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Der Eden Effekt

Titel: Der Eden Effekt
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
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rebellierte. Als sie sich mit einer Hand über die Wange strich, fühlte sie den Abdruck des Stoffes, den das grob gewebte, aber sehr dekorative Kissen dort hinterlassen hatte. Sie öffnete ein Auge und wagte einen Blick in ihre kleine Wohnung.
    Ja. Anika lag vollständig bekleidet auf der Couch. Die Kopfschmerzen, der trockene, klebrige Mund und der unangenehm säuerliche Geschmack erinnerten sie daran, dass sie viel zu viel Wein getrunken hatte.
    Oh Gott, diesen Tag werde ich hassen.
    Sie richtete sich auf. Ein paar Strähnen ihres roten Haars fielen ihr ins Gesicht. Als sie die Füße auf den Boden setzte, freute sie sich, dass sich nicht alles vor ihren Augen drehte. Das war in der Vergangenheit schon ein- oder zweimal vorgekommen und gefiel ihr gar nicht.
    Ihr Magen verkrampfte sich, und das Kratzen in der Kehle ließ keinen Zweifel daran, dass ihr Körper große Probleme hatte, den Alkohol zu verarbeiten.
    Anika stand auf, stieß gegen eine leere Flasche und trat auf einen Teller, auf dem Käsereste klebten. Als sie den linken Fuß hob und die gelben Flecken auf ihrer Socke sah, verzog sie das Gesicht.
    Was für ein Idiot lässt einen schmutzigen Teller auf dem Teppich stehen? Sie brummte verärgert und humpelte in die Küche, um den Käse nicht auf den Teppich zu schmieren. Doch als sie einen Blick zurückwarf, stellte sie fest, dass Bier, Wein, Popcorn und Pizzareste ihm bereits arg zugesetzt hatten. Ansammlungen leerer Bierflaschen standen wie Kegel neben ihren Grünpflanzen. Andere thronten auf den Lautsprechern.
    Anika zog die Socke aus, lief zwei Schritte über den Küchenboden und spürte, wie sie kleben blieb. Der Boden musste auf jeden Fall gründlich gewischt werden.
    Und die Spüle?
    Verdammt! Fassungslos starrte sie auf die leeren Flaschen und auf den Berg aus schmutzigen Tellern, Gläsern und Besteck. Die gestapelten leeren Bierkästen, die Pizzakartons und Weinflaschen neben dem kleinen Plastikmülleimer erinnerten ebenfalls an das rauschende Fest.
    Auch der Küchentisch war von leeren Flaschen übersät. Zigarettenkippen schwammen in undefinierbaren Flüssigkeiten. Anika verzog das Gesicht, atmete tief ein und fluchte über die große Anzahl ihrer Freunde, die rauchten. Studenten sollten schlauer sein. In ihrer Wohnung würde es noch wochenlang stinken.
    Egal! Es war eine tolle Party gewesen. Und die hatte sie sich auch verdient.
    Anika machte sich auf das Schlimmste gefasst, als sie die Badezimmertür aufstieß. Zu ihrer Erleichterung sah dieser Raum fast normal aus. Das Handtuch hing wie ein nasser, zerknitterter Lappen am Haken, im Waschbecken klebten Seifenreste, der Toilettensitz war hochgeklappt und zwei leere Bierflaschen standen auf der Ablage. Doch sie entdeckte keine größeren Schäden.
    Stöhnend klappte Anika die Toilettenbrille hinunter und leerte ihre volle Blase. Einen Augenblick blieb sie noch sitzen, spürte den dumpfen Schmerz hinter den Augen, verdrängte verschwommene Gedanken und fragte sich, was für ein Idiot seinen Körper so behandelte.
    Schließlich stand sie auf, wusch sich die Hände und trank einen Schluck Wasser aus den hohlen Händen. Sie griff nach dem zerknitterten Handtuch, zögerte dann aber und zog ein sauberes unter dem Waschbecken hervor.
    Während Anika sich die Hände abtrocknete, betrachtete sie sich im Spiegel: dunkle Schatten unter den grünen Augen, kaum erkennbare Sommersprossen auf der geraden Nase, der Abdruck des Kissens auf der rechten Wange. Sie hatte ein hübsches, schmales Gesicht mit hohen Wangenknochen, das Männer gerne intensiv betrachteten. Besonders ihr wunderschöner Mund hatte es ihnen angetan. Zumindest, bis Anika ihn öffnete und vehement ihre Meinung vertrat.
    Und genau da lag das Problem: Sie hatte festgestellt, dass Männer sich schnell von ihrer Attraktivität beeindrucken ließen, doch sobald sie erkannten, wie intelligent sie war, blieben sie selten am Ball. Und man konnte mit Fug und Recht behaupten, dass Anika French intelligent war und einen analytischen Verstand besaß.
    Sie verzog den Mund zu einer Art Lächeln, öffnete den Badezimmerschrank über dem Waschbecken und nahm die Zahnbürste heraus. Das Zähneputzen half zwar, aber es brachte keine Rückkehr in die Normalität.
    Anika durchquerte die Diele, ging zwei Schritte in ihr Schlafzimmer hinein und blieb abrupt stehen.
    Er lag auf dem Bauch und hatte das Gesicht ins Kissen vergraben. Sein nackter Oberkörper und ein Knie guckten aus der zerwühlten Bettdecke heraus,
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