Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der blaue Stern

Der blaue Stern

Titel: Der blaue Stern
Autoren: Robert Asprin
Vom Netzwerk:
gelehnt. Eine Hand umklammerte den Pfeil in seiner Wange. Die Augen waren offen und glasig. Wenige Augenblicke später sank die Hand hinab. Er kippte um, und seine Gedärme bewegten sich geräuschvoll.
    Der Hund lag ausgestreckt, das obere Ende des Degens ragte aus seiner Kehle. Die Zunge hing aus dem aufgerissenen Rachen, blutig, fast ein eigener Körper, ein erschlagener Wurm.
    Smhee ergriff den bronzenen Türgriff.
    »Bete, Masha! Wenn er die Tür von innen verriegelt hat ...«
    Die Tür schwang auf.
    Smhee sprang hinein, den Speer des toten Wächters in der Hand. Masha folgte ihm. Vor ihr lag ein großer Raum, die Luft war grün und roch nach Räucherwerk. Teppiche verhüllten die Wände, und die schweren dunklen Möbel trugen Ornamente in Form von Dämonenhäuptern. Sie hielten inne und lauschten. Außer einem gedämpften Blubbern herrschte Stille.
    »Schnell! Schaffen wir die Toten herein!« zischte Smhee, und sie zogen die Leichen in den Raum. Jeden Augenblick erwarteten sie, daß der gefürchtete Magier auftaucht. Aber er ließ sich noch nicht sehen. Sie schlossen die Tür.
    Smhee flüsterte: »Jeder, der draußen vorbeigeht, wird das Fehlen der Wache bemerken.«
    Vorsichtig betraten sie den nächsten Raum. Dieser war noch größer und offensichtlich das Schlafgemach. Ein riesiges rundes Bett ruhte auf einer Plattform, die über drei Stufen zu erreichen war. Schwerer scharlachroter Brokat bedeckte die Liegestatt.
    »Er arbeitet gewiß in seinem Labor«, flüsterte Smhee.
    Langsam öffneten sie die Tür zum nächsten Raum.
    Das Blubbern war jetzt deutlicher zu vernehmen. Masha sah, daß es aus einem großen Glasgefäß kam, das die Form eines umgedrehten Kegels hatte. Eine schwarzgrüne Flüssigkeit schimmerte darin, große Blasen stiegen auf und entwichen nach oben. Ein Abzug aus Metall an der Decke ließ die Gerüche entweichen.
    Den Boden überzog ein marmornes Mosaik, in das Pentagramme und Neunecke eingelassen waren. Aus der Mitte eines dieser Zauberzeichen stieg stinkender Rauch auf. Nur kurz, dann verschwand er.
    Auf vielen Tischen befanden sich geheimnisvolle Dinge, und auf Regalen lagen dicke Rollen aus Papyrus und Pergament. In der Mitte des Raumes stand ein großer Tisch aus glänzendem, rötlichem Holz, davor ein Stuhl aus demselben Material mit Arm- und Rückenlehnen in der Form menschenköpfiger Drachen.
    In diesem Stuhl saß der Magier. Er trug eine purpurne Seidenrobe, in die goldene Zentauren und Greifen gestickt waren. Sein Gesicht ruhte auf dem Tisch, und die Arme waren daneben ausgebreitet. Er stank nach ranziger Butter.
    Smhee näherte sich ihm langsam, dann griff er nach den dünnen gekräuselten Haaren des Knotens am Kopf des Magiers und hob ihn hoch.
    Der Tisch war naß, Wasser rann aus Nase und Mund des toten Mannes.
    »Was ist mit ihm geschehen?« flüsterte sie.
    Smhee antwortete nicht sofort. Er zog die Leiche vom Stuhl und legte sie auf den Boden. Dann kniete er nieder und klopfte auf die Brust des Magiers.
    Schließlich erhob er sich lächelnd.
    »Was geschehen ist? Wir haben die Räder umgekehrt laufen lassen. Deshalb ist das Wasser, das von den Rädern hätte laufen sollen, in den Magier geflossen. Die Umformung der physischen Energie in magische, wurde wieder umgewandelt.«
    Er hielt inne.
    »Das Wasser drang in den Körper des Magiers. Er ertrank!«
    Smhee blickte nach oben und rief: »Gesegnet sei Weda Krizhtawn, die Göttin des Wassers! Sie hat Rache geübt, durch ihren treuen Diener Rhandhee Ghee!«
    Er blickte Masha an. »Das ist mein wahrer Name. Rhandhee Ghee. Ich habe die Göttin und ihre Gläubigen gerächt. Der Dieb und Schänder ist tot, und ich kann jetzt nach Hause zurückkehren. Vielleicht vergibt sie mir einige meiner Sünden, weil ich ihre Aufgabe erfüllt habe. Sicherlich komme ich nicht in die Hölle. Wahrscheinlich werde ich eine Weile im Fegefeuer aushalten müssen, und dann, durch Schmerz gereinigt, gelange ich in den niedersten Himmel. Und dann ...«
    »Du vergißt, daß ich noch bezahlt werden muß«, unterbrach sie ihn.
    »Nein, das habe ich nicht vergessen. Der Magier trägt goldene Ringe mit Steinen von unschätzbarem Wert. Nimm sie, und laß uns von hier verschwinden.«
    Sie schauderte und sagte: »Nein. Sie würden Unglück bringen.«
    »Na gut. Der nächste Raum wird die Schatzkammer sein.«
    So war es. Dort standen Truhen und Kisten, gefüllt mit Smaragden, Diamanten, Türkisen, Rubinen und vielen anderen Edelsteinen. Auch Idole und Statuetten aus
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher