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Der Durst der Toten

Der Durst der Toten

Titel: Der Durst der Toten
Autoren: Vampira VA
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tiefer.
    Ein Gewölbe öffnete sich vor ihm. Das Licht war hier schwächer. Zu den Wänden des Gewölbes hin verlor es immer mehr an Kraft, so daß Darren nicht in der Lage war, die Grenzen des domartigen Runds überhaupt zu erkennen. Ob dort weitere Gänge abzweigten, weitere Räume angegliedert waren, hätte er nur herausfinden können, wenn er sich ins Dunkel vorgetastet hätte.
    Aber er wußte, daß er es nicht tun würde.
    Er wußte es in dem Moment, als ihm drastisch klargemacht wurde, daß er sich geirrt hatte. Dieses Haus - zumindest sein Keller -war nicht so verlassen, wie es den Eindruck erweckt hatte .
    Vor ihm, ein paar Schritte vom Ende der Treppe entfernt, befand sich etwas, das Darrens Blick magnetisch anzog.
    Eine Skulptur, war sein erster Gedanke, als er das quecksilberfarbene Gebilde entdeckte. Eine lebensgroße Frauen-Ikone ...
    Langsam ging er auf die liegende Figur zu, der zwar sämtliche Details fehlten, welche die Illusion hätten wecken können, tatsächlich vor einem Menschen aus Fleisch und Blut zu stehen, aber das hinderte Darren nicht daran, bei ihrem Anblick eine Gänsehaut nach der anderen zu bekommen.
    Es fühlte sich mit einer Intensität zu diesem Objekt hingezogen, daß es ihn selbst erschreckte.
    Woraus mag es bestehen?
    Er bückte sich und berührte die Oberfläche - so wie er manches Mal die Toten anfaßte, bevor er mit der Obduktion begann. Um einen Kontakt, eine Beziehung zu ihnen herzustellen, ohne die ihm ein intuitives Arbeiten, das Aufdecken von Todesumständen, die kaum Spuren hinterlassen hatten, wahrscheinlich oft kaum möglich gewesen wäre.
    »Als guter Pathologe mußt du dein Handwerk aus dem Effeff beherrschen, aber um in diesem Job Erfolge zu erzielen, die über der normalen Quote liegen, muß auch etwas aus dir selbst kommen«, hatte er es Jimmy einmal zu erklären versucht. »Und je mehr aus dir selbst dazukommt, desto treffsicherer wirst du werden. Du mußt dich für die Toten interessieren. Es waren einmal Menschen wie du und ich. Du mußt dich interessieren, und du mußt sie respektieren. Dann werden sie dir ihre Geschichte erzählen .«
    Er wußte nicht, warum er ausgerechnet jetzt an dieses Gespräch mit seinem Assistenten dachte. Aber er spürte, wie er auch diese Figur mit einem Respekt betrachtete, als wäre sie in der Lage, eine . Geschichte zu erzählen. Ein Geheimnis zu lüften .
    Kühl, aber nicht kalt fühlte sich das Material an, aus dem sie beschaffen war. Es war auch nicht glatt, sondern vermittelte den Eindruck, als würden Darrens Fingerkuppen über geöffnete, mit dem bloßen Auge nicht wahrnehmbare Poren gleiten.
    Aber noch während sein Gehirn diese Signale auswertete, begann sich die Oberfläche zu verändern. Darrens Fingerspitzen - - tauchten plötzlich in die Masse ein!
    Nur millimetertief.
    Bevor sie auf einen Widerstand stießen, dessen Konsistenz Darren sofort einzuordnen vermochte.
    Fleisch!
    Unter der dünnen »Schale« versteckte sich . Fleisch!
    Er wollte zurückzucken. Aber die quecksilbrige Substanz hielt seine Finger fest.
    Erst als er sich mit einem Ruck aufrichtete, konnte er sich befreien.
    Schweratmend und mit klopfendem Herzen stand er da, unfähig, den Blick von der Skulptur zu nehmen, deren Oberfläche nun komplett in Bewegung geraten war. Von Kopf und Füßen zog sich die Schwärze zurück und strebte zur Körpermitte hin!
    Im nächsten Augenblick quollen Haare hervor. Echte Haare. Und wurde helle Haut sichtbar. Die quecksilbrige »Hülle« löste sich von den betroffenen Hautflächen, als hätte nie eine festere Bindung zu dem darunter liegenden Gewebe bestanden .
    . und zum Vorschein kam eine junge Frau! Sie war nackt bis auf den breiten Gürtel, in den sich die Substanz verwandelt hatte - und sie lebte! Deutlich konnte Secada erkennen, wie sich ihre Brüste hoben und senkten.
    Darrens Bewußtsein verlor sich völlig in dem unglaublichen Vorgang, dessen Zeuge er wurde - und das nicht nur, weil ihn die Schönheit und Blöße der Frau, die höchstens Mitte zwanzig sein konnte, bannte. Etwas griff von dort, wo er hinstierte, nach seinem Bewußtsein, nach seinem Geist, seinem Ich und seinem Willen.
    Etwas, das seinen Schrecken und seine unterschwelligen Ängste erstickte.
    Alles weitere geschah wie von selbst. Wie in einem Traum.
    Die dunkelhaarige Frau schlug die Augen auf und berührte dann den Gürtel, der sich abermals veränderte. Sekunden später trug sie ein hautenges Kleid, das ihre Blöße bedeckte.
    Sie war
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