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Der blinde Passagier

Der blinde Passagier

Titel: Der blinde Passagier
Autoren: Alfred Weidenmann
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Jeeps der Vorfeldkontrolle. Es war zeitweise ein Verkehr wie mitten in der Stadt. Nur daß die Straßen nicht durch Gehsteige und Häuser begrenzt waren. Man hatte sie einfach durch weiße Linien und Kurven auf dem Beton gekennzeichnet.
    An einer dieser Linien kam jetzt der VW-Bus mit Frau Schimmelpfennig und ihren Kolleginnen angebraust. Fast im gleichen Augenblick rief eine Stimme: „Hallo, Mister Schimmelpfennig!“
    Diese Stimme gehörte dem Flugkapitän Frank. Er kam gerade aus dem Meteo-Büro, wo er vermutlich die Wetterlage studiert hatte.
    „Guten Tag, Herr Kapitän“, grüßte Peter Schimmelpfennig. „Geht’s in die Luft?“
    „Nur mal schnell nach Tokio, wo ich zum Kaffee verabredet bin. Auf dem Rückweg lasse ich mir dann in Bombay die Haare schneiden.“ Kapitän Frank war so lang und schlaksig wie einer von den Negern, die man im Fernsehen immer Basketball spielen sah. „Soll ich dir einen Elefanten mitbringen?“
    „Aber er muß stubenrein sein“, verlangte Frau Schimmelpfennig, die gerade aus ihrem VW-Bus ausgestiegen war.
    „Ich bin nicht sicher, ob man in Bombay stubenreine Elefanten auf Lager hat. Aber ich werde mich umsehen“, versprach Kapitän Frank und stieg in einen Wagen, der angefahren kam, um ihn zu seiner Maschine zu bringen.
    „Guten Flug!“ riefen die beiden Schimmelpfennigs.
    „Fröhliche Weihnachten!“ gab Kapitän Frank zurück und grüßte mit zwei oder drei Fingern am Mützenschirm. Dabei kamen die Goldstreifen und Sterne an seinem Ärmel eindrucksvoll zur Geltung.
    In der Kantine herrschte um diese Zeit Hochbetrieb. Es roch nach Fett und Zigaretten. Die Fenster waren beschlagen.
    Familie Schimmelpfennig hatte sich ganz für sich in eine Ecke gedrückt. Als ein Kellner vorbeikam, erhielt er die Erlaubnis, zwei Gläser heißen Tee zu servieren.
    „Was darf es sonst noch sein?“ wollte er wissen.
    „Sie werden sich wundern, Herr Tischendorf, das ist alles.“ Frau Schimmelpfennig lachte und fing an, die Einkaufstasche auszupacken.
    „Auf den Einfall mit der Zeitung und den Frotteehandtüchern hätte sogar Kolumbus stolz sein können“, lobte sie. „An den Bratwürsten kann man sich jetzt noch die Finger verbrennen.“ Aber das war natürlich übertrieben.
    Peter guckte auf seine Armbanduhr.
    „Hast du schon wieder Ameisen in der Hose?“ fragte Frau Schimmelpfennig. Sie verteilte inzwischen das Leipziger Allerlei auf die beiden Teller.
    „Ich muß um drei bei Rot-Weiß sein“, entschuldigte sich Peter.
    „Das ist was anderes“, sagte Frau Schimmelpfennig und fügte hinzu: „Guten Appetit.“
    Sie fingen beide an zu essen, und der Kellner brachte den heißen Tee. Aus dem Radio hörte man die neuesten Nachrichten und den Wetterbericht. Auch in Madrid und an der Riviera fiel das Thermometer unter Null.
    „Ein warmes Essen ist natürlich ein warmes Essen“, sagte Frau Schimmelpfennig nach einer Weile, „und gerade jetzt, wo es schneit und kalt ist, besser als belegte Stullen — aber darum geht’s nicht.“ Sie schnitt sich ein Stück von ihrer Bratwurst ab
    und spießte es mit der Gabel auf. „Daß du überhaupt auf die Idee gekommen bist, das ist es! Da liegt der Hund begraben.“ Frau Schimmelpfennig beförderte das Bratwurststück in den Mund. Gleich darauf nahm sie einen Schluck aus ihrem Teeglas. „So, und jetzt reden wir von etwas anderem.“
    Peter hatte nichts dagegen.

Bei Schnee und Glatteis bleiben
Bankräuber zu Hause

    Im Winter sehen Tennisplätze ziemlich trostlos aus. So war das auch bei Rot-Weiß an der Rothenbaumchaussee. Das ganze Gelände lag in tiefem Schnee, und das Clubhaus war geschlossen. Von den meisten Plätzen konnte man nur noch die Holzpfosten sehen, zwischen denen sich im Sommer die Netze spannten. Sie standen jetzt ein wenig sinnlos in der Gegend.
    Lediglich ein einziger Platz war bespielbar. Und das natürlich nur deshalb, weil über ihm ein riesiges Kunststoffzelt aufgebaut war, dessen Wände mit Luft aufgeblasen waren. Es lag da wie ein Zeppelin, den irgend jemand in der Mitte durchgeschnitten hatte. Drinnen gab es eine ganze Galerie von Neonlampen, damit man bei jeder Tageszeit spielen konnte, und eine Klimaanlage sorgte für die gewünschte Temperatur.
    In dieser Halle gab Tennislehrer Pohmann zu bestimmten Stunden seinen Unterricht. Und Peter Schimmelpfennig „sammelte“ bei ihm. Das heißt in der Tennissprache, daß Peter Schimmelpfennig sein Balljunge war. Pro Stunde brachte das eine Mark fünfzig. Eine
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