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Der Dienstagabend-Club

Der Dienstagabend-Club

Titel: Der Dienstagabend-Club
Autoren: Agatha Christie
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–, na, dann ist alles aus. Sie wird kein Verständnis dafür haben. Natürlich nicht. Und ich bin ja auch ein Taugenichts. Wie gesagt, ich wusste nicht aus noch ein. Ich vermied es, Rose wiederzusehen. Ich dachte, es sei am besten, wenn ich nach London zurückführe – meinen Rechtsanwalt aufsuchte – und finanzielle Anordnungen für sie träfe. Gott, was für ein Idiot war ich doch! Und alles deutet auf mich als Täter hin. Aber sie haben sich geirrt. Sie muss es selbst getan haben.«
    »Hat sie jemals gedroht, sich das Leben zu nehmen?«
    Sandford schüttelte den Kopf.
    »Nie! Ich hätte es ihr auch nicht geglaubt.«
    »Wie steht es denn mit einem Manne namens Joe Ellis?«
    »Dieser Tischler? Stammt aus einer guten alten Dorffamilie. Langweiliger Bursche – aber ganz versessen auf Rose.«
    »Vielleicht war er eifersüchtig?«, deutete Sir Henry an.
    »Das war er wohl etwas – aber er ist ein sturer Typ. Der leidet, ohne zu klagen.«
    »Nun«, meinte Sir Henry, »ich muss jetzt gehen.«
    Sobald er die andern eingeholt hatte, wandte er sich an Melchett:
    »Wissen Sie, Melchett, ich bin dafür, dass wir uns erst noch diesen anderen Burschen – Ellis – ansehen, bevor wir etwas Drastisches unternehmen. Es wäre schade, wenn Sie den falschen Mann verhaften. Schließlich ist Eifersucht ein ziemlich gutes – und auch ein ziemlich alltägliches Mordmotiv.«
    »Das ist schon richtig«, erwiderte der Inspektor. »Aber Joe Ellis ist nicht der Typ für so etwas. Der täte keiner Fliege etwas zu Leide. Ihn hat noch nie jemand in gereizter Stimmung gesehen. Immerhin kann es nichts schaden, wenn wir ihn eben mal fragen, wo er gestern Abend war. Um diese Zeit wird er zuhause sein. Er wohnt bei Mrs Bartlett. Eine herzensgute Seele, eine Witwe, die sich ihr Brot mit Waschen verdient.«
    Das kleine Häuschen, auf das sie zugingen, war von peinlicher Sauberkeit. Eine große, stämmige Frau in mittleren Jahren öffnete ihnen die Tür. Sie hatte ein angenehmes Gesicht und blaue Augen.
    »Guten Morgen, Mrs Bartlett«, begrüßte der Inspektor sie.
    »Ist Joe Ellis da?«
    »Vor kaum zehn Minuten ist er nachhause gekommen«, antwortete Mrs Bartlett. »Treten Sie doch bitte ein, meine Herren.«
    Während sie sich die Hände an ihrer Schürze abwischte, führte sie die Besucher in die kleine Vorderstube, die mit ausgestopften Vögeln, Porzellanhunden, einem Sofa und mehreren nutzlosen Möbelstücken vollgestellt war.
    Sie zog eilig ein paar Stühle zurecht, schob eigenhändig einen Ziertisch beiseite, um mehr Platz zu schaffen, und rief zur Tür hinaus:
    »Joe, hier sind drei Herren, die Sie gern sprechen möchten.«
    Aus der Hinterküche ertönte eine Stimme:
    »Ich komme, sobald ich mich gewaschen habe.«
    Mrs Bartlett lächelte.
    »Kommen Sie doch herein, Mrs Bartlett«, sagte Colonel Melchett. »Nehmen Sie Platz.«
    »O nein, Sir, das fiele mir im Traum nicht ein.«
    Mrs Bartlett war ganz entsetzt über diese Idee.
    »Haben Sie in Joe Ellis einen guten Mieter?«, erkundigte Melchett sich in ganz beiläufigem Ton.
    »Könnte keinen besseren finden, Sir. Ein wirklich zuverlässiger junger Mann. Rührt keinen Tropfen an. Ist stolz auf seine Arbeit. Und immer freundlich und hilfsbereit im Haus. Er hat dieses Regal für mich gemacht und auch eine neue Küchenanrichte. Und wenn etwas im Haus zu reparieren ist, tut Joe es mit der größten Selbstverständlichkeit und will nicht einmal Dank dafür, Sir.«
    »Das Mädchen, das ihn mal bekommt, ist glücklich dran«, bemerkte Melchett wie nebenbei. »Er war wohl sehr verliebt in die arme Rose Emmott, nicht wahr?«
    Mrs Bartlett seufzte.
    »Es hat mich geradezu geärgert. Er verehrte den Saum ihres Gewandes, und sie machte sich auch nicht so viel aus ihm.«
    Dabei schnipste sie mit den Fingern.
    »Wo verbringt Joe seine Abende, Mrs Bartlett?«
    »Gewöhnlich hier, Sir. Manchmal hat er abends noch etwas zu tun, und außerdem nimmt er an einem schriftlichen Kursus teil, um die Buchhaltung zu erlernen.«
    »Wirklich? War er gestern Abend zuhause?«
    »Ja, Sir.«
    »Sind Sie sicher, Mrs Bartlett?«, fragte Sir Henry mit einiger Schärfe.
    Sie wandte sich ihm zu.
    »Ganz sicher, Sir.«
    »Er ist zum Beispiel nicht irgendwann zwischen acht und halb neun ausgegangen?«
    »O nein«, erwiderte sie lachend. »Er hat fast den ganzen Abend an meiner Küchenanrichte gearbeitet, und ich habe ihm dabei geholfen.«
    Sir Henry blickte in ihre lächelnden, zuversichtlichen Augen, und der erste Zweifel
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