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Der Cocktailparty-Effekt

Der Cocktailparty-Effekt

Titel: Der Cocktailparty-Effekt
Autoren: Patricia Thivissen , Mihrican Oezdem , Christine Amrhein
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oberflächlicher. Das ist leicht vorstellbar, wenn man beispielsweise an einen frisch verliebten Menschen denkt. Bei schlechter Laune ist die Lage anders. Missmutig Gestimmte erinnern sich an Ereignisse besser, weil sie mehr auf einkommende neue Informationen achten und somit genauer sind. Hingegen gehen gut Gelaunte mehr von früheren Erfahrungen aus, übersehen neue Informationen und machen Fehler in der Erinnerung.
    Gut Gelaunte lassen sich auch stärker beeinflussen, wie eine weitere Untersuchung zeigt: Versuchspersonen sollten Fragen zu inhaltlichen Details eines zuvor angesehenen Films beantworten. Eingestreuten falschen Informationen stimmten die gut gelaunten Teilnehmer überwiegend zu. Die schlecht gelaunten waren dagegen wacher und kritischer und fielen nicht auf die Irreführungen herein.
    Es ist also höchste Zeit, das schlechte Image der schlechten Laune zu korrigieren!
    Zu den Literaturtipps

Warum haben wir mehr Angst vor einem Flugzeugabsturz als vor einem viel wahrscheinlicheren tödlichen Autounfall?
    Weil wir dazu neigen, spektakuläre, schreckliche Ereignisse zu überschätzen. Obwohl die Wahrscheinlichkeit, durch einen Autounfall zu sterben, sehr viel höher ist als durch einen Flugzeugabsturz, glauben wir, dass sich eher der zweite Fall ereignen wird. Denn an Autounfälle sind wir gewöhnt; sie kommen so häufig vor, dass wir sie nicht mehr sonderlich wahrnehmen, sie fallen uns kaum noch auf. Und: Da wir täglich selbst Auto fahren, uns also ständig einer Gefahr aussetzen, müssen wir dies verdrängen, um uns vor der Belastung zu schützen – es ist also ein verdrängtes Risiko. Zu einer falschen Einschätzung von Gefahren trägt auch die persönliche Betroffenheit bei. Wer in seinem Umfeld viele Krebsfälle erlebt, schätzt das Krebsvorkommen höher ein als es ist. Ebenso überschätzen wir Gefahren, wenn wir das Gefühl haben, keine oder wenig Kontrolle über die Situation zu haben: Gehen wir selbst das Risiko ein, z. B. wenn wir rauchen oder eine riskante Sportart treiben, dann spielen wir die Gefahr herunter. Sind wir der Gefahr unfreiwillig ausgesetzt, wie bei einer Naturkatastrophe, übertreiben wir die Gefahr.
    Wir unterschätzen auch Gefahren, wenn wir Hilfsmittel zur Risikominimierung verwenden. Trotz Sonnenschutzcremes wächst die Zahl der Hautkrebsfälle. Trotz – oder gerade deswegen? Forscher meinen, dass wir uns sicherer fühlen, wenn wir uns eingecremt haben, mit der Folge, dass wir sehr viel länger in der Sonne bleiben. Genau so verhält sich ein Autofahrer, der in seinem Wagen ABS hat: Vermeintlich beschützt, fährt er nun riskanter und erhöht die Wahrscheinlichkeit eines Unfalls. Ohne Sonnenschutzcreme und ohne ABS wären wir aber vorsichtiger. Ergo: Hilfsmittel sollten wir als zusätzliche Vorsichtsmaßnahme betrachten, nicht als Freischein für riskanteres Verhalten.
    Zu den Literaturtipps

Warum stört es uns, wenn wir bei einer Handlung unterbrochen werden?
    Der Mensch hat ein natürliches Bedürfnis danach, „Gestalten“ zu schließen. Stellen Sie sich die Zeichnung eines Kreises vor, bei dem aber ein Stück Linie fehlt, der Kreis also nicht vollständig geschlossen ist. Wir nehmen die Zeichnung trotzdem als einen Kreis wahr. Niemand würde auf die Idee kommen, zu sagen, er sehe eine Linie, die „fast kreisrund“ gezeichnet ist. Die Lücke schließen wir in unserem Geist, ohne einen Moment darüber nachzudenken. Die sogenannte Gestaltpsychologie spricht bei dem Kreis-Beispiel vom Gesetz der Geschlossenheit.
    Wie bei dieser Sinneswahrnehmung haben wir auch das Bedürfnis, unerledigte Dinge abzuschließen und nicht halb fertiggestellt liegen zu lassen. Das Unerledigte erzeugt eine Spannung in uns und verbleibt im Gedächtnis. In einer ähnlichen Situation erinnern wir uns an das Unerledigte und erleben wieder Spannung. Entspannung erfahren wir erst, wenn wir die Arbeit abgeschlossen haben. Dieser Zustand der Spannung durch Unerledigtes ist als Zeigarnik-Effekt bekannt – benannt nach seiner Entdeckerin, einer bulgarischen Psychologin. Unterbrechungen unserer Handlungen erleben wir oft bei der Arbeit. Durch Anrufe, anklopfende Kollegen, ausfallende EDV und spontan einberufene Sitzungen werden wir ständig aus der Tätigkeit herausgerissen. Das Unterbrochenwerden zählt zu den am häufigsten genannten Stressfaktoren am Arbeitsplatz. Arbeitgeber sollten daher um das Bedürfnis nach dem Schließen von Gestalten wissen und versuchen, ihren Mitarbeitern Zeiten
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