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Der einaeugige Henker

Der einaeugige Henker

Titel: Der einaeugige Henker
Autoren: Jason Dark (Helmut Rellergert)
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sehen. Eine Sonne, die in alle Richtungen strahlte.
    Ja, strahlte!
    Strahlte?
    Etwas stimmte da nicht. Sie sah ein Strahlen, ein Licht, aber es war nicht die Sonne auf der Brust des Vergewaltigers, die die Strahlen abgab. Das hatte einen anderen Grund.
    Reni kannte ihn nicht. Sie wusste nur, dass eine ungewöhnliche Helligkeit da war, und sie bewegte den Kopf, woran sie nicht gehindert wurde, denn auch die drei Männer waren von dem Strahlen überrascht worden. Sie drehten sich um und starrten dann auf eine Stelle nahe der Tür, das heißt, es war dicht davor zu erkennen, und das sah jetzt auch Reni.
    Eine Sonne?
    Hätte man meinen können.
    Oder ein sehr helles Licht?
    Auch das wäre nicht verkehrt gewesen. Egal, was es war, es hatte die drei Vergewaltiger abgelenkt.
    Würden sie sich das auch gefallen lassen?
    Im Moment waren sie überrascht. Sie sprachen leise miteinander, und keiner begriff, was sich hier tat. Es war eine Veränderung, fast schon ein Angriff, aber wer oder was dahintersteckte, das wussten sie nicht.
    »Steht da draußen jemand mit einer Lampe?«
    »Quatsch.«
    »Was ist es dann?«
    »Ein Phänomen.«
    Ja, das traf zu. Es war ein Phänomen, und es war durch die Tür nach innen gekommen. Ein grelles Licht, das zugleich eine Quelle war, und auch das war verrückt.
    Das konnte es normal nicht geben. Es war doch niemand zu sehen, der mit einem Licht die Hütte betreten hatte. So etwas war unmöglich.
    Und doch war es da!
    Für die junge Frau war es wie eine Rettung. Zumindest wie eine vorläufige, denn die drei Vergewaltiger hatten das Interesse an ihrem Opfer verloren.
    »Scheiße, eh. Sag doch mal einer, was das zu bedeuten hat! Woher kommt das Licht?«
    »Keine Ahnung.«
    »Da ist jemand«, sagte der Typ mit dem schon nackten Oberkörper.
    »Im Licht!«
    »Was?«
    »Ha, im Licht, verflucht noch mal.«
    »Du bist verrückt.«
    »Nein, das bin ich nicht. Seht doch selbst hin, dann werdet ihr es erkennen.«
    Sie schauten hin, und auch Reni Long hatte den Kopf so gedreht, dass sie zur Tür sehen konnte. Sie musste sich schon sehr konzentrieren, um zu erkennen, dass dort tatsächlich etwas im Licht zu erkennen war. Ein Umriss. Sogar eine Gestalt.
    Und das hatten auch die Kerle festgestellt. Einer sprach aus, was er sah.
    »Da ist jemand. Schaut doch hin, verdammt! Da steht jemand mitten im Licht.«
    Was sie sahen, war nicht wegzudiskutieren. Es gab den Umriss einer Gestalt, die sich im Licht abzeichnete. So etwas konnte man nicht erklären, sondern nur beschreiben und dann einfach hinnehmen.
    Da war jemand …
    Und dieser jemand blieb nicht nur ein Schatten oder Umriss. Nach einem kurzen Zucken drängte er sich nach vorn und verließ das helle Licht.
    Jeder, der es sah, musste sich vorkommen wie im Kino. Da konnte man nur die Augen weit öffnen. Das taten die Kerle auch und hielten zugleich den Atem an.
    Jemand kam auf sie zu.
    Es war eine sehr große Gestalt mit langen, wehenden Haaren, einem altertümlichen Outfit und einem mächtigen Schwert, das von zwei kräftigen Händen gehalten wurde.
    Die drei Vergewaltiger waren konsterniert. Auch Reni Long. Sie aber glaubte in diesem Augenblick, einen Rachenegel vor sich zu haben, und ahnte nicht, wie nahe sie der Wahrheit damit kam …
    ***
    Ich erstarrte. Etwas war hier in der Kirche passiert, das mein Kreuz hatte reagieren lassen. Und diese Warnung konnte nur etwas mit dem Spiegel zu tun haben, auf den wir blickten.
    Ich behielt die Ruhe, aber dem Geistlichen war trotzdem aufgefallen, dass etwas mit mir los war.
    »Was ist, Mister Sinclair?«
    Ich lächelte knapp. »Ich weiß es noch nicht. Aber etwas ist anders geworden.«
    »Ah ja. Aber was?«
    »Das muss ich noch herausfinden.«
    Er blieb neugierig. »Es hängt aber mit dem Spiegel zusammen, oder irre ich mich?«
    »Sie irren sich nicht.«
    »Und was hat Sie …«
    Ich wollte ihn nicht verärgern und sagte mit ruhiger Stimme: »Warten wir erst mal ab.«
    »Ja, okay.«
    Ich konzentrierte mich wieder auf das Kreuz vor meiner Brust. Es meldete sich nicht mehr. Es hatte einmal seine Warnung ausgestrahlt, und dabei blieb es auch.
    Nachdem ungefähr eine halbe Minute vergangen war, entspannte ich mich wieder. Ich wollte zum Spiegel gehen und ihn anfassen, was ich allerdings bleiben ließ, denn tief in der Fläche – so kam es mir zumindest vor – sah ich eine schwache Bewegung. Es war schwer, dies zu beschreiben, aber die Bewegung war da. Sie lief nur im Hintergrund ab. Ich erkannte so gut wie nichts.
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