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Der Blutmond

Der Blutmond

Titel: Der Blutmond
Autoren: T. J. Hudspeth
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den Anwesenden breit. Colin Black trat aus der Dunkelheit ans Lagerfeuer. Das schummrige Licht zauberte unheimliche Schatten, die über sein Gesicht huschten und seiner Präsenz etwas Gespenstisches, beinahe schon Dämonisches verliehen.
Mit hinter dem Rücken verschränkten Armen, ging er langsam um das Lagerfeuer herum und betrachtete jeden Einzelnen seiner Gefolgschaft. Sämtliche Augen waren auf ihn gerichtet.

"Wer unter euch Männern hat seine Zweifel und möchte lieber aussteigen?", fragte er mit ernster Stimme. Alle warfen sich untereinander verstohlene Blicke zu und warteten darauf, dass einer den ersten Schritt wagte. Und tatsächlich fand einer den Mut und erhob sich. Ein Raunen ging durch die Menge.

"Hier ich!", rief er und trat hervor. Colin war nicht überrascht, dass ausgerechnet Jonathan es war, der nun vor ihm stand. Er war einer der schwächsten im Rudel und fast zwei Köpfe kleiner als die Anderen. Wenn einer etwas an einer Sache zu nörgeln hatte, war es fast immer er. Außerdem machte es ihm nie so viel Freude, Vampire zu jagen, wie dem Rest der Meute. Im Gegenteil. Es schien ihm eher eine lästige Pflicht zu sein, der er als einer der rangniedrigsten Werwölfe nicht entkommen konnte.
Dass er heute hier, mit seiner schmalen Brust, vor Colin stand, lag nur an der Tatsache, dass ihm die restlichen Mitglieder, mehr oder weniger, keine andere Wahl ließen, als sich ihnen anzuschließen. Sie hatten ihn unter Druck gesetzt und er konnte sich dagegen nicht zur Wehr setzen. Ihm war nichts Anderes übrig geblieben, als dem Willen der Mehrheit zu folgen.

"Sprich dich aus!", forderte er Jonathan auf, der innerlich schon darauf brannte, endlich eine Möglichkeit zu bekommen, seine Meinung kundgeben zu dürfen, um dem Wahnsinn zu entkommen.

"Ich habe das Gefühl, dass wir in letzter Zeit unsere wirkliche Aufgabe aus den Augen verloren haben.

Unser Obliegen ist es, unschuldige Menschen vor den Vampiren zu beschützen, und nicht, sie wie ein notwendiges Übel zu verachten!

Wir haben die Menschen ausgenützt, bestohlen und betrogen und einige sind sogar dabei ums Leben gekommen.

Alles Kollateralschäden, die wir hätten verhindern können!

Das ist einfach nicht der Sinn der Sache und damit kann und möchte ich nichts mehr zu tun haben!

Und die Schriftrolle, die dir so kostbar und wichtig war, haben wir auch nicht mehr.

Das Spiel ist vorbei. Ich steige aus, Colin!" Mit breiten Beinen stand er da und drückte seine Brust heraus, um nicht eine allzu kümmerliche Erscheinung neben dem Alphawolf abzugeben.

"Ist es das, was du möchtest? Einen Ausstieg aus dem Rudel?", fragte er bitter. Jonathan nickte und wollte sich gerade umdrehen, um zu gehen, als Colin ausholte und ihm mit voller Wucht ein Messer in den Bauch rammte. Die anderen Rudelmitglieder saßen wie angewurzelt da und sahen schockiert zu, wie der Hänfling das Gleichgewicht verlor und umzukippen drohte. Colin packte ihn am Nacken und zog ihn dicht an sich heran, um ihm die Schneide noch tiefer in den Leib zu bohren. Der stechende Schmerz durchfuhr seinen gesamten Körper und ließ ihn aufstöhnen.

"Dann ist es ein Ausstieg für immer, denn niemand stellt sich gegen mich!", knurrte er ihm ins Ohr.

"Du bist nur ein weiterer Kollateralschaden, der dem großen Ganzen dient!", fügte er kaltherzig hinzu und stieß abermals die lange und gezackte Klinge in seinen Bauch.
Jonathans Lungen füllten sich mit Blut. Dessen metallener Geschmack ließ nicht lange auf sich warten, denn Sekunden später quoll es ihm aus der Mundhöhle. Vergeblich japste er nach Luft. Colin stützte sich mit einem Fuß an seiner Seite ab, sodass er sein Messer leichter herausziehen konnte. Wie ein nasser Sack fiel Jonathan zu Boden und hielt krampfhaft an seinem bedauernswerten Leben fest. Er kämpfte verbissen, doch jede Anstrengung brachte ihn näher an die Schwelle des Todes.

Der mordlüsterne Despot kniete sich neben ihn und sah zu, wie sein Opfer den Todeskampf verlor. Erst als das Leben endgültig aus seinen Augen verloschen war und eine grotesk verzerrte Fratze, der man die Überraschung, aber auch die Enttäuschung ansah, zurückblieb, schmunzelte er selbstgefällig. Dann erhob er sich und blickte mit angriffslustig funkelnden Augen in die Runde. Jeder wich seinem Blick aus und sah betreten weg, denn keiner wollte der Nächste sein.

"Hat sonst noch jemand irgendwelche jämmerlichen Gefühle, die er mir mitteilen möchte?", wollte er wissen, während er die
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