Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod - Folge 2: Folge 2 (German Edition)

Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod - Folge 2: Folge 2 (German Edition)

Titel: Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod - Folge 2: Folge 2 (German Edition)
Autoren: Bastian Sick
Vom Netzwerk:
verliert also keine Zeit und kann sofort »in die Tasten hauen«. Manche E-Mails wandern wie Pingpongbälle wieder und wieder zwischen den kommunizierenden Personen hin und her, jedes Mal wird die Betreffzeile um ein »Re:« oder »AW:« länger. Leider wird auch der Text der E-Mail jedes Mal länger, weil alle vorangegangenen Hin- und Her-Mails hinten dranhängen. Die meisten E-Mail-Programme sind nämlich so eingerichtet, dass beim Klicken auf die Antwort-Funktion auch der Text der E-Mail, auf die man antworten will, in der Antwortmaske erscheint, je nach Einstellung mit einem »>«-Zeichen am Zeilenanfang versehen. Meistens setzt der Schreibende den Antworttext einfach darüber. Das ist allerdings nicht unbedingt logisch. Denn wir lesen von links nach rechts und von oben nach unten. Die Antwort gehört also unter den Ursprungstext, nicht darüber. Bei der Gelegenheit bietet es sich an, den automatisch kopierten Text (das sogenannte Zitat) auf die Aussage zu verkürzen, auf die man wirklich Bezug nimmt. Kürzen und Löschen gilt im E-Mail-Verkehr keinesfalls als unhöflich, im Gegenteil!
    Stellen Sie sich vor, Sie kommunizieren mit einem Anbieter, fragen ihn, ob er ein bestimmtes Produkt hat, er schreibt in seiner Antwort »Muss ich mal nachsehen«, Sie schreiben zurück »Okay, tun Sie das, vielen Dank!«, er meldet sich mit »Re: AW: Re: Anfrage«: »Nein, den Artikel habe ich leider nicht vorrätig«, Sie fragen ihn, ob er ihn bestellen könne, er erwidert, das dauere aber mindestens drei Wochen, Sie fragen, ob er Ihnen vielleicht sagen könne, bei wem man dieses Produkt sonst beziehen könne, er schreibt, versuchen Sie es mal bei dem und dem, Sie fragen nach einer Telefonnummer, er schreibt sie Ihnen samt Anschrift und E-Mail-Adresse, Sie klicken erfreut auf »E-Mail drucken«, um sich die Angaben auszudrucken, und der gequälte Drucker braucht vier Minuten und fünf Blatt Papier, um eine einzige E-Mail auszuspucken, die aus rund einem Dutzend miteinander verschmolzener »Re: AW: Re: AW:«-Mails besteht. Fünf Blatt Papier für eine Telefonnummer! Von den Kosten für Druckertinte ganz zu schweigen. Das Erstellen eines Antwortformulars kostet uns nur einen Mausklick, aber es nimmt uns nicht das Nachdenken darüber ab, ob der empfangene Text wirklich nochmal in Gänze mitverschickt werden muss.
    Schöne bunte HTML-Welt!
    Früher bekam man bisweilen Briefe, die mit Oblaten verziert waren. Kennen Sie das noch? So wunderbar kitschige Klebebildchen von Engeln oder Hundebabys, die links oben in der Ecke oder am unteren Rand appliziert wurden, manchmal auch mitten auf der Seite, wenn es galt, einen peinlichen Fehler zu kaschieren oder den dürftigen Inhalt zu strecken, damit die Seite irgendwie gefüllt wurde.
    Heute bekommt man gelegentlich E-Mails, in die lustige Comiczeichnungen einmontiert sind. Vorzugsweise animiert, das heißt, sie bewegen sich, so wie die Personen auf den Fotos und Gemälden in »Harry Potter«. In der Weihnachtszeit, zu Ostern und zum Geburtstag ist es am schlimmsten. Nichts ahnend öffnet man die Mail, die mit »Frohe Weihnachten!« oder »Herzlichen Glückwunsch!« überschrieben ist, und – zack – springt einem ein winkender Weihnachtsmann ins Gesicht, oder ein gar luustisches Glückshäschen schlackert mit den Ohren. Man erschrickt, und reflexartig klickt man die E-Mail wieder zu. Und ob man den Mut aufbringt, sie später noch einmal wieder zu öffnen, um die eigentliche Grußbotschaft zu lesen, ist äußerst fraglich.
    Immer mehr Menschen entdecken die Möglichkeiten! Nicht die, die ihnen der Ikea-Katalog verheißt, sondern die Möglichkeiten, ihre E-Mails mit Hilfe von HTML-Befehlen zu »verschönern«. Da kann man für seine E-Mail zum Beispiel eine ganz individuelle Hintergrundfarbe wählen. Oder am besten gleich eine Mustertapete. Nicht selten wird in diesem kreativen Rausch jedoch versäumt, die Schriftfarbe auf den Hintergrund abzustimmen. Schwarze Buchstaben vor einem moosgrünen oder einem marineblauen Hintergrund sind nicht besonders gut zu erkennen. Es kann passieren, dass sie überhaupt nicht zu erkennen sind und der Text erst sichtbar wird, wenn man mit gedrückter linker Maustaste suchend über den Hintergrund fährt und alles markiert. Das erinnert an die Zeit, als man sich Briefe mit unsichtbarer Zaubertinte schrieb, die nur mit Hilfe eines Bügeleisens sichtbar wurde: »Generation Yps mit Gimmick« lässt grüßen!
    Jeder Mensch hat seine persönliche Schmerzgrenze. Bei
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher