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Der Duft des Regenwalds

Der Duft des Regenwalds

Titel: Der Duft des Regenwalds
Autoren: Rosa Zapato
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dir so ein neues Leben.«
    Ix Chels Gesichtsausdruck bleibt widerwillig und empört, doch sie tut, was ich ihr sage, so wie sie es immer tat. Ich kann wieder die Augen schließen und spüre, wie ihre Hand die meine hält.
    Es ist seltsam, aber nun, da ich weiß, dass es einen Menschen gibt, der mich sein Leben lang liebte, vermag ich in Frieden zu sterben.

Zunächst eine kurze Anmerkung zu der Rahmenhandlung, die in präkolumbianischer Zeit spielt: Zwar sind die Inschriften an den Wänden der Tempel inzwischen großteils entziffert, doch vieles in der Geschichte Palenques bleibt weiterhin ein Geheimnis. Vor allem über das Alltagsleben gewöhnlicher Menschen gibt es nur spärliche Informationen. Die von mir geschilderte kurze Episode ist daher nicht historisch belegt. Janaab Pakal soll der letzte Herrscher über Palenque gewesen sein, bevor die Stadt aus ungeklärten Gründen verlassen wurde. Über den Kollaps des Maya-Reiches gibt es verschiedene Theorien, man geht allgemein von Seuchen, Hungersnöten und sozialen Unruhen aus.
    Als man sich im 19. Jahrhundert mit der Erforschung präkolumbianischer Hochkulturen zu befassen begann, wurden die Maya zunächst für ein friedfertiges, esoterisch interessiertes Volk gehalten, das nichts mit den blutrünstigen Azteken und ihren Menschenopfern gemein hatte. Diese Annahme war nur möglich, da ihre großen Staaten zur Zeit der spanischen Eroberung bereits untergegangen waren, und stellte sich mit der Entzifferung ihrer Schrift endgültig als falsch heraus. Das Opfern von Menschen war auch bei den Maya üblich. Es wird davon ausgegangen, dass die Praxis, Herzen herauszuschneiden, zunächst nicht sehr verbreitet war und erst von den Azteken übernommen wurde, doch da gerade bezüglich Palenque keinerlei Informationen vorliegen, habe ich es so geschildert, wie es am besten in meine Geschichte passte. Auch ist nicht hundertprozentig geklärt, aus welcher Gesellschaftsschicht die Opfer stammten. In vielen Fällen dürfte es sich um Kriegsgefangene gehandelt haben und auch um Leute höheren Rangs, da es ursprünglich als Ehre angesehen wurde, den Göttern geopfert zu werden. Dass eine zunehmend dekadente Priesterkaste die Menschenopfer nutzte, um Angst zu verbreiten und Aufwiegler aus dem Weg zu räumen, ist nur eine von vielen Möglichkeiten, doch sie schien mir naheliegend.
    Auch die eigentliche Handlung dieses Romans ist frei erfunden, und eventuelle Ähnlichkeiten mit real existierenden Personen sind rein zufällig. Ein amerikanischer Archäologe namens Dr. Scarsdale hat niemals in Palenque Ausgrabungen durchgeführt. Zu der Zeit, in der mein Roman spielt, fanden keine mir bekannten Untersuchungen der Ruine statt. Die Tempelanlage ist seit dem 18. Jahrhundert bekannt. 1840 wurde sie von Frederick Catherwood und John Lloyd Stephens zum größten Teil freigelegt. 1891 unternahm Alfred P. Maudslay eine Expedition in die Ruinenstadt und entfernte bis zu fünfzehn Zentimeter dicke Kalkschichten von den Reliefs. Er beklagte sich, dass Arbeitskräfte schwer aufzutreiben waren, und war sehr abhängig von der Unterstützung ansässiger Machthaber, beides Umstände, die ich auch in meinen Roman einfließen ließ. Eine gründliche archäologische Erforschung der Gebäude begann allerdings erst später. Unterhalb des »Tempels der Inschriften« verbarg sich die Grabkammer des Maya-Fürsten Pakals des Großen, der im 7. Jahrhundert über die Stadt herrschte. Sie wurde 1949 von dem mexikanischen Archäologen Alberto Ruz Lhuillier entdeckt, der den von mir erwähnten Stein mit Löchern aus der Oberfläche der Pyramide entfernte. Darunter lag zunächst einmal eine dicke Schicht aus Geröll, dessen Beseitigung sich über mehrere Monate hinzog. In einem benachbarten Tempel wurde 1994 das »Grab der roten Königin« gefunden, doch die Identität der dort beigesetzten Frau liegt im Dunkeln. Die Ausgrabungen dauern bis heute an, und man geht davon aus, dass ein großer Teil der Anlage noch nicht freigelegt worden ist.
    Chiapas galt stets als Hinterland Mexikos, das hauptsächlich von Indianern bewohnt wurde. Unter der Präsidentschaft von Porfirio Díaz wurde deren Land annektiert und zu sehr günstigen Bedingungen an europäische Investoren verkauft. Das Ziel dieser Maßnahme war eine technische und wirtschaftliche Modernisierung der Region. Das gelang, denn die meist deutschstämmigen Kaffeebarone legten dort weitflächige Plantagen an, die ihnen sehr guten Gewinn einbrachten. Dadurch gewannen
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