Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Duft von Orangen (German Edition)

Der Duft von Orangen (German Edition)

Titel: Der Duft von Orangen (German Edition)
Autoren: Megan Hart
Vom Netzwerk:
zu zeigen, dass alles wieder gut war, und zum Glück war es das auch. Kein noch so kleines Zeichen eines erneuten Anfalls, wie er mich vorhin erwischt hatte. Ich roch Orangen, weil der Mann nach ihnen duftete und nicht wegen irgendwelcher falsch geschalteter Nervenzellen in meinem Gehirn. „Wie auch immer. Wer ist er?“
    „Das ist Johnny Dellasandro.“
    Meine Miene musste meine vollkommene Unkenntnis verraten haben, denn Jen lachte.
    „ Müll? Das Horror-Kloster? Haut? Komm schon, das sagt dir gar nichts?“
    Ich schüttelte den Kopf.
    „Oh Süße, wo bist du nur gewesen? Hattest du in deiner Kindheit kein Kabelfernsehen?“
    „Natürlich hatte ich das.“
    „Johnny Dellasandro hat in all diesen Filmen mitgespielt. Sie liefen oft im Nachtprogramm. Also wirklich, die Filme gehörten zu jeder guten Pyjamaparty dazu.“
    Meine Mom hatte sich stets zu viele Sorgen um mich gemacht, als dass sie mich irgendwo hätte übernachten lassen. Ich durfte immer bis zu meiner üblichen Bettgehzeit auf die Partys, dann kam sie und holte mich ab. Allerdings hatte ich einige Pyjamapartys bei uns zu Hause veranstaltet. „An die Sendung erinnere ich mich. Aber das ist ja schon Ewigkeiten her.“
    „Leere Räume?“
    Das klang ein wenig bekannter, aber auch nicht wirklich. Ich zuckte mit den Schultern und schaute wieder zu dem Mann. „Hab ich noch nie gehört.“
    Jen seufzte und schaute über ihre Schulter hinweg zu ihm. Dann beugte sie sich vor, senkte die Stimme und bedeutete mir, näherzukommen. „Johnny Dellasandro, der Künstler? Er hat diese Porträtserie erstellt, die in den Achtzigern weltberühmt wurde. Leere Räume . So ein bisschen die Mona Lisa der Warhol-Ära.“
    Mein Verständnis von Kunst reichte vielleicht gerade mal aus, um ein Bild von Warhol zu erkennen, wenn es neben einem van Gogh oder einem Dalí hing. Aber sicher war ich mir da nicht … „Warhol? Der Typ mit den Suppendosen? Marilyn Monroe?“
    „Ja, das ist er. Dellasandros Arbeit war nicht ganz so kitschig, dafür ein wenig mehr Mainstream. Leere Räume war sein Durchbruch.“
    „Du sprichst in der Vergangenheitsform. Ist er kein Künstler mehr?“
    Sie beugte sich noch ein Stück weiter vor, und ich tat es ihr gleich. „Nun, er hat eine Galerie in der Front Street: The Tin Angel . Kennst du die?“
    „Ich bin schon mal daran vorbeigegangen, ja, aber nie drin gewesen.“
    „Das ist seine Galerie. Er arbeitet immer noch selber, stellt aber auch viele lokale Künstler aus.“ Sie deutete auf die Wände des Mocha , an denen ebenfalls Bilder von ortsansässigen Künstlern hingen. Einige davon waren von ihr. „Das, was er in seiner Galerie zeigt, ist wesentlich besser als das hier. Ab und zu hat er sogar mal einen großen Namen darunter. Aber eigentlich gehter es sehr ruhig, sehr unprätentiös an. Zumindest hier in der Gegend. Woraus man ihm kaum einen Vorwurf machen kann.“
    „Hm.“ Ich musterte ihn. Er blätterte die Seiten der Zeitung so langsam um, als würde er wirklich jedes einzelne Wort lesen. „Ich frage mich, wie das wohl ist.“
    „Was?“
    „Berühmt zu sein und dann … nicht mehr.“
    „Er ist immer noch berühmt. Nur auf andere Art. Ich kann nicht glauben, dass du nie von ihm gehört hast. Er wohnt übrigens in dem Backsteingebäude unten an der Straße.“
    Ich riss meinen Blick von Johnny Dellasandros Rücken los und schaute meine Freundin an. „Welches meinst du?“
    „Welches meine ich wohl.“ Jen verdrehte die Augen. „Das hübsche.“
    „Was? Wirklich? Wow.“ Ich schaute ihn erneut an. Ich hatte eines der Backsteinhäuser an der Second Street gekauft. Meins war jedoch vom vorherigen Besitzer nur teilweise renoviert worden, und ich würde noch eine Menge Arbeit hineinstecken müssen. Das Haus, von dem Jen sprach, war wunderschön. Das Mauerwerk war perfekt restauriert worden, die neuen Regenrinnen aus Messing blitzten in der Sonne, und akkurat geschnittene Hecken umgaben den parkähnlich angelegten Garten.
    „Ihr seid praktisch Nachbarn. Ich kann nicht glauben, dass du ihn nicht kennst.“
    „Ich weiß ja kaum, wer er ist“, erwiderte ich, obwohl mir der Titel Leere Räume jetzt, wo ich ein wenig darüber nachgedacht hatte, irgendwie doch bekannt vorkam. „Ich bin mir nicht sicher, dass der Makler ihn als Verkaufsargument erwähnt hat.“
    Jen lachte. „Vermutlich nicht, weil er ziemlich zurückgezogen lebt. Er kommt öfter hierher, obwohl ich ihn jetzt schon länger nicht mehr gesehen habe. Aber er spricht
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher