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Der Dämon aus dem grünen See

Der Dämon aus dem grünen See

Titel: Der Dämon aus dem grünen See
Autoren: S. Landauer
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sich auf diese Weise einfach ihren Käse abholte.
    „Komm, Mausi, ich hab was Leckeres für dich …“, flüsterte sie, während sie suchend die Taschenlampe schwenkte. Die Spuren endeten am Bein vom Couchtisch, auf dem noch das Scrabblebrett aufgebaut war. „Komm, Mausi-Mausi, komm raus, dann gibt es …“
    Cassie unterbrach sich, als der Lichtkegel der Taschenlampe auf das Scrabblebrett fiel. Als sie vorher aufgehört hatten, war der größte Teil des Brettes schon mit Buchstabenplättchen bedeckt gewesen. Jetzt lagen nur noch 15 Steine auf dem Kreuzwortgitter. 15 Steine, die die Worte bildeten:
    ICH WARTE AUF DICH
    Völlig ratlos starrte Cassie auf das Spielbrett. War das ein Scherz von Linda? Dann war es ein unglaublicher Zufall, dass sie dieselben Worte gelegt hatte, die Cassie in der ersten Nacht von diesem Gesicht am Fenster gehört hatte.
    Die ich glaube gehört zu haben, von dem Gesicht, das ich mir eingebildet habe, korrigierte sie sich in Gedanken.
    Wie auch immer, jedenfalls hatte sie Linda nichts davon erzählt, also war es Zufall.
    Wenn ich mir die Buchstaben nicht auch einbilde, dachte Cassie unwillkürlich. Einen Moment lang wusste sie nicht, was sie unheimlicher fand: eine echte, unerwartete Botschaft auf dem Scrabblebrett oder den Gedanken, Wahnvorstellungen zu haben.
    „Oder hast du hier vielleicht Scrabble gespielt, du Supermaus?“, flüsterte sie und ließ den Lichtkegel noch einmal über das Sofa wandern.
    Mit einem lauten Quieken sprang die Maus vom Rand des Rückenpolsters in Richtung Taschenlampe. Erschrocken ließ Cassie das schwere Teil fallen, das auf die Holzdielen polterte und wegrollte, dabei aber nicht ausging. Die Maus, die ebenfalls auf dem Boden aufgekommen war, folgte zielstrebig dem Licht. Als die Lampe liegen blieb, warf sie sich immer wieder vor das Schutzglas.
    Wie die Fledermaus, schoss es Cassie durch den Kopf. Als ob sie sich in das Licht stürzen wollen.
    Cassie ging zur Lampe und bückte sich, zögerte dann aber, sie aufzuheben. Tollwütige Tiere waren ja oft besonders zutraulich. Gehörte diese Gier nach Licht etwa auch zu den Symptomen? So leid ihr die Maus tat, sie wollte keinen Biss oder Kratzer riskieren.
    Doch die Bewegungen des Tieres wurden sowieso immer schwächer, bis es schließlich reglos liegen blieb, noch ein paarmal zuckte und dann ganz offensichtlich starb.
    Cassie überlief ein Frösteln. Sie hatte das Gefühl, als ob etwas Unsichtbares, Kühles, Feuchtes ihre Wange streifte, doch sie konnte sich nicht rühren. Wie gebannt schaute sie zu, wie sich rund um die Maus eine Pfütze bildete. Kein Blut, sondern Wasser.
    Wie bei der Fledermaus war der Pelz der Maus nass. Deshalb hatte sie auch die feuchten Abdrücke hinterlassen. Aber das erklärte nicht die Lache, in der das Tier jetzt lag.
    „Was ist hier los?“, flüsterte Cassie. „Was geht hier vor?“
    Und es überraschte sie kaum noch, als eine Stimme – dieselbe weiche, sehnsüchtige Stimme wie in der Nacht zuvor – ihr antwortete.
    „Hab keine Angst. Bald werden wir zusammen sein.“

3. KAPITEL
    „Cassie? Was ist los? Ist was passiert?“
    Diese Stimme gehörte Linda, und als das Deckenlicht anging, gelang es Cassie endlich, sich aus ihrer Schockstarre zu lösen. Allerdings brachte sie kein Wort heraus.
    „Iiiieh, was ist das denn?“, rief Linda, als sie die tote Maus sah. Dann fügte sie völlig entgeistert hinzu: „Hast du sie etwa erschlagen?“
    Stumm schüttelte Cassie den Kopf.
    „Was ist denn los?“, fragte Linda besorgt. „Du bist total blass. Und du zitterst!“
    Sie nahm Cassie beim Arm und führte sie zur Couch. „Setz dich erst mal hin. Du siehst aus, als ob du jeden Moment zusammenklappst.“
    Gehorsam ließ sich Cassie auf das Sofa sinken.
    „Also, jetzt sag schon, du machst mir ja Angst!“, drängte Linda.
    „Die Maus ist von allein gestorben“, brachte Cassie endlich hervor. „Ich wollte sie fangen, hier, mit der Lebendfalle …“ Erst jetzt merkte sie, wie fest sie den Haltegriff der Falle umklammert hielt, und stellte sie neben sich auf den Boden. „Aber dann ist sie gestorben“, wiederholte sie lahm.
    Die gruseligen Details wollte sie Linda lieber ersparen. Es reichte ja, wenn ihr die Haare zu Berge standen.
    „Sieht aus, als wäre sie ertrunken“, bemerkte Linda. „Hoffentlich ist das keine fiese ansteckende Krankheit. Haben wir eine Kehrschaufel? Dann räum ich das mal weg.“
    Als sie aufstand, fiel ihr Blick auf das Scrabblebrett.
    „Hey, hast du
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