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Der einzige Weg, Oliven zu essen und andere intime Gestaendnisse

Der einzige Weg, Oliven zu essen und andere intime Gestaendnisse

Titel: Der einzige Weg, Oliven zu essen und andere intime Gestaendnisse
Autoren: Lonnie Barbach , Linda Levine
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sprechen konnte. Was mir
dabei half, war das Gefühl, mich von dem Besitzrecht am Körper meines Kindes
loszulösen und mir klarzumachen, daß meine Verantwortlichkeit darin besteht,
meiner Tochter zu erlauben, daß sie ihren eigenen Körper in Besitz nimmt und
für ihn nun auch selbst verantwortlich sein muß.«
    Sie wollten auch ihre Töchter
davor schützen, daß aus einem sexuellen Erlebnis gleich eine Schwangerschaft
resultiere. Gweneth, eine 44 Jahre alte Krankenschwester, die seit 21 Jahren
verheiratet ist und drei Kinder im Teenageralter hat, meinte dazu:
    »Meine siebzehn Jahre alte
Tochter ging mit diesem netten Jungen. Ich hatte einfach nicht genügend Mut, um
sie zu fragen, ob sie sexuell schon aktiv sei, weil man immer nicht wahrhaben
will, daß die Kinder erwachsen werden. Das kleine Mädchen soll nicht reif
werden, obwohl man andererseits wünscht, daß es doch groß wird. Deshalb sagte
ich: >Ich habe dich nie richtig gefragt, ob es Zeiten gibt, in denen du die
Antibabypille benötigst. Bitte fühle dich da frei genug und geh zu einem
Frauenarzt, den du dir selbst aussuchen kannst. Du benötigst dazu von mir keine
Erlaubnis, aber sei dir bitte über deine Verantwortung im klaren .< Ich arbeite in einer Klinik für Geburtenkontrolle, und
ich wollte nicht, daß sie meinte, sie hätte dorthin zu gehen. Sie sagte:
>Oh, es ist wirklich so, daß ich Paul sehr gern habe, und es wäre vielleicht
schon richtig, wenn ich vorsichtshalber etwas in Richtung Verhütung täte, aber
ich werde doch lieber in die Klinik gehen. Alle meine Freundinnen gehen ja auch
dorthin .< Und das ganze Personal an meiner
Arbeitsstelle stand Kopf. Sie waren natürlich daran gewöhnt, daß meine Tochter
mich dort besuchen kam — und das von klein auf-, und jetzt kam sie plötzlich,
um zum Frauenarzt zu gehen. Inzwischen wurde mein Sohn Stanley fünfzehn Jahre
alt, und es wurde Zeit, mit ihm zu reden. Also fragte ich ihn, und er
antwortete gleich: >Ja, Mama, meinst du, wenn ich sexuell aktiv würde, ich
würde keine Verhütungsmittel benutzen? Hältst du mich für solch einen Idioten ?< Da kam die Mutter wohl ein wenig spät.«
    Wie sich im Verlaufe dieser
Interviews für uns eindeutig herausstellte, war es für das Kind von eminenter
Bedeutung, Eltern zu haben, zu denen es gehen konnte, um genaue Information
über alle sexuellen Fragen zu erhalten. Die Eltern ihrerseits müssen ihrem
Kinde gegenüber offen sein und seine Einstellungen, Ängste und Meinungen
akzeptieren. Viele der Frauen, die wir interviewt haben, waren der Ansicht, daß
sie der Elternteil waren, der den größeren Beitrag zur Sexualaufklärung ihrer
Kinder geleistet hatte. Immerhin gab es auch gewisse Fälle, wo dem Kind das
Gespräch mit einem Mann lieber war als das mit einer Frau. Die meisten Mütter
waren glücklich, wenn sie sich mit ihren Kindern einer Meinung wußten. In der
Regel bedeutete das, daß die Mutter das oder die Aufklärungsgespräche mit den
Töchtern, der Vater aber mit den Söhnen führte. Penelope beschrieb uns die
Gesprächslinien zwischen ihr, ihrem Sohn und ihrem dritten Mann:
    »Als mein Sohn Joe und ich noch
allein waren, ehe ich wieder heiratete und Harold in unser Leben trat,
verbrachten wir viel Zeit damit, den Hund spazierenzuführen und uns dabei zu
unterhalten.
    Auf solchen Spaziergängen
hatten wir unsere besten Gespräche. Er erzählte mir dann viel über seine
Beunruhigung im Umgang mit anderen. Es berührte ihn angenehm, zu erfahren, daß
auch weibliche Wesen eine schwierige Zeit haben, in der sie nur schwer
ungezwungenen Umgang mit dem anderen Geschlecht haben können. Er war völlig
überrascht davon, denn er glaubte, es sei viel leichter, gefragt zu werden, als
selbst fragen zu müssen. Er hatte jetzt im College die gleiche qualvolle Zeit,
wie ich sie dort in den fünfziger Jahren erlebt hatte. Ich heiratete wieder,
und Harold wuchs mit uns zu einer Familie zusammen. Mit der Zeit wurde mein
Sohn sexuell aktiv, und es entstanden bei ihm Ejakulationsprobleme. Mit mir
sprach er über solche Schwierigkeiten nicht, nur über die, die seine Mädels
hatten. Wenn es aber um ihn selbst betreffende sexuelle Fragen ging, wandte er
sich lieber an Harold. Mit ihm sprach er über sein Problem, daß er zu rasch
kam. Und Harold gab ihm eine Reihe von Ratschlägen dazu .«
    Wir sehen also in diesem
Kapitel, daß es nicht nur möglich ist, trotz der Anwesenheit der Kinder sich
selbst ein aktives und befriedigendes Geschlechtsleben zu erhalten,
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