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Der dritte Kontinent (Artesian 3) (German Edition)

Der dritte Kontinent (Artesian 3) (German Edition)

Titel: Der dritte Kontinent (Artesian 3) (German Edition)
Autoren: Peter Merten
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kurzen Beine nicht fürs Laufen gemacht, aber er musste es riskieren. Hockster verließ seine Deckung und spurtete zum Ausgang, so schnell er konnte, hörte Stimmen, die ihm von draußen entgegenkamen, blieb erschrocken stehen, drehte auf dem Absatz um und sprang zurück hinter die Fässer. Keinen Moment zu früh. Mit wild klopfendem Herzen sah er die Drachin an. Sie grinste und schüttelte wieder den Kopf. Aha, dachte Hockster, jetzt verstand er, was sie ihm hatte sagen wollen.
    Mehrere Chetekken betraten die Höhle. Hockster bewunderte ihre Nachtsicht. Sie liefen durch die Dunkelheit wie er durchs Tageslicht.
    Die Chetekken brachten Wannen und stellten sie vor den Öfen ab. Ein Schieber wurde geöffnet und flüssiges Glas rollte wie Öl über eine Rinne in die bereitgestellten Formen. Weitere Chetekken kamen herein, gingen zu den Fässern, hinter denen Hockster stand, nahmen Rohstoffe auf, trugen sie zu den Hafenöfen und füllten sie auf. Die gefüllten Formwannen wurden wieder hinausgetragen, die Magier nahmen ihren Gesang wieder auf und blaue Flammen loderten erneut, schmolzen die Bestandteile zu Glas.
    Hockster sah nach unten. Die Drachin grinste ihn an. Er überlegte nicht lange und sprintete ein zweites Mal zum Durchgang und in den anschließenden Gang hinein, dem er leise so schnell wie möglich folgte. Ein grünes Licht, das aus den Wänden heraus zu leuchten schien, erhellte hier die Dunkelheit.
    Das war also das Geheimnis. Hockster fuhr mit der Hand darüber. Es fühlte sich an wie Moos. Wenn er das seltsame pflanzenartige Gebilde berührte, erlosch das fahle Licht, die Fasern lösten sich von der Wand und zerfielen zu Staub.
    Hockster rieb die Hände aneinander und roch daran. Nichts. Der Gelehrte in ihm drängte danach, den Geschmack des leuchtenden Materials zu erfahren, aber der Teil, der fürs Überleben wichtig war, folgte der Drachin, die schon ein gutes Stück voraus geeilt war.
    Er kam an einer Nische vorbei, aus der ihm ein seltsamer, eher unangenehmer Geruch entgegenkam. Hockster schaute im grünen Licht der Wände nach und fand Tonkrüge, die darin standen.
    Sie waren mit einem groben Leinenstoff abgedeckt, Bänder hielten die Tücher an Ort und Stelle. Hockster stachen Stoff und Schnur ins Auge. Er löste das Band und zog das Tuch herunter. Genau die richtige Größe, dachte er, bestimmte die Mitte und beugte sich zu der Drachin. „Ich bräuchte ein bisschen von deinem Feuer, bitte“, flüsterte er. „Genau hier!“
    „Feuer?“, fragte sie überrascht.
    „Ja! Genau auf diese Stelle. Siehst du, dann kann ich es wie eine Tunika überwerfen.“
    „Für was haltet Ihr mich?“
    „Nun, für einen Drachen. Du weißt schon: furchteinflößend, schuppenübersät, majestätische Flieger, Feuerspeier, solche Sachen, Drachen eben!“
    „Ich weiß nicht, ob ich lachen oder Euch ob Eurer Dummheit schelten soll.“ Sie seufzte. „Hier sind überall Glasscherben. So nahe bei den Öfen passiert immer mal wieder was und irgendetwas geht zu Bruch. Bedient Euch.“
    „Kein Feuer? Das ist ...“ Hockster schüttelte nur den Kopf. Ein Drache, der kein Feuer hat! War das zu glauben? Er suchte den Boden im diffusen grünen Licht der Wände ab und wurde bald fündig. Er nahm eine Glasscherbe auf und schnitt in die Mitte des Tuchs ein großes Loch, schob seinen Kopf hindurch, wickelte zuletzt das Stück Schnur um seinen Bauch und knotete es zu. Er sah an sich hinab. Besser als nackt! „Geht doch, oder?“
    „Es sieht scheußlich aus. Außerdem riecht Ihr nach Pilzen. Die waren nämlich in dem Krug. Kommt mir bloß nicht zu nahe.“
    Hockster betrachtete die Krüge argwöhnisch. Etwas zu essen wäre gut. „Welche Sorte Pilze?“, fragte er.
    „Die Sorte, die von Chetekken bevorzugt wird. Pilze sind hier das Grundnahrungsmittel. Sie riechen nicht besonders gut, aber ihr Geruch ist überall. Ich habe vor allem eine ausgezeichnete Nase und sie funktioniert wohl deshalb so gut, weil ich nicht in der Lage bin, Feuer zu spuken, wie ein Menschenbaby Muttermilch.“
    „Du verwechselst da was. Menschenbabys trinken die Milch!“
    „Ja, vorher!“
    „Können wir dann weiter, Drachenmädchen ohne Namen. Wenn es hier nur Pilze gibt, werde ich wohl auf einen Imbiss verzichten.“
    „Ich habe einen Namen!“
    „Wie lautet er?“
    Die Drachin sah ihn vielsagend an.
    „Ist der Name denn etwas so besonderes?“
    „Ihr seid nichts so besonderes!“
    „Du erinnerst mich an einen alten Freund“, sagte Hockster,
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