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Der Clan der Wildkatzen

Der Clan der Wildkatzen

Titel: Der Clan der Wildkatzen
Autoren: cbj Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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hervortraten.
    Kirri schien sie gar nicht zu bemerken. Sie schlüpfte unter ihm hervor und beobachtete das Blut, das aus seiner Kehle lief und sich auf dem Stein sammelte. Datura fauchte und stürzte sich erneut auf sie.
    » Du kannst kämpfen, Datura«, sagte sie, » aber du kannst nicht tanzen.«
    Die Mungodame verschwand aus seinem Blickfeld, und als er sich umdrehte, um zu sehen, wo sie war, wurden seine Augen trüb. Er taumelte und schüttelte den Kopf, um ihn klarzubekommen. Sein Instinkt sagte ihm, dass Kirri hinter ihm sein musste. Er wirbelte herum. Aber da war sie nicht.
    Der Schmerz, der ihm durch die linke Pfote schoss, als Kirri sie glatt in zwei Teile biss, war unglaublich. Datura brüllte und versuchte, nach der Mungodame zu schlagen und sie zwischen sich und dem Stein zu zermalmen. Doch er rutschte auf den Algen aus, die auf den Stufen wuchsen, und musste sich festkrallen, um nicht abzustürzen.
    » Sag doch mal meinen Namen«, verlangte die Mungodame und versenkte die Zähne in seiner rechten Pfote. » Kirri. Ist doch nicht so schwer.«
    Datura heulte.
    Die Mungodame beobachtete ihn, ihre roten Augen loderten. Sie stellte sich auf die Hinterpfoten und tanzte zur rechten Seite des verwundeten Katers, der versuchte, auf den nächsten Stein zu humpeln.
    » Die rechte Pfote war für die Mäuse«, sagte sie. » Die linke für die Vögel.«
    » Hör auf«, sagte er. Seine Schnurrhaare zitterten vor Schmerz. » Hör auf, Frischfleisch. Warte, bis du meine Zähne in dein stinkendes Fell bekommst.«
    Sein gelbes Auge funkelte, aber das blaue tränte vor Schmerz. Datura konnte kaum noch etwas erkennen. Er wusste es nicht, aber er blutete aus tiefen Bisswunden, die Kirri ihm in die Kehle versetzt hatte. Fauchend versuchte er zum letzten Mal, das kleine Raubtier mit einem Hieb zu treffen. Wenn er nur näher an sie herankäme, könnte er ihr den Kopf abbeißen. Er würde ihr die Schnauze abbeißen, wenn er sie nur sehen könnte. Wohin war sie verschwunden?
    Als sich Kirris Zähne erneut in seine Kehle bohrten, kreischte Datura und rollte sich auf den Rücken. » Das war für die Siamkatze«, sagte sie. » Die war ein besserer Kämpfer als du, Datura. Sie hat für die Kleinen gekämpft, die du gemeuchelt hast. Und sie hat meinen Namen geachtet.«
    Der Kater wäre wieder aufgestanden, aber inzwischen waren seine Vorderpfoten nutzlos, und die Mungodame fügte ihm fürchterliche Schmerzen zu, die seinen Rücken entlangschossen, als sie gnadenlos seine Hinterpfoten zerfleischte. Daturas Miauen war angsterfüllt– er blickte in den Himmel, fort vom Stufenbrunnen, fort von den Steinstufen. Endlos und bedrohlich wölbte sich der Himmel über ihm.
    » Bitte«, schrie er die Mungodame an. » Bitte, ich habe Angst– der Himmel– nimm ihn weg. Kirri, bitte.«
    Das Rote in Kirris Augen erlosch und sie wurden braun und ein wenig traurig. Sie sprang auf die nächste Stufe, wobei sie den Blick nicht von Datura abwandte. Seine Angst war echt, das konnte sie sehen. Beinahe zärtlich beugte sie sich über ihn, bis ihr braunsilbernes Fell sein blutiges weißes berührte, und dann biss sie ihm die Kehle heraus.
    » Das ist eine größere Gnade«, sagte sie zu ihrem toten Gegner, » als du den anderen entgegengebracht hast.« Kirri ging auf alle viere und huschte wie ein Schatten aus dem Stufenbrunnen. Sie sah sich weder noch einmal um noch putzte sie sich das Blut von ihrer schlanken Schnauze. Mit der Zeit würde das der Regen erledigen.

22
    Der Milan und die Katze
    E inmal war Miao in einen Fluss gefallen, und als sie hinabsank, waren alle vertrauten Geräusche der Welt abrupt verstummt und zu fernem Murmeln verklungen, während das Blut in ihren langen Ohren rauschte. Als sie sich jetzt unter Schmerzen zu der Mauer schleppte, fühlte sie sich genauso. Der Lärm der Schlacht, die zwischen den Wilden Katzen und den Unbezähmbaren tobte, schien aus weiter Ferne zu kommen, und die Schreie waren viel leiser als das Blut, das in ihren Ohren pochte.
    Ratsbane und seine Freunde hatten es in die Länge gezogen. Während sie hilflos unter ihnen lag, musste sie daran denken, wie Hunde Mäuse oder Kätzchen quälten. Doch dann hatte Miao sich vor dem Schmerz verschlossen und ihren Blick schweifen lassen, der auch ihr Bewusstsein mitnahm. Sie spürte, was sie ihr antaten, aber sie versteckte den Schmerz in einem kleinen Winkel ihres Verstandes, so wie Tooths Mutter es ihr vor vielen Jahren beigebracht hatte.
    Damals war Stoop ein junger,
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