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Der Dämon aus dem grünen See

Der Dämon aus dem grünen See

Titel: Der Dämon aus dem grünen See
Autoren: S. Landauer
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mit Pizza?“
    Sie hatten am Tag zuvor in der Stadt eine Menge Tiefkühlgerichte eingekauft, die sich zum Glück in der Kühltasche über Nacht ganz gut gehalten hatten und nun im Gefrierfach des riesigen Kühlschranks lagen.
    „Super Idee!“, rief Linda begeistert.
    Nachdem sie gemeinsam die Pizzen in den Ofen verfrachtet hatten, deutete Cassie auf das verschmierte Küchenfenster.
    „Bewachst du unser Essen? Dann mach ich das mal sauber.“ Aus dem Schrank unter der Spüle zog sie einen kleinen Eimer, Putztuch und Glasreiniger hervor.
    „Wenn du meinst … Aber wir können es auch nach dem Essen zusammen machen.“
    Cassie bemerkte den kleinen Schauer, der Linda überlief, und winkte ab. „Ach was, das geht doch schnell.“
    Mit dem Putzzeug bewaffnet, machte sie sich auf den Weg zur Rückseite der Hütte. Sie achtete sorgfältig darauf, wo sie hintrat. Falls das Tier die Begegnung mit dem harten Glas das Leben gekostet hatte, wollte sie auf keinen Fall drauftreten. Oder noch schlimmer, es lebte noch und war verletzt … Jetzt machte sie sich Vorwürfe, dass sie nicht gleich am Morgen nach dem Rechten gesehen hatte.
    Als sie das Küchenfenster erreichte, suchte sie den Boden davor besonders gründlich ab, konnte jedoch nichts Ungewöhnliches entdecken. Keine Spuren, kein Blut – nur die seltsamen Schlieren am Fenster. Auch von außen sahen sie aus wie ein Gesicht – als hätte jemand die Hände an die Scheibe gelegt und sich dazwischen die Nase platt gedrückt, um hineinzuschauen.
    „Quatsch“, murmelte Cassie und winkte Linda zu, die ihr von drinnen besorgt zusah.
    Kurzerhand sprühte sie die Scheibe großzügig mit Glasreiniger ein und wischte sie sauber, winkte noch einmal Linda zu und ging weiter in Richtung Schlafzimmerfenster.
    Hier war der Boden etwas sandig, und sie sah sofort das schwarze Etwas, das auf dem Boden vor dem Fenster lag – wenn sie auch keine Ahnung hatte, was das sein konnte.
    Sie überlegte kurz, ob sie Linda rufen sollte, entschied sich dann aber dagegen. Ihre Freundin wäre mit ihrer ängstlichen Art keine große Hilfe gewesen, denn Cassie schlug auch so schon das Herz bis zum Hals.
    Vorsichtig näherte sie sich dem schwarzen Haufen. Er bewegte sich nicht, aber sie konnte immer noch nicht erkennen, was es war. Es sah ein bisschen aus wie ein unförmiger, zerknautschter Lederball, aber …
    Als sie direkt davor stand, sich immer noch nichts gerührt hatte und sie immer noch nicht wusste, womit sie es zu tun hatte, brach sie einfach vom nächsten Busch einen dickeren Zweig ab und stupste das Etwas damit an.
    Halb erwartete sie, dass es aufsprang und sich auf sie stürzte, doch als es sich immer noch nicht bewegte, stieß sie den angehaltenen Atem aus und stupste etwas fester.
    Das Ding rollte herum, und jetzt erkannte Cassie endlich, was es war: eine Fledermaus. Die Flügel waren halb um den steifen Körper gewickelt, deshalb war die Gestalt so unförmig gewesen. Aber jetzt sah man das aufgerissene Maul mit den spitzen Zähnchen.
    „Oje, du Arme“, murmelte sie. „Ich dachte, Fledermäuse können jedes Hindernis orten? Wieso bist du denn wie wild gegen die Fenster geflogen?“
    Natürlich erwartete sie von dem eindeutig toten Tier nicht wirklich eine Antwort. Die lederartigen Flügel mussten das klatschende Geräusch verursacht haben. Und die Schlieren kamen daher, dass …
    Cassie stutzte. Hier hinter der Hütte war es schattig, und rund um die Fledermaus befand sich ein dunklerer Fleck. Blut? Nein, der kleine Körper schien nicht verletzt zu sein. Doch der Pelz sah eindeutig nass aus. Das erklärte auch den feuchten Fleck im Sand um das Tier.
    Oder auch nicht.
    Seit wann gingen Fledermäuse schwimmen? Vielleicht war sie unfreiwillig ins Wasser gefallen und hatte dadurch völlig die Orientierung verloren?
    Achselzuckend trat Cassie ans Fenster und wischte die Schlieren weg. Sie wusste einfach zu wenig über Fledermäuse, um sich die Sache erklären zu können. Aber immerhin wusste sie genug über das Leben in der Wildnis, um das tote Tier nicht anzufassen. Es konnte an allem Möglichen gestorben sein, vielleicht sogar an Tollwut.
    Nachdem die Fensterscheibe wieder glänzte, ging sie zu den ersten Bäumen und suchte sich zwei dickere Äste mit Gabelungen. Dann scharrte sie mit einem breiten Rindenstück eine Kuhle in den weichen Waldboden. Mithilfe der Äste transportierte sie die Fledermausleiche zu der Kuhle, legte sie hinein und bedeckte sie mit ein paar Zweigen.
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