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Der Dämon aus dem grünen See

Der Dämon aus dem grünen See

Titel: Der Dämon aus dem grünen See
Autoren: S. Landauer
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etwa geschummelt?“, fragte sie. „ Ich warte auf dich? Was soll das denn?“
    Cassie rann ein eisiger Schauer den Rücken runter. „Ich dachte, das hättest du gelegt“, antwortete sie matt.
    „Ich? Wieso? Ich dachte, wir wollten morgen weiterspielen.“
    Es dauerte ein bisschen, bis sie begriff, was Cassies Worte bedeuteten. „Du dachtest, ich hätte … Aber dann …“
    „Dann war das wohl eine ziemlich schlaue Maus.“
    Panisch blickte Linda sich um. „Soll das ein Witz sein? Willst du mir absichtlich Angst machen?“
    Cassie zog sie wieder aufs Sofa. „Nein, Süße, echt nicht. Ich habe keine Ahnung, was hier läuft. Aber zum Glück siehst du dasselbe wie ich. Ich hatte vorher schon Angst, ich bilde mir das nur ein und verliere den Verstand.“
    „Na toll, dann geht’s ja jetzt wenigstens dir besser. Dafür werde ich hier keine Sekunde mehr schlafen können. Scrabblebuchstaben, die sich von selbst zu Wörtern zusammenfügen? Du weißt, was das bedeutet, oder?“
    „Äh, nein?“
    „Na, Geister! Guckst du kein Fernsehen? Ghost Whisperer oder so? So kommunizieren Geister; reden können sie ja nicht.“
    „Dieser hier schon.“
    „Wie bitte?“
    „Ich hab seine Stimme gehört“, gestand Cassie. „Gestern, als die Fledermaus ans Fenster geflogen ist.“
    Linda schluckte. „Und was hat er gesagt?“
    „Ungefähr dasselbe. Da bist du ja endlich, ich warte auf dich … “
    „Und das sagst du so ruhig, als ob das ganz normal wäre?“, fragte Linda entsetzt. „Macht dir das keine Angst?“
    Cassie nahm sich die Zeit, in sich hineinzuhorchen, um ihre widerstreitenden Gefühle zu sortieren. Schließlich sagte sie: „Also, die Stimme an sich ist nicht gruselig oder so. Sie klingt irgendwie … interessant.“ Fast hätte sie sexy gesagt. „Es ist natürlich schon unheimlich, aber nicht beängstigend. Ich wusste nur nicht, ob das alles real ist oder ob ich spinne, und das hat mir richtig Angst gemacht.“
    „Okaaaay … Hättest mir ruhig früher von dem Hausgeist erzählen können. Dann hätte ich ein paar nützliche Sachen mitgebracht.“
    Überrascht blickte Cassie die Freundin an. Nie hätte sie von Linda eine solche Reaktion erwartet.
    „Kennst du ihn von früher?“, fügte Linda hinzu.
    „Was?“
    „Na ja, ihr kommt ja schon länger her. Kinder können manchmal Geister sehen. Hätte ja sein können …“
    „Quatsch. Glaubst du, ich wäre mit dir hierhergefahren, wenn ich gewusst hätte, dass es hier spukt?“
    Doch Lindas Frage hatte eine lästige Erinnerung geweckt, an eine von den vielen Marc-Episoden, die sie immer so gut wie möglich verdrängte, um sich nicht zu sehr aufzuregen. Hatte er nicht in ihrem letzten Familienurlaub vor fünf Jahren hier behauptet, es würde jemand um die Hütte schleichen und Cassie stalken? So richtig ernst genommen hatte das keiner, am wenigstens sie selbst; schließlich waren die nächsten Nachbarn fast zwei Meilen entfernt. Am rechten Ufer gab es einen kleinen öffentlichen Strand, aber der war von hier nur über einen unwegsamen Waldpfad zu erreichen. Außerdem hätten dann ja alle diesen geheimnisvollen Typen sehen müssen, über den Marc sich so aufregte – und nicht nur er.
    Es sei denn …
    „Natürlich nicht“, beantwortete sie ihre rhetorische Frage selbst. „Aber wo wir nun schon mal hier sind … oder willst du lieber zurück?“
    Linda zögerte. „Heute Nacht jedenfalls nicht mehr“, sagte sie. „Um diese Zeit durch den Wald zu fahren, finde ich jetzt auch nicht wirklich prickelnd. Und wenn er uns in Ruhe lässt und du ihn nicht bedrohlich findest …“ Sie deutete auf die tote Maus. „Solche Überraschungen finde ich nicht so witzig.“
    „Vielleicht war die Maus allergisch gegen Geister“, gab Cassie zurück. Sie hob die Stimme und sprach in den leeren Raum. „Aber hör mal her, wer auch immer du bist – keine toten Tiere mehr, okay? Das finden wir nicht in Ordnung. Und du bist doch ein netter Geist, oder?“
    Noch während sie die Worte aussprach, spürte sie, wie sich die Härchen an ihrem ganzen Körper aufstellten. Ganz automatisch griff sie nach Lindas Hand und hielt den Atem an.
    Doch es kam keine Antwort.
    Nachdem sie die Maus mithilfe von Kehrschaufel und Eimer nach draußen auf die Veranda gebracht hatten, holten sie ihr Bettzeug und zogen ohne viele Worte ins große Schlafzimmer um, wo das Doppelbett stand. Der Rest der Nacht verlief ohne Zwischenfälle – trotzdem konnte Cassie wieder nicht so schnell
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