Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Clan

Titel: Der Clan
Autoren: Unbekannter Autor
Vom Netzwerk:
noch immer eine seltene Schönheit. Das war sie schon bei ihrer allerersten Begegnung gewesen, als sie sechzehn war. Jetzt war sie zweiundvierzig und, falls überhaupt möglich, noch schöner mit ihren unvergeßlichen, immer leicht abschätzig blickenden blauen Augen, die schon so manchen Mann aus dem Gleichgewicht gebracht hatten, mit ihren immer noch lang getragenen seidenweichen, blonden Haaren, und schlank und rank wie eh und je, Leib und Hinterteil glatt und fest. Sie schwamm immer nur nackt, hatte also keine Badeanzugsstreifen, und war gleichmäßig überall sonnengebräunt. Die Sonne hatte selbst ihre großen, glänzenden Brustwarzen auf ihren festen, großen Brüsten nachgedunkelt.
    »Angelo Perino«, flüsterte sie heiser, »du bist nicht mehr der Allerjüngste, aber du bist noch immer der beste Stallion , den ich je hatte.«
    Er glaubte es ihr sogar. »Du inspirierst mich eben«, antwortete er.
    »Das wäre ein ganz wundervolles Kompliment«, lächelte sie,
    »wenn ich nicht genau wüßte, daß es sicher mindestens hundert Frauen gibt, die dich schon inspiriert haben, nicht wahr?«
    Angelo Perino war jetzt vierundsechzig. In mancher Hinsicht sah er auch so aus, in anderer wieder nicht. Er hatte lediglich graumelierte Schläfen. Frauen hatten ihn immer schon attraktiv gefunden, und die Linien in seinem Gesicht, die in den letzten zwanzig Jahren tiefer geworden waren, verliehen ihm nur noch mehr Reife und machten ihn auf eine neue Art attraktiv. Er war noch immer schlank und straff, und im Gegensatz zu vielen anderen Männern war sein Körper mit dem Alter nicht schlaff und weich geworden. Selbst Leute, die ihn nur aus seiner Rennfahrerzeit kannten, konnten ihn jetzt noch mühelos wiedererkennen.
    Vor zwei Wochen hatte er tatsächlich angefangen, Amanda Finch Modell zu sitzen - für einen Akt, wie Cindy ihn gebeten hatte. Es war eine stimulierende neue Erfahrung. Er hatte zuvor nie geglaubt, sich dazu überwinden zu können, doch jetzt begann es ihm sogar zu gefallen. Das Bild sollte später wie verabredet in ihrem Schlafzimmer neben dem von Cindy hängen.
    »Du inspirierst mich ganz besonders, Viscountess«, sagte er.
    Sie seufzte. »Na, wenigstens nennst du mich nicht mehr Miß Betsy!«
    Er lächelte. »Ja, das scheint nicht mehr so recht zu passen. Nicht mehr, seit ... nun ja, Nummer eins.«
    »Der war der einzige, der imstande gewesen wäre, dich umzubringen. Als er das mit uns beiden herausfand, da war ihm sehr danach.«
    »Er tat auch alles dazu, was er konnte.«
    »Nein, nicht eigentlich. Weißt du, ich glaube, du hast ihn nie wirklich ganz verstanden. Weder, wie durch und durch böse - und bösartig - er war, noch, wieviel Respekt und sogar Angst er trotzdem vor dir hatte.«
    »Im Gegenteil, ich meine eher, ich war der einzige, der ihn überhaupt jemals verstanden hat, jedenfalls zum Schluß, und nach langen, schmerzlichen Erfahrungen.«
    »Schätzchen«, murmelte Betsy und wechselte das Thema, »meinst du, es geht noch einmal? Du mußt dich beeilen. Du mußt zur George-Washington-Brücke. Wie ist es noch mit einem
    Quickie?« Und sie fuhr mit der Hand über seinen immer noch gestählten und muskulösen Leib und faßte sein noch halberigiertes Glied. »Einmal noch?«
    »Die sollen gefälligst warten. Wenn ich keine Zeit für >noch einmal habe, dann werde ich sie mir, zum Donnerwetter, nehmen!«

3
    Da er sowieso über den Hudson flog, und nicht über die Brücke fuhr, hatte er ohnehin noch Zeit.
    Vierzig Minuten, nachdem er seinen Quickie mit Betsy gehabt hatte, hob schließlich sein kleiner Beil-Hubschrauber von einem Dach an der Riverside ab, knatterte über Manhattan hinweg und überflog den Hudson River noch niedriger, als die Pfeilertürme der George-Washington-Brücke hoch waren.
    Sooft er auch schon in den lärmenden und vibrierenden Hubschraubern geflogen war, immer noch war er fasziniert und hatte Angst zugleich. Es war nicht mit dem Fliegen in normalen Flugzeugen vergleichbar, die einen so hoch empor und über Land trugen, daß die Welt unten spielzeughaft und unwirklich aussah. So wie in einem Hubschrauber mußten die Götter auf sie herabschauen: von hoch oben und doch detailgenau. Er konnte in die Autos auf der »GW« - wie die New Yorker die George-Washington-Brücke in ihrer Abkürzungsfreude nennen - sehen, wenn sie offen waren, und auf die Beine der Frauen darin mit hochgerutschtem Rock.
    Aber es war ihm nie ganz geheuer in einem Hubschrauber gewesen. Die kleinen Flugmaschinen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher