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Der Clan

Titel: Der Clan
Autoren: Unbekannter Autor
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der Marktführer der Branche wurde, war eine reine Familienkutsche. Deshalb beschloß er 1969, auch einen Sportwagen zu bauen. Seiner Urenkelin Elizabeth Hardeman, die damals gerade im Teenageralter war, eröffnete er, daß er dieses Auto nach ihr benennen werde: Betsy. Das Mädchen fand diesen Plan cool.
    Entwurf und Bau des Betsy übertrug Nummer eins einem Mann, dem er blindlings vertrauen konnte: einem Rennfahrer, der zugleich Automobilingenieur war, einem gewissen Angelo Perino. Zuerst schickte er ihn kurzerhand zu einem kosmetischen Chirurgen, der sein zerklüftetes Gesicht ein wenig glätten sollte, denn ein leitender Angestellter seiner Firma machte sich nicht gut als Kinomonster.
    Angelo war einverstanden und ließ die Operationen in der Schweiz vornehmen. Danach setzte ihn Nummer eins in seiner Niederlassung Detroit und gab ihm alle Freiheiten und Vollmachten für den Bau des Betsy.
    Allerdings gab es da ein Problem. Nummer zwei war bereits tot, und Nummer drei hatte sich darauf kapriziert, daß BethlehemMotors nur überleben könne, wenn es sich auf die Zubehörproduktion konzentrierte, statt weiter selbst Autos zu bauen. Und er war fest entschlossen, dies auch durchzusetzen. Er kämpfte offen gegen Nummer eins und versuchte, ihn aus der Firmenleitung hinauszudrängen, mit Mitteln, die zwar immer noch legal waren, aber nichtsdestoweniger unfein und schmutzig. Außerdem wollte er, sagte er, verdammt sein, wenn irgendein hergelaufener Kerl - gar nicht zu reden von einem Enkel eines Mafia-Alkoholschmugglers - seine eigene Macht und seinen Entschluß als legitimer Erbe und Nachfolger der Firma Hardeman und deren Vermögen beeinträchtigte. Er schreckte dabei nicht einmal davor zurück, Angelo Perino von ein paar gedungenen Schlägern zusammenprügeln zu lassen.
    Aber Angelo Perino konnte ebenfalls kämpfen. Deshalb ließ er sich nicht einschüchtern, obwohl man ihn heftig zugerichtet hatte. In einer stürmischen Aktionärssitzung gelang es ihm tatsächlich, Nummer drei auszubooten und dem Alten die weitere Kontrolle über die Firma zu sichern.
    Das Kuriose war nur, daß Nummer eins den Sieg, den Angelo für ihn errungen hatte, zwar durchaus zu würdigen und zu schätzen wußte, die ganze Geschichte aber trotzdem nicht goutierte. Daß sein eigener Enkel besiegt und gedemütigt worden war, ging ihm nun doch zu weit. Der Junge war schließlich immerhin Familie , und Blut war nun einmal dicker als Wasser. Was also tat der alte Mann? Er feuerte Angelo Perino kurzerhand und verbot ihm jeglichen Aufenthalt auf dem Firmengelände.
    Damit war die schicksalhafte Beziehung zwischen Angelo Perino und der Familie Hardeman jedoch bei weitem nicht zu Ende. Ganz in Gegenteil.
    1972
    1
    Angelos Vater Dr. Perino erhob sein Glas mit dem dunkelroten Wein - Welschrot hätten die Hardemans diesen Farbton genannt. Er blickte alle an, die um den Tisch saßen, auf dem eine große Schüssel mit Pasta stand. Die anderen taten es ihm gleich und erhoben ihrerseits die Gläser: Angelos Mutter Jenny Perino, Angelo und Cindy Morris.
    »Auf eine bessere Zukunft für dich und Cindy, Angelo«, sagte Dr. Perino. »Ich danke Gott, daß der Alte dich hinausgeschmissen hat. Du hast schon viel zuviel Zeit an die Hardemans verschwendet. Nichts kann diese Familie jemals noch retten. Der Enkel, Loren der Dritte, ist genauso schlimm wie sein Großvater, den man Nummer eins nennt.«
    »Sogar noch schlimmer«, sagte Angelo und nahm ebenfalls einen Schluck Wein. Er konnte allerdings nur mit seinem rechten Mundwinkel nippen, weil seine linke Gesichtsseite noch immer voller Drähte war und seine Lippen stark geschwollen waren.
    »Auch ich möchte einen Toast ausbringen«, sagte Cindy Morris feierlich. »Auf euch, Mutter und Vater. Ich nenne euch so, weil Angelo und ich heute nachmittag beschlossen haben, zu heiraten.«
    Jenny Perino hatte Freudentränen in den Augen, als sie daraufhin alle einen Schluck tranken. Sie liefen ihr über das Gesicht, als sie danach die Teller füllte. Alle am Tisch wußten, daß sie glücklicher nur noch dann hätte sein können, wenn ihre zukünftige Schwiegertochter zusätzlich katholisch gewesen wäre. Aber es war ihr klar, daß es ihre Pflicht war, Cindy zu lieben und zu respektieren. Sie war zufrieden, daß ihr Sohn so eine gute Frau gefunden hatte.
    Wie es der Familientradition entsprach, packte sie allen mehr auf
    ihre Teller, als sie wirklich zu essen imstande waren. Zu der hausgemachten Pasta mit der dicken Fleischsoße
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