verdammt sind, dürften darüber kaum glücklich sein ...« Er sah sie der Reihe nach an. »Wenn es Ihr Schicksal wäre, in Schlamm und immerwährendem Regen zu verrecken, würde Sie nicht die Versuchung überkommen, jene zur Hölle zu schicken, denen man eine Chance gegeben hat?«
    Orlando hob die Schultern. »Keine Ahnung. Wie kann man das wissen? Wir haben auf dem Mars ein Zuhause und Familien. Und der Mars hat eine große Zukunft.«
    »Ja«, meinte Idris düster, »der Mars hat eine große Zukunft – und die Erde eine ruhmreiche Vergangenheit ... Ich denke als Erdgeborener. Wäre ich in Hunger und Todesnot zurückgelassen, für mich wäre die Versuchung gewaltig ... Nach dem Essen werden wir vier Stunden lang ausruhen. Und dann suchen wir das Schiff ab, innen und außen.«
    »Idris«, sagte Suzy freundlich, »Sie sind ein regelrechter Narr. Ich begreife nicht, warum ich Sie mag. Ich muß verrückt sein. Legt Musik auf. Ich werde diesem vertrottelten Erdabkömmling beibringen, wie man in Nullschwerkraft tanzt.«
     

 
2.
     
    Idris Hamilton stand, gekleidet in einen Raumanzug, auf der Schattenseite der Hülle der Dag Hammarskjöld und starrte in das Durcheinander blendendheller Sterne. Er war nicht allein. Leo Davison befand sich in seiner Nähe. Sie hatten soeben die Schleuse verlassen und gewöhnten sich nun an das Gefühl, nicht mehr von Stahlwänden umgeben zu sein. Beide Männer hatten ihre Verbindungsleinen am äußeren Schleusenschott verankert.
    »Die Hülle hat nur zwei Stellen, an denen Bodenpersonal sich zu beschäftigen pflegt«, sagte Leo, »nämlich ...«
    »... der Heckwulst mit den Landebeinen«, ergänzte Idris, »und die Frachtluke. Wir bleiben zusammen. Die Frachtluke läßt sich schnell begutachten. Das erledigen wir zuerst.«
    Vorsichtig bewegten die beiden Männer sich über den Rumpf. Die Frachtluke befand sich im Heckbereich der Hülle. Ihr Innenraum war bereits kontrolliert worden. Zu untersuchen blieb noch die Luke selbst mit ihrer
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