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Der Eden Effekt

Titel: Der Eden Effekt
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
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BMW. Sie klappte den Seitenständer heraus und nahm den Helm ab.
    Skip grinste, als Mi Chan Li die Kneipe betrat. Sie zog ihr langes schwarzes Haar unter der Jacke hervor, ehe sie die Reißverschlüsse an den Ärmeln aufzog.
    Sie setzte sich auf den Hocker neben ihm und stützte die Ellbogen auf die Theke. »Schöne Kneipe.«
    »Ich bin eben davon ausgegangen, dass Sie tatsächlich kommen. Haben Sie die USB-Sticks?«
    Li griff in die Tasche und legte sie auf die Theke. »Haben Sie den Scheck?«
    Skip zog einen zusammengefalteten Scheck aus der Tasche und schob ihn über die glänzende Holztheke. Li faltete ihn auseinander. Sie schaute auf die Zahl, lächelte und steckte ihn in ihre Jacke. »Hoffentlich ist der Scheck auch gedeckt.«
    »Sicher ist das nicht. Warten Sie auf keinen Fall zu lange. Das Land ist pleite.«
    Li bestellte sich ein Guinness. »Muss ein interessantes Erlebnis gewesen sein, als die Hubschrauber kamen und Sie zwischen all den Leichen standen.«
    »Es führte zu einer heftigen Diskussion. Nach der abschließenden Analyse waren alle Seiten mit den Ergebnissen zufrieden. Die Deutschen stellen Kasperskis Firmenkomplex auf den Kopf. Sie würden sich wundern, wie viele Politiker jetzt, nachdem er tot ist und niemandem mehr schaden kann, behaupten, dass sie ihn zur Strecke bringen wollten. Mit Hilfe von Interpol nimmt Europa Garibaldis Netzwerk auseinander. Es hat Ihnen viel Sympathie eingebracht, dass Sie die Informationen über seine Drogendealer preisgegeben haben.«
    Li zuckte mit den schmalen Schultern. »Sie haben gut bezahlt.«
    »Ist Geld alles, was Sie motiviert?«
    Sie musterte ihn eindringlich. »Das als streng geheim eingestufte French-Modell ist jetzt unter Verschluss, und das wird auf unabsehbare Zeit auch so bleiben. Das ändert aber nichts an der Lage. Wir haben den Umkipppunkt überschritten und warten nur noch auf den Zusammenbruch. Wen interessiert es, dass Sie die USB-Sticks haben und nicht die Zwölfer-Schiiten? Die Fakten bleiben dieselben. Wir beuten unsere Ressourcen aus, holzen immer mehr Wälder ab, und eine nicht nachhaltige Landwirtschaft hat rund sieben Milliarden Menschen zu ernähren. Die Meere übersäuern, und die Oberflächentemperatur steigt mit dem Meeresniveau. Ganze Landstriche veröden, und jeden Tag werden weitere Arten ausgerottet. Wie viel Zeit haben wir noch?«
    »Wir können nur von einem Tag zum anderen planen«, meinte Skip.
    »Da ich die Entwicklung nicht aufhalten kann, gönne ich mir ein schönes Leben, bis das Ende kommt. Haben Sie eine bessere Idee?«
    Er musterte sie aus den Augenwinkeln, als ihr Guinness auf die Theke gestellt wurde.
    Li trank einen Schluck. »Ich bin in einer anderen Welt aufgewachsen als Sie. Halb in Hongkong und halb in China. Als ich rekrutiert wurde, habe ich China von all seinen Seiten kennengelernt, und eine Zeit lang war ich eine echte Patriotin.«
    »Und was geschah dann?«
    »Ich hielt durch, während meine Vorgesetzten in Untätigkeit versanken. Die Bürokratie dort ist noch schlimmer als die in den Staaten. Eigeninitiative wird selten belohnt.«
    »Ja.«
    »Wie geht es Dr. French?«
    »Sie hat die Geheimhaltungserklärung unterschrieben und beginnt im Herbst an der University of Wyoming. Red French verhaftet wieder Schurken in Converse County.«
    »Und Mark Schott?«, fragte sie leise.
    »Denise hat die Scheidung eingereicht. Als ich Schott zum letzten Mal gesehen habe, war er ein gebrochener Mann.« Skip schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht, ob er die Kraft hat, wieder auf die Beine zu kommen. Die Jungen machen eine Therapie. Das ist auch dringend nötig, denn sie haben ein großes Trauma aufzuarbeiten. Die wahre Tragödie in dieser Sache ist ihr Schicksal.«
    Li schürzte die Lippen. »Wenn ich etwas ungeschehen machen könnte ...«
    »Können Sie nicht.«
    »Nein. Wahrscheinlich nicht.« Sie neigte den Kopf. »Luccio hatte mir nicht erzählt, dass er Schotts Familie in den Staaten entführen wollte. Und auch nicht, was er mit ihnen vorhatte. Als ich es nach dem Angriff auf Kasperskis Firmenkomplex erfuhr, war das für mich der Wendepunkt.«
    »Es war richtig, dass Sie die Seite gewechselt und so dafür gesorgt haben, dass die Schotts gerettet werden konnten. So etwas zahlt sich aus.«
    »Haben Sie auch Leichen im Keller, Dinge, die Sie gerne rückgängig machen würden?«
    »Warum glauben Sie, arbeite ich als Bodyguard und Sicherheitsexperte? Ich habe, wie Sie auch, oft die Grenzen überschritten. Es gefällt mir
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