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Der Datendieb - Wie Heinrich Kieber den größten Steuerskandal aller Zeiten auslöste (German Edition)

Der Datendieb - Wie Heinrich Kieber den größten Steuerskandal aller Zeiten auslöste (German Edition)

Titel: Der Datendieb - Wie Heinrich Kieber den größten Steuerskandal aller Zeiten auslöste (German Edition)
Autoren: Sigvard Wohlwend
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Spur in der Hoffnung, dass der Empfänger
seines Briefes mit ihm Kontakt aufnimmt. Eine Aussage, die Kieber im Stern -Interview
macht, verstärkt den Eindruck, dass man ihn unter der angegebenen Adresse hätte
antreffen können: »Langeweile kommt in meinem Leben eigentlich nie auf. Ich
nutze die Gelegenheit und mache Freiwilligendienst. Das ist in Deutschland und
Europa nicht so populär wie in anderen Ländern. Hier gibt es Menschen, die
fahren alte Leute ins Spital oder zum Zahnarzttermin. Es gibt da viele
Möglichkeiten.«
    Zehn Tage
nach dem Interview Kiebers im Stern , am liechtensteinischen Staatsfeiertag am
15. August, folgt die Replik von Fürst Hans-Adam in einem Interview mit VolksblattTV :
Baron Münchhausen sei ein ehrlicher Mensch im Vergleich zum »Gauner« Kieber:
»Ich finde es erstaunlich, dass der Stern jetzt das Sprachrohr vom Herrn
Kieber ist und dass das in Deutschland ziemlich Beachtung findet.« Solche
Geschichten schadeten der Reputation des Landes, so der Fürst – in erster
Linie, »weil gewisse Medien, besonders in Deutschland, uns immer schon
angegriffen haben«. Und er packt bei der Gelegenheit auch einen seiner
berüchtigten historischen Vergleiche mit hinein: »Wir haben da mächtige Feinde,
die weiter nördlich sitzen. Ich kenne das seit meiner Kindheit. Ich weiß ja
auch aus der Geschichte, dass wir auch in der Vergangenheit nicht immer ganz
einfache Zeiten hatten, die wir aber erfolgreich überstanden haben.« [214]
    Nach diesem
dosierten Ausbruch im lokalen Internet-Fernsehen hält sich Fürst Hans-Adam
zurück. Wohl auch deshalb, weil seine LGT große Pläne in Deutschland hat, wo
die Marke LGT seit Zumwinkel arg angeschlagen ist: Sie will die BHF-Bank
übernehmen, die sich im Besitz der Deutschen Bank befindet. Am Tag vor
Heiligabend 2010 teilt die LGT mit, dass sie von nun an exklusiv mit der
Deutschen Bank über den Kauf der BHF verhandle.
    Damit das
Geschäft möglichst ohne politische und juristische Störfeuer über die Bühne
gehen kann, hat sich die LGT eine Woche vorher mit einer Zahlung von 50
Millionen Euro freigekauft. Mit der Begleichung dieser Geldauflage wurden die
von der Staatsanwaltschaft Bochum eingeleiteten Verfahren gegen die LGT Group,
LGT Treuhand sowie 45 Angestellte und ehemalige Mitarbeiter der LGT wegen des
Verdachts der Beihilfe zur Steuerhinterziehung eingestellt. Das sei, lässt die Bank
ausrichten, jedoch nicht als Schuldeingeständnis zu werten. Zu diesem Schritt
habe sich die LGT entschieden, um langwierige Rechtsstreitigkeiten zu
vermeiden.
    In
Deutschland lässt man die LGT dennoch auflaufen. Die Bundesanstalt für
Finanzdienstleistungsaufsicht ( BaFin ) äußert über die
Zuverlässigkeit des Käufers Bedenken, die nicht auszuräumen gewesen seien. Die Süddeutsche Zeitung schreibt, der Verkauf der BHF-Bank an die LGT sei in Deutschland »politisch
nicht opportun« gewesen. Am 18. April 2011 beendet die LGT die
Verhandlungen über den Kauf der BHF-Bank. Einen Monat später gibt die LGT ihren
Rückzug aus Deutschland bekannt.
    Heinrich
Kieber verfolgt aus der Ferne, was er mit seiner Tat ausgelöst hat. Mit dem
Segen der australischen Behörden lebt er, wenn er nicht in gerade seinen Anwalt
in Washington besucht oder Weihnachtspost aufgibt, seinen Traum von Down Under .
    Am
4. Mai 2011 ist es mit der Ruhe jedoch vorbei. An diesem Mittwoch
publiziert die Australian Financial Review einen langen Artikel im Zusammenhang mit einem anstehenden Gerichtsprozess, bei
dem geklärt werden soll, ob die australischen Steuerbehörden die Daten, die sie
von Kieber erhalten haben – und die dieser bei der LGT gestohlen hatte –, bei
der Überführung von Steuersündern überhaupt verwerten dürfen. Der Kläger, ein
ehemaliger LGT-Kunde mit Wohnsitz in Australien, wirft den australischen
Behörden vor, von der zweifelhaften Herkunft der Daten und des ebensolchen
Charakters Kiebers gewusst zu haben und dennoch mit ihm einen Deal eingegangen
zu sein. Die Daten seien »Früchte des vergifteten Baumes«, müssten also der
angelsächsischen Rechtstradition folgend einem Verwertungsverbot unterliegen.
Illustriert ist der seitenlange Artikel in der AFR mit einem Porträtfoto
Kiebers, darüber in großen Lettern der Titel: » Would you trust this man?«
    Todd – so
möchte er genannt werden – war, wie er kryptisch anfügt, beruflich im Bereich
»nationale Sicherheit« tätig. An diesem 4. Mai 2011 sitzt Todd, wie so
oft, in der Filiale von Crema Espresso an
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