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Der Duft der Mondblume

Der Duft der Mondblume

Titel: Der Duft der Mondblume
Autoren: Di Morrissey
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vergnügt.
    Keith ging zurück zum Haus. »Schön, die Vorstellung ist vorbei. Doc Haybourne hat die Lage unter Kontrolle. Geht wieder rein. Es ist alles in Ordnung.« Rosemary murmelte er zu: »Manche von den Jungs saufen bis zur Bewusstlosigkeit. Sie haben sich nicht unter Kontrolle.« Und laut sagte er: »Nun, wo waren wir gerade?«
    »Beim Anschneiden der Torte?«, fragte Rosemary.
    »Tolle Idee, Liebes. Also kommt, Zeit für die Torte.« Keith versuchte, die heitere Stimmung wiederzubeleben.
    Rosemary stellte die Riesentorte mit einundzwanzig brennenden Kerzen auf den Tisch. »Kommt her, ich hoffe, es reicht für alle. Blas die Lichter aus, Liebes, und wünsch dir was.« Sie hielt ihre Tochter bei der Hand.
    Jetzt, da das Drama überstanden war, schloss Catherine die Augen und blies in einem Atemzug alle Kerzen aus. Aber zu ihrer Überraschung fiel ihr kein Wunsch ein. Alles, was sie wollte, so kam es ihr vor, schien sie in diesem Augenblick zu besitzen.
    Ihr Vater reichte ihr ein silbernes Messer, damit sie die Torte anschnitt, während die Gäste »Happy Birthday« anstimmten.
    Catherine sprach mit Rob, nachdem er sich abgetrocknet und Kleidungsstücke ihres Vaters angezogen hatte.
    »Danke, Rob. Das hätte ein schlimmer Unfall werden können.«
    »Ein Glück, dass ich gerade ums Haus herumgehen wollte, um einen guten Schnappschuss hinzukriegen. Dachte mir, so geht es schneller. Ich wollte mich nicht zwischen den Gästen hindurchdrängen. Da sah ich ihn. Ein ganz schöner Schock, als ich ihn so mit dem Gesicht nach unten im Wasser liegen sah. Ich dachte schon, den kannst du abschreiben.«
    »Noch mal, danke. Ich hoffe, dir ist nichts passiert. Ist deine Uhr wasserdicht?«
    »Das hoffe ich doch.«
    Robs Freundin kam auf ihn zugestürzt und reichte ihm ein Bier. »Hier bist du. War er nicht toll?«, sagte sie zu Catherine. »Eine Schande. Das hätte beinahe deine Party kaputt gemacht.«
    »Ach, hör auf, Barbara, das war keine große Sache.«
    »Er wäre ertrunken, wenn du nicht da gewesen wärst!«
    »Ja, schön, aber jeder andere hätte das auch getan. Zum Glück war ich zur rechten Zeit am rechten Ort. Prost, Catherine. Ist ’ne tolle Party«, sagte er fröhlich.
    »Vielen Dank, Rob. Amüsiert euch gut.«
     
    In den frühen Morgenstunden, als ein kühler Wind den jungen Leuten in den Bettrollen und Schlafsäcken Linderung verschaffte, ging Catherine leise nach draußen. Schon früh würden ihre Eltern und Freunde der Familie in der Küche stehen und den Tee und das Frühstück bereiten. Konterbier und Bloody Marys würden das verkaterte junge Volk wieder lebendig machen, bis eine ordentliche Mahlzeit vom Grill sie so weit ausnüchterte, dass sie ihre oft lange Heimreise antreten konnten.
    Die Morgendämmerung nahte. Catherine konnte die Erde unter der feinen Tauschicht riechen. Ein Pferd wieherte, und der ferne Höhenrücken war ein dunkler Fleck gegen den heller werdenden Himmel. Das war ihr Zuhause, alles war so vertraut, solange sie denken konnte. Sie hatte einen Meilenstein erreicht, und sie barg diesen Augenblick in ihrem Gedächtnis, um ihn in den nächsten Abschnitt ihres Lebens mit hinüberzunehmen.
     
    Catherine dachte, sie würde sich nie an die Kälte gewöhnen. Der Londoner Nieselregen wollte einfach nicht aufhören. Sie wünschte sich, es würde wie aus Kannen schütten und dann wär’s vorbei mit dem Regen. Sie vermisste die wilden Stürme ihrer Heimat, die den strömenden Regen über die Weiden trieben. Den Mantel eng am Hals zusammengehalten und den Regenschirm umklammert, suchte sie sich ihren Weg zwischen den Pfützen und stieß dabei mit Fußgängern zusammen, die ebenfalls nasse Füße vermeiden wollten. Alles war grau, es schien schon zu dämmern, obwohl es erst früher Nachmittag war. In den Geschäften und Restaurants waren bereits die Lampen eingeschaltet, das Scheinwerferlicht der Autos glänzte auf den nassen Gehsteigen und Fahrbahnen. Am Ende der Aldwych bog sie in den Strand ein und betrat ein graues Gebäude, an dem über dem Schild »Australia House« eine durchnässte australische Flagge hing.
    Als ihr Name auf einer Liste an der Rezeption abgehakt war, wurde sie in einen kleinen Empfangsraum geleitet, wo Brian Lord, der australische Kulturattaché, einen Stehempfang gab. Er war ein alter Schulfreund ihres Vaters, und er hatte ihr eine Einladung geschickt, als er erfuhr, dass sie sich in London aufhielt. Etwas scheu schob sich Catherine in den Raum mit der dunklen
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