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Der Datendieb - Wie Heinrich Kieber den größten Steuerskandal aller Zeiten auslöste (German Edition)

Der Datendieb - Wie Heinrich Kieber den größten Steuerskandal aller Zeiten auslöste (German Edition)

Titel: Der Datendieb - Wie Heinrich Kieber den größten Steuerskandal aller Zeiten auslöste (German Edition)
Autoren: Sigvard Wohlwend
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Wolfs Auftrag, die Osterhasen an seine guten Gäste
verteilen.
    Kieber
konnte aber auch ausnehmend geizig sein, wie Ex-Polizist Ian Jackson erzählt.
Die Geschichte wurde im Crema Espresso von einem zum andern
weitergereicht: Heinrich Kieber lud eine Bekannte von Jackson zum Essen ein. Er
führte sie in die nahe gelegene Filiale der Fastfood-Kette Subway, hatte aber
nur zehn Dollar in der Tasche. Zu wenig. Sie musste Kieber den fehlenden Betrag
für das Sandwich und die Cola-Dose zustecken.
    Todd war
schon skeptisch, bevor er diese Geschichte hörte: »Ich schaute ihn mir an, wie
er sich kleidete und wie er mit Geld umging. Das sollte ein
50-Millionen-Dollar-Unternehmer sein? Es gab verschiedene Punkte, die einfach
keinen Sinn ergaben.«
    So auch
Heinrich Kiebers Unterkunft: Während der rund zehn Monate, in denen er sich in
Gold Coast aufhält, lebt er in einem Wohnwagen. Zuerst auf dem Main Beach
Tourist Park, keine 200 Meter vom Crema Espresso entfernt. Im ersten
Quartal dieses Jahres zieht er mit seinem Wohnwagen zum wenige Kilometer
entfernt gelegenen Broadwater Tourist Park. Wenn
Kieber nicht gerade Ausflüge in der Region macht, parkt sein roter Nissan Navara Pick-up neben dem mobilen Heim auf den Campingplatz.
Kann das Zufall sein: Das Expeditionsfahrzeug, mit dem er Anfang der 1990er
Jahre quer durch den Orient nach Australien gefahren war, war das
Vorvorgängermodell seines jetzigen Autos gewesen.
    Aber das ist
noch nicht alles: Im Jahr 2009, erzählte Kieber alias Wolf dem Ex-Polizisten
Ian Jackson im Crema Espresso , habe er
Helikopter-Flugstunden am Flughafen Bankstown in Sydney gehabt – am selben
Flughafen, an dem er in den 1990er Jahren Flugunterricht genommen hatte, bevor
er Anfang 1994 Hals über Kopf Australien verließ.
    Dass
Heinrich Kieber in Gold Coast seine Zeit verbrachte, scheint ebenfalls nicht
ganz zufällig zu sein. Jahre bevor er untertauchte, schwärmte er gegenüber
seinem Sozialarbeiter Manfred Greiner von der Gegend: »Er war von Gold Coast begeistert
und sagte, dass er dort eine Pension eröffnen wollte.«
    Wo Heinrich
Kieber lebte, bevor er nach Gold Coast kam, ist nicht restlos geklärt. Aber
wenn es stimmt, was seine Bekannten aus dem Crema Espresso erzählen, dann verhält er sich, dafür dass er seine Enttarnung vermeiden will,
bemerkenswert vorhersehbar. Ein weiteres Beispiel: Eine von Kiebers Stationen
an der Ostküste des Bundesstaates Queensland war
offenbar auch Noosa , eine beliebte Feriengegend rund
200 Kilometer nördlich von Gold Coast. »Er schwärmte von der Noosa -Region«, so Ian Jackson. Die Region Noosa gehört zum Verwaltungsbezirk Sunshine Coast.
    Teil des
Bezirks Sunshine Coast ist auch Fraser Island, eine beinahe 2 000
Quadratkilometer große Sandinsel, die zum Weltnaturerbe gehört. Von Fraser
Island erzählt Kieber bereits 1992 in einem Brief, den er einem Freund
geschickt hatte, begeistert: »Ein wenig oberhalb von Brisbane liegt die Fraser
Island. Es ist die größte Sandinsel der Welt und hat einen über 100 Kilometer
langen Sandstrand, auf dem man fahren kann wie auf der Autobahn! Es war toll.
Werde dir die Fotos zeigen.«
    Offenbar zog
es ihn auch nach seiner überhasteten Flucht aus Gold Coast am 4. Mai in
Richtung Sunshine Coast. In der Ortschaft Tewantin identifizieren drei Mitarbeiter von Jacko’s Café anhand
von Fotos einen ihrer Gäste als Heinrich Kieber. Sie sind sich sicher, dass es
sich bei dem großen Mann mit deutschem Akzent, der in der ersten Augustwoche
2011 zu Gast war, um Kieber handelt.
    Etwas mehr
als einen Monat nach seiner Entdeckung im Crema Espresso und seiner anschließenden Flucht muss Heinrich Kieber in Brisbane einen
offiziellen Termin wahrnehmen. Er hat vom australischen Bundesgericht in Queensland eine Vorladung erhalten und muss im Verfahren,
das der australische Ex-LGT-Kunde angestrengt hat – Auslöser des Artikels in
der AFR –, aussagen. Dass er den australischen Gerichten dafür zur
Verfügung steht, hatte er bereits 2007 in einer schriftlichen Erklärung
zugesichert, als er dem Australian Taxation Office
die vollständigen LGT-Daten auf einer Festplatte übergab. In Australien genießt
Heinrich Kieber besondere Privilegien. Zeuge Kieber wird im Zeitraum
14./15. Juni 2011 unter Ausschluss der Öffentlichkeit und unter strengsten
Sicherheitsvorkehrungen verhört – dem Gericht zugeschaltet ist er lediglich via
Videokonferenz.
    Aber nicht
nur den Gerichten steht er mit seinem Wissen um die teilweise
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