Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Brander

Der Brander

Titel: Der Brander
Autoren: Alexander Kent
Vom Netzwerk:
Schulterzucken an, aber der Schmerz hinderte ihn daran. »Sie sollten mir eine Insel übergeben…« Ungeschickt nestelte er an seinem Säbel. »Und jetzt übergebe ich Ihnen dies.«
    Bolitho schüttelte den Kopf. »Nein, M’sieu. Sie verdienen, ihn zu behalten.«
    Damit wandte er sich ab und schritt zum Schanzkleid hinüber, während ihm Jubel- und Hurrageschrei in den Ohren gellte.
    Viele Hände packten zu und halfen ihm auf das trümmerübersäte Deck von
Achates
hinüber, wo er als erstes Fähnrich Ferrier und Bootsmann Rooke gewahrte, die strahlend ihre Hüte schwenkten.
    Wenn sie doch nur damit aufhören würden!
    Er ließ den Blick über die stummen Gestalten schweifen, die auf dem Batteriedeck hingestreckt lagen. Wie war es bestellt um die Ruhe dieser Tapfersten von allen? Und wie um die Verwundeten, die jetzt im Orlopdeck den Preis für seinen Sieg entrichteten?
    Er wandte sich um, als er Alldays schleppenden Schritt näherkommen hörte, und sah, daß sein alter Bootsführer Joberts Flagge über der Schulter trug.
    Bolitho packte ihn am Arm. »Alter Halunke! Wirst du denn nie tun, was man dir sagt?«
    Alldays Atem ging pfeifend, aber er schüttelte grinsend den Kopf.
    »Kaum, Sir. Alter Hund lernt keine neuen Tricks.«
    Mit feuchten Augen trat Bolitho an die Reling, wo Keen in einem abgesplitterten, blutbefleckten Stuhl lehnte, während Tuson seine Wunde untersuchte.
    Heiser sagte Keen: »Wir haben’s also geschafft, Sir. Wie ich höre, ist das Schiff, das auf uns zuhält, ein 74er.« Und mit dem Schatten eines Lächelns: »Auf ihm können Sie Ihre Flagge setzen und lange vor uns zu Hause sein.«
    Die Jubelrufe wollten immer noch nicht verstummen, stellte Bolitho fest. Drei gegen einen hatte es gestanden. Aber sie hatten gesiegt, und das würde man bald in ganz England erfahren.
    Leise sagte er: »Nein, Val. Meine Flagge bleibt auf Ihrem Schiff. Wir segeln gemeinsam nach Hause. Und zwar«, schloß er mit einem melancholischen Lächeln, »auf dem alten Käthchen.«

Epilog
    Bolithos Heimkehr wurde ein größeres Fest, als er während der langen Monate seiner Abwesenheit zu hoffen gewagt hätte. Und doch, wie vorausgeahnt, stimmte es ihn auch traurig. Das Abschiednehmen in Plymouth war ebenso bewegend wie der Willkomm, als die narbenbedeckte, arg mitgenommene
Achates
den Anker hatte fallen lassen; ihre Prise, die
Argonaute,
wurde sofort ins Trockendock übernommen.
    Für das Schiff mußte es ein stolzer Augenblick gewesen sein, überlegte Bolitho, auch wenn alle Pumpen mit Höchstleistung arbeiteten – wie jeden Tag und jede Stunde seit dem Gefecht. Selbst mit dem zusammengebastelten Behelfsrigg schaffte es das alte Käthchen, noch keß und unternehmungslustig auszusehen, auch wenn die Nationale nur auf der Hälfte ihrer vorgeschriebenen Höhe auswehte.
Achates’
Anblick trieb die Menschen in Scharen auf dem Ufer zusammen.
    Adam hatte Bolitho mit ernstem Gesicht von der zerschossenen Hütte herabsteigen gesehen, um sich von den Männern zu verabschieden, die ihm seit ihrem Aufbruch vor einem Jahr so vertraut geworden waren: Scott und Trevenen, Hawtayne und der junge Ferrier. Dann Tuson, der Schiffsarzt, der Keen einen daumengroßen Metallsplitter aus den Rippen geschnitten hatte. Und auch der kleine Evans, aus dem so früh ein Mann geworden war.
    Aber Bolitho dachte auch an jene, die er niemals wiedersehen würde, die den Triumph der Heimkehr nicht mit ihnen teilen konnten.
    In wenigen Monaten würde das eroberte Linienschiff unter britischer Flagge segeln, eine hochwillkommene Verstärkung der dezimierten Flotte. Aber
Achates
hatte das Gefecht schlechter überstanden als vermutet. Die blauen Gewässer der Karibik würde sie kaum wiedersehen, sondern ihre Tage als abgetakelte Hulk, als Unterkunft für durchreisende Seeleute beschließen.
    Die Rückfahrt durch den Kanal war langsam und mühsam gewesen, und sie hatten sich so dicht unter der Küste Cornwalls halten müssen, daß Adam in die Besansaling aufgeentert war, um mit dem Fernrohr Ausschau zu halten.
    Als er wieder unten stand, sagte er nur: »Ich habe ein Stück vom Haus gesehen, Onkel.« Jetzt erst begriff er, wie nahe er daran gewesen war, es nie mehr wiederzusehen. »Das Vorland ist schwarz vor Menschen, sie stehen bis nach St. Anthony.«
    Trotz des warmen Frühjahrswindes kamen sie nur so langsam voran, daß Bolitho eine Kutsche nach Plymouth entgegengeschickt wurde.
    Er war dankbar, daß Belinda nicht selbst gekommen war, denn wenn sie gesehen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher