Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Computer Satellit

Der Computer Satellit

Titel: Der Computer Satellit
Autoren: James P. Hogan
Vom Netzwerk:
langsam wieder zum Leben erwachte, wandte er Linsay ein flehentliches Gesicht zu.
    »Ist er verrückt geworden?« flüsterte Krantz. »Er hat gerade gesagt, dass Spartakus noch läuft. Was soll …« Seine Worte erstarben, als er die Bestätigung sah, die in Linsays Gesicht geschrieben stand. In dem Raum war es völlig still geworden.
    »Es ist wahr«, sagte Linsay ihnen allen. »Als die Barriere verschwunden ist, habe ich angenommen, das käme davon, dass das System tot sei. Später, als ich herausbekam, dass das nicht der Fall war, wollte ich sofort den Oszillator sprengen lassen und mir dann später darüber Gedanken machen, was passiert war, aber Ray hat mir das ausgeredet. Auf irgendeine verrückte Art und Weise hat das damals auch einen Sinn ergeben, aber es war einfach zu viel los, und ich habe es nicht richtig kapiert.«
    »Aber Ihr Signal …« würgte Krantz heraus. »Sie haben doch signalisiert, es sei tot.«
    Linsay biss sich auf die Lippen und nickte entschuldigend. »Das war zu unserem Selbstschutz. Weiß der Teufel, was ihr Leute da draußen alles vorhattet. Das war die einzige Möglichkeit, wie wir sicherstellen konnten, dass ihr euch zurückhaltet, bis wir eine Chance bekommen, es euch zu erklären.« Er richtete seinen Blick direkt auf Dyer. »Ich bin immer noch nicht sicher, ob ich es erklären kann. Vielleicht gehen Sie das Ganze besser noch einmal für uns durch.«
    Krantz war mit zitternden Knien in einen Sessel gesunken, ohne etwas zu sagen. Dyer dachte einen Moment lang nach, stellte seine leere Tasse neben die Karaffe mit Scotch auf den kleinen Tisch neben seinem Sessel und stand langsam auf, um sich an den ganzen Raum zu richten. Ein Schock wie nach einer Explosion hatte die gesamte Gesellschaft ergriffen, und alle Augen waren weit aufgerissen und starrten ihn an, als er langsam seinen Blick durch den Raum schweifen ließ, bevor er anfing.
    »Sie alle wissen, was sich im Verlauf der letzten Stunden abgespielt hat«, sagte er schließlich. »Die Evakuierung der Leute, die noch in der Nabe und in Detroit waren, ist ohne Störung durchgeführt worden. Außerdem sind auf der Spindel und draußen am Radkranz Besatzungstruppen gelandet, wiederum ohne Störung. Und doch war Spartakus die ganze Zeit angeschaltet. Offensichtlich ist in seinem Innern eine tiefgreifende Veränderung eingetreten.«
    »Und was macht er im Augenblick?« fragte Hayes mit unsicherer Stimme.
    »Er hilft den Truppen beim Aufräumen. Außerdem scheint er viel Zeit damit zu verbringen, die Sterne anzuschauen.«
    Dyer sah sich um, als wolle er seine Zuhörer einladen, ihre eigenen Schlüsse zu ziehen. Die Gesichter, die zu ihm zurückstarrten, waren entweder leer, oder sie litten noch unter akutem Schock.
    »Seit dem Augenblick, in dem das Experiment begonnen hat«, sprach er weiter, »hat Spartakus eine Evolution durchlaufen, die bei uns Hunderte von Millionen Jahren gedauert hat. Die große Frage, auf die wir eine Antwort wissen wollten, hat gelautet: Könnte ein ähnliches, aber größeres System – das die Ressourcen eines ganzen Planeten zu seiner Verfügung hat – jemals in seinem Innern das Äquivalent eines Überlebenswillens entwickeln? Wir konnten uns viele Mechanismen überlegen, die etwas Derartiges herbeiführen konnten. Daher musste die Antwort auf diese Frage lauten: Ja, das ist möglich. Unsere nächste Frage lautete: Wenn das geschehen würde, was würde das System damit anfangen? Könnte es, genauer gesagt, die gleichen Verhaltensmuster entwickeln, die auch organische Systeme entwickelt haben, weil sie von dem gleichen Überlebensinstinkt motiviert sind, aber aus anderen Gründen?
    Um die Spekulationen zu überprüfen, die von allen Seiten geäußert wurden, haben wir Janus eingerichtet. Da die angenommene Antwort auf die erste Frage ja lauten musste, haben wir eine Situation geschaffen, in der das bereits passiert war – wir haben Spartakus von Anfang an einen Überlebensinstinkt einprogrammiert. Um dann seine Fähigkeit zu überprüfen, sich diesem Instinkt entsprechend zu verhalten, haben wir ihn angegriffen. Was danach passiert ist, wissen Sie alle.«
    Cordelle räusperte sich und hob eine Hand, um die allgemeine Aufmerksamkeit auf seinen Platz bei Linsays Gruppe zu lenken. Dyer hob die Augenbrauen.
    »Sagen Sie damit, dass er tatsächlich Emotionen entwickelt hat, die wie unsere sind … dass er genau wie wir empfunden hat?«
    »Das wäre vielleicht eine zu starke Vereinfachung«, antwortete Dyer.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher