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Der dunkle Geist des Palio (German Edition)

Der dunkle Geist des Palio (German Edition)

Titel: Der dunkle Geist des Palio (German Edition)
Autoren: Astrid Frank
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Applepie behalten zu dürfen. Behielte er sie, war es fast so, als wäre ein Teil seiner Mutter noch bei ihm. Aber sein Dad hatte immer nur traurig den Kopf geschüttelt und wieder und wieder beteuert, dass sie es sich nicht leisten konnten, die Stute zu behalten – jetzt, nachdem Mutter tot war und die Kosten für den Unterhalt des Pferdes nicht mehr mit ihrer Arbeit erwirtschaftete. 
    Rays Mutter Lilly war Hebamme gewesen. Umso makaberer erschien es Ray, dass sie während der Geburt ihres eigenen dritten Kindes gestorben war. Der Junge war zu früh gekommen. Viel zu früh. Weder er noch Lilly hatten es überlebt. Seine Mutter war verblutet, weil es niemanden gab, der ihre Blutung stoppen konnte. 
    Die Nachbarn hatten hinter vorgehaltenen Händen gemunkelt, dies sei Gottes Strafe gewesen, weil Lilly noch während der Schwangerschaft zu ihren Patientinnen geritten war. Und zwar nicht im Damensitz, wie es sich ihrer Meinung nach gehörte, sondern breitbeinig wie ein Mann. 
    Aber Lilly hatte immer beteuert, dass es ihr unmöglich sei, im Seitsitz zu galoppieren, ohne vom Pferd zu fallen. Und sie war geritten wie der Teufel persönlich. Ray musste schmunzeln, als er jetzt daran zurückdachte. 
    »Bist du fertig? Dann zeige ich dir den Stall und die Pferde.« Ohne eine Antwort abzuwarten, stieg Nick die steile Leiter wieder hinab und Ray beeilte sich ihm zu folgen. 
    Während Nick mit weit ausholenden Schritten voraneilte, ruhte Rays Blick auf seinem Rücken. Der Stalljunge strahlte von der äußersten Haarspitze bis zu den Zehen Ablehnung aus und Ray hätte gerne gewusst, woran das lag. Er schien zu fürchten, der Neue wolle ihm irgendetwas streitig machen. Aber Ray hatte nicht die geringste Ahnung, was das sein sollte. 
     
    In der Boxengasse herrschte angenehmes Dämmerlicht. Rays Augen brauchten eine Weile, um sich daran zu gewöhnen, doch Nick schien nicht die Absicht zu haben, ihm diese Zeit zu gewähren. 
    »Das ist Blueberry«, sagte er, während er an der ersten Box vorbeieilte. Weder hielt er an, um Ray die Chance zu geben, das Pferd näher zu betrachten, das ihm gezeigt worden war, noch schien er Ray Gelegenheit geben zu wollen, ihm irgendeine Frage zu dem Rappen zu stellen. Stattdessen lief er bereits an der nächsten Box vorbei. »Hier steht normalerweise Sunny, die ist aber noch auf der Weide, das hier ist Boxer, der Fuchs dort heißt Fox. Er ist das beste Pferd im Stall. Und daneben steht Cloudy …« 
    Ray blieb vor Cloudy stehen und betrachtete die Stute, die ihn entfernt an Applepie erinnerte. Auch Cloudy war ein Apfelschimmel, aber Ray erkannte auf Anhieb, dass erheblich mehr Vollblut durch ihre Adern floss. 
    »… diese Box gehört Misery, die ist noch mit Sunny auf der Weide, und das hier ist Vagabond.« Nick wandte sich zu Ray um, der stehen geblieben war und sich nun beeilte, zu dem anderen aufzuschließen. Kaum hatte er ihn erreicht, rannte Nick auch schon wieder los, während Ray den kastanienbraunen Hengst vor sich musterte. »Das ist Archer, die Dampflok, und der letzte in dieser Reihe ist Rainbow.«

 
    Interview mit Astrid Frank über »Archer«
     
    Worum geht es in dem Buch?
    Im Buch geht es um das Pferd Archer, das den ersten jemals ausgetragenen Melbourne Cup 1861 gewonnen hat. Um dieses Pferd rankt sich die Legende, dass es mit seinem Stalljungen 500 Meilen quer durch das australische Outback gelaufen sein soll, um an dem spektakulären Rennen teilzunehmen. Es geht aber auch um die Freundschaft zwischen dem 16-jährigen Ray, der sich um Archer kümmert, und dem gleichaltrigen Keira, einen Aborigine, den Ray auf seiner Reise kennenlernt. Und natürlich geht es um das Leben im Jahr 1861 in Australien. Eine abenteuerliche Zeit, geprägt vom Goldrausch und den Schwierigkeiten zwischen den australischen Ureinwohnern und den zumeist englischen Siedlern. Für mich ist das Buch eine Art »road movie mit Pferd«.
     
    Wie haben Sie recherchiert?
    Bei der Recherche lag mein Augenmerk vor allem auf Australien, der Geschichte der Aborigines und der Zeit, in der der Roman spielt. Die Fakten über das Pferd Archer waren dagegen recht schnell zusammengetragen. 
     
    Wie kommen Sie auf immer neue Themen in Ihren Pferdebüchern?
    Meine Pferdebücher behandeln ja stets nicht nur das Thema Pferd, sondern spielen in verschiedenen Zeiten und Gegenden. Ja, sie gehören genau genommen sogar verschiedenen Genres an. Mit »Roter Blitz« habe ich eine Biografie geschrieben, die aufgrund der
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