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Der Datendieb - Wie Heinrich Kieber den größten Steuerskandal aller Zeiten auslöste (German Edition)

Der Datendieb - Wie Heinrich Kieber den größten Steuerskandal aller Zeiten auslöste (German Edition)

Titel: Der Datendieb - Wie Heinrich Kieber den größten Steuerskandal aller Zeiten auslöste (German Edition)
Autoren: Sigvard Wohlwend
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der Tedder Avenue in
der Stadt Gold Coast, Queensland , trinkt seinen
Kaffee und liest die aktuelle Ausgabe der AFR: »Ich habe die Geschichte um
diesen Typen und Projekt Wickenby schon einige Zeit
aus verschiedenen Gründen mit Interesse verfolgt. Ich wusste allerdings nicht,
wie der Typ, der die Daten verkauft hat, aussah – bis ich an dem Tag sein Foto
in der Zeitung sah.« Das Bild zeigt Heinrich Kieber.
    Im Crema Espresso ,
wo Heinrich Kieber seit dem Spätsommer 2010 regelmäßig verkehrt, hatte er sich
allerdings als Daniel Wolf vorgestellt – ein österreichischer Financier, der
sich nach einem erfolgreichen Berufsleben aus dem Geschäft zurückgezogen habe.
Daniel Wolf selbst, meint Todd, muss vorgewarnt worden sein, »eine SMS oder ein
Anruf. Jedenfalls: Als er mich die AFR im Café lesen sah, ist er schnurstracks
zum Kiosk, um sich ein Exemplar zu kaufen.« Wie es der Zufall will, begegnet
Heinrich Kieber alias Daniel Wolf, als er den Zeitungsladen mit der AFR unter
dem Arm verlässt, Scotty, dem Wirt des Crema Espresso :
»Daniel sagte, die Zeit sei gekommen, die Stadt zu verlassen, ließ Grüße an
alle, die ihn kennen, ausrichten und verabschiedete sich. Seither habe ich ihn
nie wieder gesehen.«
    Keine Stunde
später bricht Heinrich Kieber mit seinem roten Nissan Navara Pick-up, den Wohnwagen am Haken, vom Broadwater Tourist Park auf und verlässt mit Sack und Pack seine temporäre Heimat Gold
Coast. »Ich bin noch am Vormittag zum Campingplatz, wo Daniel, also dieser
Kieber, gewohnt hat«, erzählt Todd, »und sagte dem Mann an der Rezeption, dass
ich meinen Bekannten Daniel Wolf suche. Einen Wolf habe er nicht in seinem
Computer, antwortete der. Und auch der einzige Check-out des Morgens habe nicht
Wolf geheißen. Er verwendete also ganz offensichtlich ein weiteres Pseudonym.«
    Tatsächlich
wäre es erstaunlich, wenn Kieber seine echte falsche Identität so
leichtfertig in der Öffentlichkeit preisgegeben hätte. Vielmehr muss davon
ausgegangen werden, dass er seine offizielle neue Identität nur dann
einsetzt, wenn er etwa bei einem Grenzübertritt einen Ausweis vorlegen muss,
und sich im Alltag nach Gutdünken neue Namen erfindet.
    Was immer
Kieber seinen Bekannten Todd und Scotty im Crema Espresso erzählt hat, wer er sei, für sie steht außer Frage, dass es sich bei Daniel Wolf
um Heinrich Kieber handelt. Auch Crema Espresso -Stammgast Ian Jackson, ein
pensionierter Polizeibeamter, ist sich seiner Sache sicher: »Der einzige
Unterschied zum publizierten Foto war, dass er statt der Brille offensichtlich
Kontaktlinsen trug. Ansonsten war sein Erscheinungsbild völlig unverändert.«
Und auch Wolfs Verhalten entspricht voll und ganz dem von Heinrich Kieber: »Er
sprach sehr viel, so viel, dass er oft nervte.«
    Die Australian Financial Review erhält noch am gleichen Vormittag einen Tipp von einem Crema Espresso -Besucher
samt einer E-Mail-Adresse von Kieber alias Wolf. Die Zeitung versucht den
bereits wieder Abgetauchten per E-Mail zu kontaktieren. In seiner Antwort an
die AFR bestreitet Wolf, Heinrich Kieber zu sein – und behauptet, er sei
Schweizer und überdies erst vor einigen Wochen in Gold Coast eingetroffen.
Dabei betrat Daniel Wolf bereits im August 2010 – als in Deutschland das
Exklusivinterview mit ihm im Stern erschien – erstmals das Crema Espresso in
der vornehmen Küstenstadt und kehrte regelmäßig wieder, wie Gäste
übereinstimmend bestätigen.
    »Mir
erzählte er, er komme aus Österreich. Wobei andere Leute, die ihn kannten,
meinten, er sei aus der Schweiz«, so Todd. »Ich bin mir, ehrlich gesagt, auch
nicht sicher, ob er nicht auch mir unterschiedliche Versionen seiner Geschichte
erzählt hat. Als ich ihn fragte, aus welchem Beruf er sich zurückgezogen habe,
lächelte er und sagte nichts. Ich kenne viele Unternehmer, und meine Erfahrung
ist, dass jemand, dem eine Firma im Wert von mehreren Millionen Dollar gehört
hat, stolz darüber erzählt.« Aber von Kieber kommt nichts, außer dass er sein
Unternehmen für 50 Millionen Dollar verkauft habe.
    Auch Wirt
Scotty gegenüber bleibt Daniel Wolf alias Heinrich Kieber vage: »Er sagte
lediglich, dass das Leben es in den letzten Jahren gut mit ihm gemeint habe.
Kurz vor Ostern 2011 kam er zu mir und sagte: ›Weil das Leben es mit mir gut
gemeint hat, werde ich euch ein besonderes Geschenk machen.‹ Ein paar Tage
später stand er dann im Café mit hundert Osterhasen, Schokoladen-Osterhasen von
Aldi.« Scotty solle, so
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