Der eiserne Tiger
immer. Nicht mehr und
nicht weniger.«
Ferguson seufzte, zog einen Umschlag
aus der Tasche und schob ihn Drummond hin. »Dreitausend, wie
gewöhnlich auf die Bank in Genf eingezahlt. Du weißt ja, wo
du mich findest, wenn du es dir anders überlegst.«
»Das wirst du nicht
erleben«, erklärte Drummond. Er öffnete den Umschlag,
sah sich den Einzahlungsbeleg an und steckte ihn in seine Brieftasche.
»Es hat Spaß gemacht, Fergy.«
Er ging über Deck zur Laufplanke
und stand gleich darauf wieder auf der Werft. »Ach, noch etwas,
Jack«, rief ihm Ferguson nach. »Vergiß nicht, wem die
Beaver gehört, wenn du da oben fertig bist. Eigentum der
Regierung, wie du weißt.«
»Es würde mich interessieren, wie du das
beweisen willst«, erwiderte Drummond und ging. Er lachte noch
lange vor sich hin.
3. Kapitel
DIE NACHTWANDLER
Janet hatte geduscht. Sie trocknete
sich rasch ab, schlang sich ein Handtuch um den schlanken Leib und ging
ins Schlafzimmer. Das Fenster zur Terrasse stand offen. Sie trat in den
Schatten und blickte hinaus.
Gerade gab das Wolkengebirge den Mond
frei. Juma erstrahlte in hartem Glanz. Die Häuser mit den flachen
Dächern lagen verstreut und zogen sich bis zum Fluß
hinunter. Der Nachthimmel war unbeschreiblich schön, mit
unzähligen Sternen übersät. Sie schienen die Berge
berühren zu wollen, die sich ihnen entgegenstreckten.
Alles war ruhig und friedlich, nur in
der Ferne bellte ein Hund. Unten auf den Straßen sah sie Fackeln
aufflackern, dann hörte sie einen monotonen Trommelrhythmus.
Gleich darauf gesellte sich noch ein Streichinstrument hinzu.
Gelächter perlte auf. Es war eine milde Nacht.
Jemand klopfte leise an ihre Tür. »Wer ist da?« rief sie rasch.
»Ali - kann ich Sie einen Augenblick sprechen?«
Rasch hüllte sie sich in ihren
Morgenrock, machte den Gürtel zu und öffnete die Tür.
Hamid trat ein. Er trug seine Ausgehuniform und sah wieder blendend
aus. »Wie fühlen Sie sich?«
»Gut. Ich habe eine Stunde geschlafen und dann geduscht. «
»Ausgezeichnet.« Er
zögerte und erklärte dann entschuldigend: »Es tut mir
schrecklich leid, Janet, aber ich fürchte, ich hatte mir für
heute abend schon etwas vorgenommen. « Er sah auf die Uhr.
»Und ich habe es sehr eilig. «
»Eine Dame?«
»Das wollen wir doch nicht hoffen«, sagte er mit feierlicher Miene.
Sie kicherte. »Sie sind wirklich unverbesserlich. Lassen Sie sie
nicht warten.«
»Jack ist zum Feldflugplatz
rausgefahren, um irgendwelche Fracht zu inspizieren, die wir morgen
mitnehmen sollen. Das wird sicher kaum mehr als eine halbe Stunde
dauern. Dann ist er wieder da.«
Sie lauschte seinen Schritten, die
sich durch den engen Gang entfernten, dann schloß sie die
Tür wieder. Sie lehnte sich mit dem Rücken dagegen, runzelte
die Stirn und ging dann langsam zum Fenster.
Das Trommeln war inzwischen lauter
geworden, ein eindringliches Pochen und Stampfen erfüllte die
Nacht. Jemand sang dazu mit dünner, hoher Stimme. Keine Melodie.
Fast immer auf dem gleichen Ton und doch merkwürdig erregend. Sie
eilte zum Bett, öffnete ihren zweiten Koffer und nahm ein
ärmelloses Kleid aus schwerer schwarzer Seide heraus, bei dessen
Anblick sie in Saigon nicht hatte widerstehen können. Sie trat vor
den Spiegel, hielt sich das Kleid an, lächelte und beschloß,
es anzuziehen. Darüber zog sie noch einen weißen Staubmantel
aus Leinen. Dann schlang sie sich einen Seidenschal um den Kopf und
ging hinunter.
Der Nachtportier, ein Hindu,
döste am Empfang, erwachte jedoch sofort, als sie ihn leicht
antippte. »Ich möchte zum Rollfeld. Können Sie mir eine Tonga besorgen?«
»Selbstverständlich, Memsahib. Wenn Sie mir bitte folgen wollen.«
Er führte sie hinaus. Vor dem
Hotel stand eine leichte zweirädrige Tonga, ein prächtiges
Gefährt - gezogen von einem wunderschönen hochbeinigen Pferd,
dessen Geschirr im Licht der Straßenlaternen leuchtete.
Der Fahrer hockte auf dem
Straßenpflaster und schwatzte mit einem alten Bettler, sprang
jedoch sofort auf und kam angerannt. Der Nachtportier übergab ihm
Janet, nannte dem Mann das Fahrtziel und ging wieder hinein.
Am Himmel leuchteten und glitzerten
unzählige Sterne, und der Mond stand so riesenhaft dort oben,
daß er Janet ganz unwirklich erschien. Der Wind blies im Dunkeln,
wehte die letzte Hitze des Tages über den Fluß. Janet atmete
tief und fragte sich, was die Nacht wohl noch
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