Der Einsatz

Titel: Der Einsatz
Autoren: David Ignatius

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vielleicht etwas?»
    Der junge Mann hieß Adam Schwartz und hatte vor einemJahr einen glänzenden Abschluss am MIT gemacht. Harry fragte sich nicht zum ersten Mal, warum ein talentierter Nachwuchswissenschaftler zu einer umstrittenen Regierungsbehörde ging, anstatt wie all die anderen jungen Genies in der freien Wirtschaft die dicke Kohle zu machen.
    «Ich kann Ihnen zwar nicht sagen, ob unser mysteriöser Informant wirklich zum iranischen Atomprogramm gehört, aber er scheint doch einigen Einblick zu haben», sagte Schwartz nach einem raschen Blick auf die Mail. «Aus der Nachricht geht hervor, dass in den Anreicherungszentrifugen eine bestimmte Form von Uranhexafluorid verwendet wird, die in anderen Informationen über das iranische Nuklearprogramm ebenfalls vorkommt. Das muss ihm bewusst sein, denn sonst hätte er uns diese Informationen nicht geschickt. Ich schätze, dass er sich damit unser Vertrauen erkaufen will. Wenn Sie mich also direkt fragen, dann sage ich: Ja, er ist wohl Mitarbeiter beim iranischen Atomprogramm.»
    Schwartz warf seinem Chef einen Blick zu und sah, wie der die Stirn runzelte. «Aber sicher kann ich das natürlich auch nicht sagen», fügte er rasch hinzu.
    «Doktor Ali», sagte Harry leise.
    «Wie bitte?», fragte Fox.
    «Doktor Ali, du nervst mich gewaltig.» Harry sprach so laut, als säße der Iraner mit am Konferenztisch. «Das kannst du doch nicht mit uns machen. Da reißen wir uns monatelang den Arsch auf, um jemanden wie dich zu rekrutieren, und dann spazierst du einfach so zur Tür herein. Nur dass du nicht mal die Tür benutzt, sondern bloß eine E-Mail schreibst, als würdest du dich für ein Sommerlager der Pfadfinder anmelden. Willst du mich verarschen oder was?»
    «Niemand kann sagen, ob es diesen Doktor Ali wirklich gibt», sagte Fox. «Wie denn auch? Und das, was er schreibt, ist lauter technisches Zeug. Da verliert man schnell den Überblick, Harry.» Harry wusste genau, worauf Fox hinauswollte: Er wollte sich den Informanten unter den Nagel reißen.
    «Jetzt hören Sie mir mal gut zu, Arthur», sagte er. «Ein Problem gibt es schon jetzt: Es haben viel zu viele Leute Kopien von dieser Mail gekriegt. Bei der Verbreitung würde es mich nicht wundern, wenn wir morgen in der
New York Times
darüber lesen. Und dann können wir diesen Doktor Ali vergessen, wer immer er auch sein mag. Dieser Fall muss unbedingt als vertraulich eingestuft werden. Und zwar sofort.»
    «Nur zu», gab Fox zurück.
    Harry nickte. Er hatte die erforderlichen Schritte schon vor Beginn der Besprechung eingeleitet und eine Liste von Leuten aufgestellt, die sich mit Doktor Ali befassen durften. Ein Großteil dieser Personen saß gerade mit ihm am Tisch.
    «Wir müssen ihm eine Legende verpassen», sagte er.
    «Und wozu soll das gut sein?»
    «Um den Mann wieder aus den offiziellen Mitteilungen verschwinden zu lassen. Sonst fragt irgendwann mal jemand: ‹Sag mal, was ist eigentlich mit dem iranischen VÜ passiert, der diese Urananreicherungsdaten geschickt hat?› Wir führen alle auf die falsche Fährte, und anschließend behandeln wir den Fall vertraulich. Sind Sie damit einverstanden?»
    «Und wer ist für den Mann verantwortlich?», fragte Fox mit zusammengekniffenen Augen – seine Standardmiene.
    «Wir beide gemeinsam. Die Operationszentrale Iran und die Proliferationsabwehr. Wir holen uns Beratung von derI T-Abteilung und informieren ansonsten nur den Direktor und den Chef der Nachrichtendienste.»
    «Und wer vertritt uns vor dem Nationalen Sicherheitsrat?», wollte Fox wissen, womit er natürlich die Frage meinte, wer zum Präsidenten ins Weiße Haus durfte.
    Kompetenzfragen wie diese waren Fox enorm wichtig, und Harry beschloss nachzugeben. Er ging sowieso nicht gern ins Weiße Haus, wo regelmäßig die falschen Entscheidungen gefällt wurden, für die dann junge Menschen wie sein Sohn die Zeche zahlen mussten. Sollte sich Fox doch mit diesen Leuten abgeben, wenn er unbedingt wollte.
    «Sie», sagte Harry. «Schließlich geht es ja hauptsächlich um Atomfragen. Sie informieren den Präsidenten, und Ihre Leute kümmern sich um die technischen Fragen. Wir hier kümmern uns um das operative Geschäft und führen diesen Doktor Ali, als ob er ein Agent aus Fleisch und Blut wäre. Darüber hinaus tun wir alles, um in Kontakt mit ihm zu treten und von diesem virtuellen Bockmist wegzukommen. Was halten Sie davon?»
    Fox grinste. Ein Fall wie dieser war die perfekte Steilvorlage, um das eigene Standing

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